Zuletzt 81 Prozent der Importe

Österreich rutscht zurück in die Abhängigkeit von russischem Gas

Ein Mitarbeiter arbeitet an einem Teil einer Erdgasleitung am Gelände der Gas Connect Austria Verdichterstation in Baumgarten an der March.

Ein Mitarbeiter arbeitet an einem Teil einer Erdgasleitung am Gelände der Gas Connect Austria Verdichterstation in Baumgarten an der March.

Hannover. Während viele Länder Europas sich spätestens mit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine nach Alternativen zu Gasimporten aus Russland umgesehen haben, ist Österreich nach kurzem Rückgang erneut stark abhängig von Putins Erdgas. Im Januar lag der Anteil der Gasimporte aus Russland im österreichischen Netz bei 81 Prozent, wie aus dem Energie-Dashboard des Klimaministeriums hervorgeht.

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Dabei sah die Situation in der Alpenrepublik schon ganz anders aus: Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine hatte auch Österreich sukzessive seine Abhängigkeit von Russlands Pipeline-Gas abgebaut – auf immerhin nur noch knapp 17 Prozent im vergangenen Oktober. Vor Kriegsbeginn lag der Anteil des Gases aus der Russischen Föderation in Österreich bei rund 80 Prozent – also sogar noch etwas niedriger als im vergangenen Januar.

Russland liefert wieder die volle Gasmenge nach Österreich

Die österreichische Regulierungsbehörde für Strom- und Gaswirtschaft E-Control begründet den Anstieg damit, dass die Importe aus Deutschland und Italien im November und Dezember zurückgegangen seien, während der Zustrom aus Russland konstant hoch blieb. Der russische Staatskonzern Gazprom hatte die Gasexporte nach Europa im Sommer stark gedrosselt. Zuletzt seien aber wieder 100 Prozent der bestellten Menge nach Österreich geliefert worden, wie der Chef des österreichischen Energiekonzerns (OMV) Alfred Stern Anfang Februar mitteilte. Nach Deutschland kommt aktuell gar kein Gas mehr aus Russland.

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Die Daten kommen vom Verband Europäischer Fernleitungsnetzbetreiber (Entsog) sowie E-Control. Die Regulierungsbehörde schätzt diese anhand von kombinierten Daten der Gasübergabepunkte an den Grenzen und Zahlen des Marktmonitorings. Beim Monitoring sind die Teilnehmer nicht verpflichtet, die genaue Herkunftsquelle des Gases anzugeben. Die Daten können deshalb ungenau sein und nachträglich geändert werden.

2018 schloss Putin persönlich einen langfristigen Gasdeal mit Österreich

2018 war ein Schicksalsjahr für Österreich. Damals erschien Kremlchef Wladimir Putin höchstpersönlich in Wien, um gemeinsam mit dem damaligen Kanzler Sebastian Kurz an der Unterzeichnung von langfristigen Gaslieferverträgen zwischen Gazprom und OMV teilzunehmen. Österreich band sich dabei bis ins Jahr 2040 an das russische Gas und verdoppelte die Liefermengen. Putin sprach von „Energiesicherheit für den ganzen Kontinent durch die gute Zusammenarbeit“. Die Vertragsdetails sind weiterhin geheim. Bekannt ist jedoch, dass die OMV zahlen muss – ob russisches Gas abgenommen wird oder nicht.

Der russische Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstag, 5. Juni 2018, anlässlich eines Treffens im Bundeskanzleramt in Wien.

Der russische Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstag, 5. Juni 2018, anlässlich eines Treffens im Bundeskanzleramt in Wien.

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Österreichs amtierender Bundeskanzler freute sich Ende des vergangenen Jahres hingegen über volle Gasspeicher in der Alpenrepublik. Zudem wehrte er sich kürzlich gegen Forderungen nach Maßnahmen gegen die OMV. „Wenn die Russen weiter liefern, dann kann ich der OMV nicht verbieten, die vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen“, sagte er in der ORF-Sendung „ZIB2″. „Wie stellen Sie sich das vor, mit einem Enteignungsgesetz?“

Österreich kommt bei Erneuerbaren nicht voran

Unterdessen kommt Österreich bei der Entwicklung von Alternativen zur Energiegewinnung aus Gas kaum voran. Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) will das Land mit erneuerbaren Energien unabhängiger machen. „Wir haben noch viel mehr zu tun, um das Problem an der Wurzel zu packen“, sagte sie in der vergangenen Woche. „Echte Unabhängigkeit“ gebe es nämlich erst, „wenn wir uns aus der Abhängigkeit von russischem Gas befreien“, so Gewessler. Angesichts dessen forderte sie die Bürgerinnen und Bürger erneut zum Energiesparen auf. „Je mehr Gas wir sparen, desto voller bleiben die Speicher für den nächsten Winter.“

Dennoch habe Österreich zuletzt seinen Gasverbrauch weniger stark gesenkt als andere Länder Europas, während die Stromproduktion aus Erneuerbaren weiter stagniere, konstatiert das Neos Lab, die Parteiakademie der österreichischen Liberalen. Das Nachbarland im Süden Deutschlands setzt besonders auf die Wasserkraft zur Stromgewinnung. Doch im vergangenen Jahr warf diese aufgrund von Dürren nicht genug ab. So habe Österreich im vergangenen Jahr sogar weniger Strom aus erneuerbaren Energien generiert als noch 2017, so das Neos Lab.

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Laut Angaben der Akademie habe Österreich seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine Gas für 7 Milliarden Euro aus Russland importiert. Aktuell werde außerdem monatlich mehr Geld von Wien nach Russland für Gas überwiesen, als seit Kriegsbeginn insgesamt an Hilfen für die Ukraine ausgegeben wurde.

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