Spitzentreffen im Kanzleramt

Mobilitätsgipfel: Teilnehmende visieren 15 Millionen E‑Autos bis 2030 an – Diskussionen um Ladenetz

LKW und Autos fahren auf der Autobahn A10 nahe dem Dreieck Barnim in Richtung Frankfurt (Oder) und dem Abzweig zur Autobahn A114 nach Berlin. (Langzeitbelichtung/Symbolbild)

LKW und Autos fahren auf der Autobahn A10 nahe dem Dreieck Barnim in Richtung Frankfurt (Oder) und dem Abzweig zur Autobahn A114 nach Berlin. (Langzeitbelichtung/Symbolbild)

Berlin. Anlässlich eines Spitzentreffens im Kanzleramt ist eine Diskussion um das Tempo der Umstellung auf Elektroautos aufgeflammt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der sogenannten Strategie­plattform Transformation der Automobil- und Mobilitäts­wirtschaft, die am Nachmittag zusammenkamen, bekräftigten nach Angaben der Bundesregierung das Ziel, bis 2030 mindestens 15 Millionen vollelektrische Autos auf die deutschen Straßen zu bringen. Zuvor hatte es Kritik am Tempo gegeben.

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„Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass ein rascher Hochlauf der E‑Mobilität erforderlich ist, um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen“, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Dienstag nach dem Treffen in einer schriftlichen Mitteilung.

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Die Bundesregierung verwies auf den bereits im Herbst vorgestellten „Masterplan“ zum Ausbau des Ladenetzes für Elektroautos. „Beim Aufbau und Betrieb von Ladeinfrastruktur ist nun in erster Linie die Energie- und Auto­mobil­wirtschaft gefordert“, so Hebestreit. Auch die Lkw-Lade­infra­struktur soll vorankommen.

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IG Metall nimmt Auto­mobil­industrie in die Pflicht

An der Gesprächsrunde hatten neben Kanzler Olaf Scholz (SPD) mehrere Minister sowie unter anderem Vertreter der Auto- und Mobilitäts­branche, von Arbeitnehmern, Wissenschaft, Ländern und Kommunen teilgenommen. Erst nach der Zusammenkunft veröffentlichte die Bundesregierung die genaue Teilnehmerliste. Organisationen wie Lobbycontrol hatten die starke Beteiligung der Autobranche kritisiert. „Eine klimafreundliche Verkehrswende braucht mehr Bahn und weniger Autos. Damit sollte sich der nächste Mobilitätsgipfel befassen“, forderte Marissa Reiserer von Greenpeace.

„Wir sind in allen wesentlichen Zielgrößen, die sich die Bundes­regierung selber gesetzt hat, deutlich im Verzug“, hatte IG‑Metall-Chef Jörg Hofmann zuvor im Deutschland­funk kritisiert. Bürgerinnen und Bürger seien noch vorsichtig bei der Anschaffung von Elektroautos. Dies liegt aus seiner Sicht vor allem an der nicht ausreichenden Ladeinfrastruktur, die ein großes Hemmnis darstelle. Lade­infra­struktur müsse auch da entstehen, wo sie wirklich benötigt werde, wie auf dem Land, und nicht nur dort, wo es sich lohne. Der IG‑Metall-Vorsitzende sprach von Zögerlichkeit der Auto­mobil­industrie und bei Plänen, die sich die Politik selbst gesetzt habe.

E‑Autos: Verbraucher haben Bedenken wegen Reichweite

Der Umstieg auf E‑Autos wird nach einer Verbraucherumfrage der Unternehmens­beratung Deloitte von steigenden Kosten und fehlender Infrastruktur gebremst. Trotz wachsender Modellauswahl würden nur 16 Prozent der Befragten beim nächsten Autokauf einen reinen Stromer nehmen. Ende 2021 lag der Anteil demnach bei 15 Prozent. Niedrigere Betriebskosten und staatliche Kaufprämien seien wesentliche Argumente für den Kauf eines E‑Autos. „Nun schießen die Stromkosten in die Höhe, während die Förderung sukzessive zurückgefahren wird und 2025 sogar ausläuft. Das wird dazu führen, dass künftig weniger Elektroautos verkauft werden“, sagte Branchenexperte Harald Proff.

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Als größte Bedenken führten Verbraucher die Reichweite an: Mit 57 Prozent wurde sie am häufigsten genannt, gefolgt von einer fehlenden öffentlichen Ladeinfrastruktur (47 Prozent), der Ladezeit und der nicht vorhandenen Lademöglichkeit im eigenen Zuhause (je 45 Prozent). 75 Prozent der in Deutschland Befragten würden ihr E‑Auto am häufigsten zu Hause laden. Dieser Wunsch sei im Vergleich zum Vorjahr (70 Prozent) gestiegen, obwohl Lade­möglichkeiten gerade in dicht besiedelten Städten fehlten, teilte Deloitte weiter mit.

Falsche Angaben zur Reichweite: Südkorea verhängt Geldstrafe gegen Tesla
02.01.2023, Brandenburg, Grünheide: Das Gebäude der Batteriefertigung auf dem Gelände der Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg vom US-Elektroautobauer Tesla. Tesla beschäftigt derzeit nach eigenen Angaben mehr als 7000 Mitarbeiter im Werk in Grünheide. Bald sollen es in der Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg schon 12000 Beschäftigte sein. Mit dem geplanten Ausbau würden es dann noch mehr. Tesla will nach eigenen Angaben möglichst viel Verkehr von der Straße auf die Schiene verlegen. Das bisherige Tesla-Gelände umfasst rund 300 Hektar. Neu hinzu kommen jetzt weitere 100 Hektar. Foto: Patrick Pleul/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Reichweite der Autos sinke bei kaltem Wetter um bis zu 50,5 Prozent gegenüber der Onlinewerbung, teilte die südkoreanische Kartellbehörde am Dienstag mit.

Nachfrage nach E‑Autos übersteigt das Angebot

Aus Sicht des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sind Lademöglichkeiten jedoch nicht das Problem. Eine eigene Umfrage zeige, dass Nutzer die Entwicklung des Ladeangebots positiv beurteilten. „Die Auslastung der Ladesäulen liegt bei rund 15 Prozent, da ist ordentlich Luft nach oben“, erklärte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Haupt­geschäfts­führung. „Das Henne-Ei-Problem im Markt existiert nicht mehr.“

Die Nachfrage nach E‑Autos übersteige bei Weitem das Angebot, so Andreae. Kunden warteten teils länger als ein Jahr auf ihren Wagen. Die Zulassungs­zahlen müssten deutlich schneller steigen, um bis 2030 insge­samt 15 Millionen vollelektrische Pkw auf den Straßen zu haben – dieses Ziel hat sich die Bundes­regierung aus SPD, Grünen und FDP im Koalitionsvertrag gesetzt. „Es reicht nicht, mit Kaufprämien und über einen vorauslaufenden Ausbau des Ladeangebots die Nachfrageseite anzukurbeln. Die Nachfrage und Akzeptanz sind bereits hoch, jetzt muss das Fahrzeugangebot gestärkt werden.“

RND/dpa

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