Neue Mobilfunktarife der Telekom: mehr Daten und satte Rabatte für Familien
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Die Telekom ändert ihre Vertragsmodalitäten.
© Quelle: Oliver Berg /d pa
Frankfurt am Main. Die Deutsche Telekom krempelt ihre Mobilfunktarife um. „Wir wollen mehr Leistung für alle Menschen in Deutschland bringen. Zum gleichen Preis oder auch günstiger als zuvor“, sagte Torsten Brodt, Leiter Mobilfunk Telekom Deutschland, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Kern des Tarifportfolios ist ein neues Zusatzkartenangebot für das 5G-Netz. Je mehr SIM-Karten zum Hauptvertrag gebucht werden, umso billiger wird es pro Kopf.
Die Hauptkarte legt fest, wie viel Datenvolumen jeweils jedes Mitglied einer „Mobilfunkfamilie“ erhält. Der Einstieg ist bei fünf Gigabyte (GB) pro Monat (Magenta Mobil XS). Hier zahlt der Kopf der Familie, der auch als Schuldner für alle Nutzer und Nutzerinnen auftritt, knapp 35 Euro monatlich inklusive Telefonie und SMS-Flatrate in alle deutschen Netze. Die Preise steigen über zwei Stufen bis auf 59,95 Euro für 40 GB (Magenta Mobil L).
Telekom: Datenvolumen deutlich erhöht
Im Vergleich zu den alten Tarifen hat die Telekom das Datenvolumen jeweils deutlich erhöht. Und obendrauf kommt noch die XL-Variante mit unbegrenzter Datennutzung für 84,95 Euro. Die Zweitkarte kostet in sämtlichen Varianten immer 19,95 Euro, die dritte und alle weiteren gibt es dann für nur noch 9,95 Euro. Dieser Tarif gilt auch immer für junge Leute zwischen sechs und 17 Jahren. Das geht aus Unterlagen hervor, die dem RND vorliegen.
Brodt kündigte an: „Die 3,3 Millionen Kunden auf unseren 5G-Tarifen werden zum 1. Juli automatisch auf die höheren Datenvolumina angepasst.“ Bei Kunden in älteren Tarifen sei Anfang des Jahres bereits das Datenvolumen erhöht worden. Er fügt hinzu: „Wir können diese allerdings nicht einfach in die 5G-Generation umbuchen. Da wird es eine individuelle Beratung geben.“
Der Hintergrund: Nach den Worten des Telekom-Managers leben 80 Prozent der Menschen in Deutschland in Mehrpersonenhaushalten. Gleichzeitig hätten 75 Prozent der Haushalte mehrere Mobilfunkanbieter und seien deshalb mit Komplexität konfrontiert. Brodt: „Das schreit aus unserer Sicht nach Vereinfachung.“
Familienangebote aus den USA bekannt
Ideengeber waren die Kollegen in den USA. „Bislang ist im Mobilfunk das Verhalten der Konsumenten sehr individuell. Jeder kauft seins. Das wollen wir verändern. So wie das auch von T-Mobile in den USA gemacht wird. Dort sind die Kollegen schon seit vielen Jahren mit Familienangeboten unterwegs und sind damit sehr erfolgreich“, erläutert der hiesige Mobilfunkchef, der von einem intensiven Austausch mit den Kollegen beim Gestalten der Tarife spricht.
Wobei die Telekom auch in Deutschland „Familie“ sehr großzügig definiert: Jeder könne Teil einer Familie sein, unabhängig vom Namen, der Adresse oder von Verwandtschaftsverhältnissen. Das könnten auch die Mitglieder einer Wohngemeinschaft sein. Oder: „Es ist möglich, Patenkinder dazuzunehmen. Oder man kann sich mit seinem Nachbarn zusammentun“, so Brodt. Und: „Das Ganze ist flexibel ohne Mindestlaufzeit.“
In der Vergangenheit war die Telekom nicht so großzügig. Die früheren Koppelangebote waren stark am klassischen familiären Verbund in einem Haushalt orientiert.
Vor allem Vielnutzer profitieren
Vom neuen Tarifportfolio dürften vor allem Vielnutzer profitieren. Besonders deutlich fallen die die Vergünstigungen bei der XL-Version aus. Alle Mitglieder einer größeren WG könnten sich die Lizenz zum grenzenlosen Surfen besorgen, und nur einer zahlt den vollen Preis. Der Durchschnittspreis für eine vierköpfige Familie in der Variante S mit 20 GB macht knapp 20 Euro pro Kopf und Monat aus. „Damit bewegen wir uns in eine Preiskategorie, in die Magenta Mobil derzeit nicht hinkommt“, betont Brodt.
Die neuen Angebote dürften auch eine Reaktion auf das Verbot der erfolgreichen Stream-on-Tarife sein. Dahinter steckt ein jahrelanger Streit über ein grundlegendes Prinzip des Internets, Netzneutralität genannt. Die Telekom, aber auch Vodafone mit dem Gigapass hatten offeriert, dass zahlreiche Angebote nicht auf das monatliche Datenbudget angerechnet werden. Bei der Telekom gehörten zu Stream on zuletzt fast 300 Dienste für Musikstreaming, mehr als 130 für Videostreaming, knapp vier Dutzend für Gaming und eine Reihe für Chatplattformen und soziale Medien.
Angebote auch Reaktion auf Verbot von Stream-on-Tarifen
Laut Europäischem Gerichtshof verstößt dieses sogenannte Zero-Rating gegen den „Grundsatz der Gleichbehandlung des Datenverkehrs“. Die Bundesnetzagentur hatte verfügt, dass die Provider die Vermarktung für Neukunden zum 1. Juli einstellen müssen. Sowohl die Telekom als auch Vodafone hatten angekündigt, mit neuen Tarifportfolios auf das Zero-Rating-Verbot zu reagieren. Für Intensivnutzer von Streamingplattformen kommen nun die Tarifvarianten Magenta Mobil M (20 GB) und Magenta Mobil L (40 GB) infrage.
Durchschnittsnutzer sollten indes genau prüfen, welche Tarife tatsächlich lohnenswert sind. Das Vergleichsportal Verivox hat darauf hingewiesen, dass viele Nutzer ihren Datenbedarf deutlich überschätzen, weil sie übersehen, wie häufig sie über WLAN-Netze ins Internet gehen. Die Netzagentur hat gerade mitgeteilt, dass sich im Jahr 2021 das durchschnittlich genutzte Datenvolumen pro aktiver SIM-Karte und Monat gegenüber dem Vorjahr zwar um etwa 39 Prozent erhöht hat, dies aber dennoch nur 4,3 Gigabyte sind.
So kann es in einer Familie mit nur einem Vielnutzer sinnvoll sein, dass nur dieser die neuen Tarife mit dem hohen Datenvolumen nutzt. Alle anderen könnten sich dann preiswerte Offerten mit nur fünf GB auch bei Serviceprovidern suchen.
Wer bereits zu den Magenta-eins-Festnetzkunden der Telekom gehört, erhält die neuen Koppelangebote mit zusätzlichen Vergünstigungen. Die Hauptkarte ist jeweils 5 Euro billiger, und das Datenvolumen wird noch einmal verdoppelt. Brodt: „Die Konvergenz ist ein Teil unserer Stärke. Im Breitbandgeschäft sind wir schon sehr stark. Dort haben wir noch weitere Hebel, und dazu gehört auch, Festnetztarife mit Mobilfunk verstärkt zu kombinieren.“
Hauptzielgruppe der Telekom sind die sogenannten Premiumkunden, die bereit sind, für hohe Konnektivität etwas mehr zu zahlen. Wichtigster Konkurrent ist Vodafone. Branchenkenner erwarten, dass Vodafone demnächst mit einem ähnlichen neuen Tarifportfolio nachziehen wird.
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