Musk will bei Twitter-Funktionen mitreden
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Hält an seiner geplanten Übernahme von Twitter fest: Tech-Milliardär Elon Musk.
© Quelle: Patrick Pleul
San Francisco. Tech-Milliardär Elon Musk will nach einer Twitter-Übernahme auch bei der Produktentwicklung des Dienstes mitmischen. Er gehe davon aus, dass die Mitarbeiter auf seine Vorschläge zu Funktionen hören würden, sagte Musk bei einer Videokonferenz mit Twitter-Beschäftigten am Donnerstag. Die Unterhaltung war zwar nur für die Belegschaft gedacht – Twitter-Mitarbeiter teilten Informationen daraus jedoch so freigiebig, dass mehrere große US-Medien Liveblogs aufsetzen konnten.
Twitter soll finanziell gesund werden
Musk bereitete die Twitter-Belegschaft auf mögliche Jobkürzungen vor. Twitter müsste finanziell gesund sein – und im Moment lägen die Kosten über den Erlösen, betonte er. Wer einen bedeutenden Beitrag leiste, habe jedoch nichts zu befürchten. Wertvolle Mitarbeiter kämen laut Musk auch eher in Frage dafür, weiter von zuhause aus arbeiten zu dürfen. Der Online-Dienst hatte den Beschäftigten zuvor zugesagt, dass sie auch nach dem Ende der Pandemie nicht zurück in die Büros gezwungen würden. Doch Musk schrieb gerade erst bei seinen anderen Firmen – dem Elektroautobauer Tesla und dem Raumfahrtunternehmen SpaceX – eine allgemeine Präsenzpflicht vor.
In der Videokonferenz sagte der Tech-Milliardär, Twitter müsse mehr Funktionalität bieten und unterhaltsamer sein – und nannte die chinesischen Apps WeChat und Tiktok als Vorbilder. So könne der US-Kurznachrichtendienst auf eine Milliarde Nutzer kommen.
Verifizierung gegen Geld
Unter den Produktideen, die Musk dabei am Donnerstag nannte, war zum Beispiel, für die heute kostenlose Verifizierung der Nutzer Geld zu nehmen. Auch bekräftigte er die Absicht, gegen automatisierte Bot-Accounts anzukämpfen. Musk erzählte auch, wie er einst ein schlechtes Produkt auf Grundlage von Werbung dafür bei der Videoplattform YouTube gekauft und bei einer Websuche festgestellt habe, dass es sich um einen Betrug gehandelt habe. Sowas wolle er bei Twitter verhindern, sagte Musk.
WeChat ist eine sogenannte Super-App, die alle möglichen Funktionen von Messaging bis hin zu Einkaufs- und Bezahlmöglichkeiten beinhaltet. Versuche, eine solche Universal-Anwendung im Westen zu etablieren, schlugen bisher fehl. Bei Tiktok bekommen die Nutzer ein kurzes Video nach dem anderen vorgeschlagen. Musk lobte Tiktok dafür, dass die für Nutzer herausgesuchten Clips unterhaltsam seien.
Die Marke von einer Milliarde Nutzer war für Twitter stets weit außer Reichweite. Nach jüngsten Zahlen waren es rund 230 Millionen täglich aktive Nutzer, denen der Dienst Werbung anzeigen kann, weil sie auf die hauseigene App oder die Web-Version zurückgreifen.
Übernahme weiter offen
Weiter ist unklar, ob Musk am Ende Twitter-Eigentümer wird. Er einigte sich mit dem Twitter-Verwaltungsrat zwar auf eine Übernahme, ist aber auf die Zustimmung der Mehrheit der Anteilseigner angewiesen. Zugleich erklärte er den Deal für ausgesetzt, weil er Zweifel an den Angaben zur Zahl der Fake-Accounts habe. Twitter konterte, dass Musk die Vereinbarung nicht einseitig auf Eis legen könne und zeigte sich entschlossen, sie durchzusetzen.
Während Musk den Anteilseignern 54,20 Dollar pro Aktie bietet, liegt der Kurs zurzeit bei rund 38 Dollar. Musk hat also einen Anreiz, den Preis nachzuverhandeln, während viele bisherige Anteilseigner ein Interesse haben, bei seinem aktuellen Angebot zu verkaufen. Der Auftritt vor den Mitarbeitern wurde als Zeichen dafür gewertet, dass Musk weiter grundsätzlich am Kauf von Twitter interessiert ist.
RND/dpa