Start-up entwickelt Nocoa

Neue Alternative aus Deutschland: So schmeckt Schokoladeneis ohne Kakao

Sieht aus wie Schokoladeneis, ist aber Nocoa-Eis ohne Schokolade.

Sieht aus wie Schokoladeneis, ist aber Nocoa-Eis ohne Schokolade.

München. Wenn alles klappt, beginnt in diesem kleinen Münchner Hinterhof gerade eine kleine Lebensmittelrevolution. Er grenzt an das Eiscafe Eismeer, das für sich in Anspruch nimmt, die erste klimaneutrale Eisdiele der Stadt zu sein. Schokoladeneis kommt bei Temperaturen nahe 30 Grad Celsius gelegen. Sara Marquart, die das Eis auf gewisse Weise erfunden hat, steht neben einem Testesser. „Schmeckt nach Schokolade mit einem Hauch Nougat“, sagt dieser. „Das sagen viele, unser Nocoa-Eis ist nicht herb, sondern Milchschokolade nachempfunden,“ lächelt die Lebensmittelchemikerin. Mit Bruder Max hat sie vor eineinhalb Jahren ein Lebensmittel-Start-up gegründet, das den ökologisch oft unter fragwürdigen Umständen gewonnenen Rohstoff Kakao durch eine unbedenkliche Alternative ersetzen will. Als Startprodukt ist in Rekordzeit Eis entstanden.

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Im April hieß das geschwisterliche Start-up noch Qoa und der Marktstart war für 2023 in den USA geplant. Dann ging alles schnell. Qoa heißt jetzt Planet A Foods, der Marktstart wurde ein Jahr vorgezogen und nach Deutschland verlegt. „Wir sind beide im Umland von München geboren, fertigen in Bayern mit lokalen Zutaten und starten nun hier“, erklärt Sara den Gesinnungswechsel. „Zudem sind große Süßwarenhersteller sehr interessiert, wir passen perfekt in die Zeit“, ergänzt Max.

Pulver oder Masse: aus Aprikosenkernen und Haferspelze wird (Fake-)Kakao

Was den Nerv offenbar getroffen hat, ist ein Pulver oder wahlweise eine Masse, die Kakao in Schokoladenprodukten aller Art imitieren kann. Denn Kakao hat eine schlechte Klimabilanz und kann nur um den Äquator herum angebaut werden. Mit steigender Nachfrage wird immer mehr Regenwald für Kakaoplantagen gerodet. Ein Kilo Schokolade, das bislang Kakao als Geschmacksträger braucht, setzt nach einer Studie der Universität Oxford 19 Kilogramm des Klimakillers Kohlendioxid (CO₂) frei. Das wollen die Marquarts ändern.

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Mit Aprikosenkernen und Haferspelze, Fermentierung und Röstung ist es der Lebensmittelchemikerin nach einigem Experimentieren gelungen, das Aroma von Kakao täuschend echt nachzubilden. Dafür nötige Basisstoffe sind zudem in Deutschland und Europa massenhaft verfügbar. „Auch die Süßwarenindustrie versteht, dass auf lange Lieferketten kein Verlass mehr ist“, merkt Max an. Nun müssten nur noch Verbraucherinnen und Verbraucher auf den Geschmack kommen.

Ökologischer Fußabdruck mehr als halbiert

Weil sich Schokolade im Sommer nicht so gut verkauft, ist nun Eis zum Startprodukt geworden. „Jährlich konsumieren wir weltweit gut acht Millionen Tonnen Speiseeis, Schokolade ist Studien zufolge unsere liebste Geschmacksrichtung“, erklärt Sara und rechnet vor. Um diesen Bedarf zu decken, benötige man rund 45.000 Tonnen Kakaopulver mit einem ökologischen Fußabdruck von etwa gut 200.000 Tonnen CO₂. Würde alternativ das kakaofreie Pulver von Planet A Foods verwendet, wären es nur gut 85.000 Tonnen CO₂.

Sara und Maximilian Marquart vom Startup Planet A Foods

Sara und Maximilian Marquart vom Startup Planet A Foods

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„Es gibt keinen Planeten B“, erklärt Max den neuen Firmennamen. Als Markennamen haben die Geschwister Nocoa gewählt. Das spielt darauf an, dass ihre Produkte kakaofrei sind. Im fränkischen Fürth haben die Geschwister eine erste Produktionsanlage aufgebaut, die pro Stunde 400 Kilogramm ihres kakaofreien Pulvers erzeugen kann. Preislich liege man bereits gleichauf mit Kakaopulver, betont Max und peilt mit höherem Ausstoß sinkende Preise an. Ende nächsten Jahres wollen die Geschwister 1,5 Tonnen ihres Pulvers pro Stunde fertigen.

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Voraussetzung ist, dass ihre Erfindungen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern ankommen. Erstmals in Berührung kommen sie diesen Freitag und Samstag im Eismeer. Das dort angebotene Schokoladeneis ist nicht nur kakaofrei, sondern auch vegan, weil es mit Hafermilch gefertigt wird und verglichen mit herkömmlichem Schokoeis um fast ein Drittel kalorienreduziert. Danach zieht die Nocoa-Eistour weiter nach Berlin und in andere europäische Hauptstädte.

Auch ein erstes Winterprodukt im größeren Maßstab für den deutschen Markt ist geplant. Darüber dürfen die Geschwister noch nicht konkret reden. „Wir werden 2023 in einer großen Einzelhandelskette deutschlandweit mit einem kakaofreien Schokoladenprodukt vertreten sein“, sagt Sara stolz. Die Pläne zu einem Marktstart nächstes Jahr in den USA blieben davon unberührt, versichert Max.

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