Mietwagen bleiben mindestens bis 2023 teuer
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Bis Sixt brummt das Geschäft.
© Quelle: Dietmar Lilienthal
München. Während weite Teile der Wirtschaft wegen Kriegsauswirkungen bibbern, jubelt Alexander Sixt. „Wir haben ein neues Rekordhalbjahr bei Umsatz und Gewinn“, berichtet der Co-Chef des zu großen Teilen in Familienhand befindlichen Mobilitätskonzerns. Als Referenz dient das Vor-Corona-Jahr 2019. Im Vergleich dazu sind die Umsätze nach sechs Monaten um 17 Prozent auf gut 1,3 Milliarden Euro gestiegen. Der Vorsteuergewinn hat sich auf 223 Millionen Euro sogar fast verdoppelt. Das geschah, obwohl die Mietwagenflotte mit aktuell knapp 130.000 Fahrzeugen noch ein gutes Stück unter dem Höchstwert von 2019 mit rund 176.000 Autos liegt. Es gehören keine großen Rechenkünste dazu, mehr Umsatz bei weniger Fahrzeugen mit Preiserhöhungen zu erklären. Sixt schweigt dazu aber.
„Zur Preisgestaltung machen wir aus Wettbewerbsgründen keine Angaben“, bescheidet Sixt solche Fragen. Andere sind nicht so zugeknöpft. So hat der eher kostengünstige Autovermieter Sunny Cars zwischen Juli 2019 und Juni 2022 eine Erhöhung der durchschnittlichen Mietwagenpreise um 83 Prozent festgestellt. Von Juni bis Juli dieses Jahres seien sie unerwartet um etwa ein Zehntel gesunken. Das könnte mit anderen Kostensteigerungen zu tun haben: Urlauberinnen und Urlauber wollen oder können wohl nicht mehr jeden Preis für ein Mietauto zahlen. Im Jahresvergleich von Juli 2019 bis Juli 2022 liegen die Preise laut Sunny Cars aber damit immer noch um zwei Drittel höher.
Spritverbrauch: Die Deutschen fahren weniger Auto
Die Kraftstoffnachfrage hätte im laufenden Jahr wegen deutlich geringerer Corona-Beschränkungen wieder anziehen können – doch das Gegenteil ist der Fall.
© Quelle: dpa
So etwas seien Berechnungen von Billiganbietern, meint Sixt. Premiumanbieter wie sein Unternehmen hätten Mietwagenpreise branchenweit zwischen 2019 und 2021 im Schnitt um eher 15 Prozent erhöht. Welche Aufschläge dieses Jahr dazugekommen sind, wollte Alexander Sixt aber nicht sagen. Ob sein Konzern 2022 stückzahlmäßig bislang überhaupt mehr Autos vermietet hat als im Vergleichszeitraum 2019, ließ er auch offen. Nach Lage der Dinge könnte der Umsatzzuwachs in großen Teilen oder komplett preisbedingt sein.
Sinken wird das Preisniveau bei Mietwagen absehbar nicht. Diese Prognose hatte zuletzt unter anderem die globale Buchungsplattform Booking.com für das zweite Halbjahr 2022 und Anfang 2023 geäußert. „Wir sehen das auch so“, betont Sixt. Die von Sunny Cars beobachteten Preisrückgänge von Juni auf Juli könnten also nur eine kurzfristige Entspannung bedeuten.
Mehr Personal nur durch deutlich höhere Löhne
Was Sixt auf jeden Fall deutlich erhöhen musste, sind die Löhne. Die habe man im Vergleich zu 2019 um ein Viertel angehoben, erklärte der Co-Chef des Autovermieters. Das liegt daran, dass Sixt in der Pandemie Tausende Jobs gestrichen hatte und jetzt mit anziehendem Geschäft das Personal dringend wieder braucht. Weil bei Autovermietern aber ähnlich wie in der Gastronomie oder an Flughäfen keine hohen Löhne gezahlt wurden, sind Beschäftigte in andere Branchen abgewandert. Zurück kommen sie nur mit deutlichen Lohnaufschlägen. Bis Ende 2022 will Sixt im Vergleich zum Vorjahr um rund 2000 auf dann wieder gut 8000 Stellen aufgebaut haben. Das wäre das Niveau von vor Ausbruch der Pandemie.
Ein spezielles Problem von Autovermietern ist zudem die mangelnde Verfügbarkeit von Fahrzeugen. Denn auch Vermietflotten wurden in der Pandemie radikal reduziert. Nun ist Ersatz nicht leicht zu beschaffen, weil Autoherstellern Chips und andere Teile fehlen, was die Produktion drosselt. Sixt ist es gelungen, die eigene Flotte im Vergleich zum Vorjahr auf gut 129.000 Fahrzeuge zu erweitern. Weiteres Aufstocken ist von der Lieferfähigkeit der Autohersteller abhängig. Auf der anderen Seite verdienen die Vermieter aber auch an der Knappheit: Als große Gebrauchtwagenverkäufer profitieren sie von gestiegenen Preisen.
Signifikant steigern will der Konzern aus Pullach bei München dabei den Anteil an Elektroautos, der derzeit je nach Land zwischen 12 und 18 Prozent liegt. Damit könnten Kundinnen und Kunden zumindest den hohen Spritpreisen entkommen, wenn sie schon bei der Fahrzeugmiete kräftig zur Kasse gebeten werden. Sixt dagegen ist wie andere Autovermieter oder die Ölbranche ein klarer Gewinner der aktuellen Preiskrisen.