Grippewelle und Personalmangel

ÖPNV unter Druck: Verkehrsbetriebe in vielen Großstädten dampfen Fahrpläne ein

Köln, Leipzig, Berlin, München und, und, und: In vielen deutschen Großstädten steht der ÖPNV unter Druck (Symbolbild).

Köln, Leipzig, Berlin, München und, und, und: In vielen deutschen Großstädten steht der ÖPNV unter Druck (Symbolbild).

Köln, Leipzig, Berlin, München, und noch mehr: In vielen deutschen Großstädten steht der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) unter Druck. Das sonst schon rare Personal ist krank, die Kundschaft unzufrieden. Deutschlandweit müssen die Verkehrsbetriebe ihre Fahrpläne kürzen. Teilweise werden sogar Bus- und Bahnfahrer aus dem Ruhestand geholt, um dem Andrang Herr zu werden.

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Bei den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) etwa sind allein im Dezember laut „Express“ fast 10 bis 15 Prozent der Fahrten einfach ausgefallen. Am Mittwoch zog die Leitung nun Konsequenzen: So wird der Fahrplan künftig deutlich eingestampft. Einzelne Bahnen fahren nur noch im 20-Minuten-Takt, andere Linien verkürzen ihre Strecken, so „Express“. Damit ist Köln nicht allein. Zahlreiche Städte müssen ihr Angebot derzeit einschränken.

Jeder fünfte Bus- und Bahnfahrer ist krank

Der Grund: Die Grippewelle hält weiter an. Seit Wochen seien etwa in Köln 15 bis 20 Prozent der Mitarbeitenden krank. Die Hälfte davon entfalle wegen der Influenza. Außerdem hätten Dutzende Mitarbeitende ihren Job im Vorjahr an den Nagel gehangen. „Jeden Tag werden unsere Mitarbeiter beschimpft, bedroht oder es gibt tägliche Übergriffe“, sagte etwa KVB-Vorstand Peter Densborn dem „Express“. Gleichzeitig könnten Urlaubswünsche wegen des Personalmangels nicht erfüllt werden.

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Grippewelle: Deutlich mehr Fälle in Deutschland

Die Zahl der ans RKI gemeldeten Grippefälle für die vergangene Woche betrug rund 44300. Das sind rund 58 Prozent mehr Fälle als noch eine Woche zuvor.

Die Kölner Verkehrsbetriebe bildeten eigenen Angaben zufolge Fahrer aus. Allerdings dauere eine Ausbildung vier bis acht Monate und bringe kurzfristig keine Entspannung, so Densborn. Um die angespannte Lage auszugleichen, sei das Unternehmen daher gezwungen, vermehrt Fahrerinnen und Fahrer aus dem Ruhestand zu holen.

Leipzig meldet hohen Krankheitsstand

Auch in Leipzig fehlten im Dezember stolze 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bussen und Bahnen. Das berichtete zuletzt die „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ). Damit lag der Krankenstand Ende des vergangenen Jahres bei knapp 20 Prozent.

Folglich fahren Straßenbahnlinien nicht regelmäßig, Busse fielen zwischenzeitlich sogar stundenlang komplett aus, so die LVZ. Immerhin seien laut den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB) jedoch knapp 97 der angebotenen Fahrten auch erbracht worden. Die LVB fahren bereits seit den Sommerferien im vorigen Jahr nach einem ausgedünnten Sonderfahrplan.

Hamburg und Bremen kürzen Fahrplan weiter ein

Auch die Hamburger Hochbahn musste ihren Fahrplan im neuen Jahr weiter einschränken: Weil weiterhin viele Angestellte krankgeschrieben sind, fahren zahlreiche Buslinien deutlich seltener. Dabei war der Fahrplan bereits im November wegen des hohen Krankenstandes innerhalb der Belegschaft angepasst worden. Die Maßnahmen gelten bis auf Weiteres.

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Bremen dünnt ausgerechnet ab Ferienende seinen Fahrplan weiter aus: Ab dem 9. Januar werden weniger Busse und Bahnen auf bestimmten Linien fahren, so das Bremer Magazin „buten un binnen“. Der Schülerverkehr soll allerdings ohne Einschränkungen angeboten werden. Ein Sprecher der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) geht davon aus, dass die schwächeren Takte bis zum Ende der Grippewelle gelten werden, „in der Regel haben wir danach eine deutliche Entspannung“, zitiert „buten und binnen“ den Sprecher.

Betreiberwechsel bei der S-Bahn in Hannover brachte keine Besserungen

Auch in Hannover steht man vor teils massiven Problemen im Nahverkehr. Das berichtet die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (HAZ). Erst im Sommer hatte es einen Betreiberwechsel bei der S-Bahn gegeben. Nun ist nicht mehr DB Regio sondern das Unternehmen Transdev für den Betrieb zuständig. Seitdem hätten Zugausfälle und Verspätungen massiv zugenommen.

Laut dem Bericht liege das zum einen am hohen Krankenstand, der laut Prognose des Unternehmens bis zum Sommer anhalten werde. Hinzu komme aber, dass gleich 13 Altfahrzeuge, die von DB Regio übernommen werden sollten, derzeit nicht fahrtauglich seien. Dieses Problem könnte sich ebenfalls noch bis zum Sommer hinziehen.

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Regionalzugverkehr bundesweit eingeschränkt

Auch der Personalmangel im deutschen Regionalverkehr wird durch die diesjährige Grippewelle verschärft. In Nordrhein-Westfalen läuft fast ein Drittel des regionalen Bahnverkehrs gestört. Auch im Norden kommt es zu Problemen. Wie die Deutsche Bahn (DB) mitteilte, kann es aktuell auf vier Regionalstrecken zu Ausfällen kommen. Schuld sei auch hier der bundesweit hohe Krankenstand.

In Berlin fährt der Regionalexpress weiterhin meist nur im Halbstundentakt – und auch das oft mit Verspätungen. Auch hier liege die Krankenquote „jenseits der 10, 15, 20 Prozent“, sagte Odeg-Geschäftsführer Lars Gehrke im rbb-Inforadio.

Privaten Verkehrsbetrieben fehlt das Geld

Aber auch private Verkehrsunternehmen stoßen an ihre Grenzen – allerdings aus ganz anderen Gründen: Mit dem Auslaufen der letzten Corona-Rettungsschirme klagen etwa Omnibusunternehmen in Baden-Württemberg um Hilfen. So sei die Nachfrage noch immer nicht auf dem Niveau vor der Pandemie, erklärte etwa die Geschäftsführerin des Verbands Baden-Württembergischer Omnibusunternehmer (WBO), Yvonne Hüneburg, der „Schwäbischen Zeitung“. „Diese Einnahmen fehlen. Nicht jedem Unternehmen wird es gelingen, das bisherige Angebot aufrechtzuerhalten.“

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RND/hyd/sic/dpa

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