Energieimporte

Menschenrechte haben uns beim Öl- und Gaseinkauf noch nie gestört

Ein russischer Bauarbeiter spricht während einer Zeremonie zum Baubeginn der Nord-Stream-Pipeline.

Ein russischer Bauarbeiter spricht während einer Zeremonie zum Baubeginn der Nord-Stream-Pipeline.

Berlin. Mit der Übertragung von Begrifflichkeiten aus dem einen Lebensbereich auf den anderen soll man ja besser vorsichtig sein. Oft genug verunglücken derlei sprachliche Experimente. Beim deutschen Import russischer Energierohstoffe jedoch passt ein Begriff aus dem Gesundheitsbereich nahezu perfekt: kalter Entzug.

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Bis Mitte vergangener Woche konnten Industrie und Verbraucher gar nicht genug Energierohstoffe aus russischer Förderung bekommen. Beim Öl, bei der Kohle und vor allem beim Gas galt die Maxime: je mehr und je billiger, desto besser. Seit dem Überfall auf die Ukraine ist das vorbei. Jetzt will Deutschland nur noch weg von Wladimir Putins schmutziger Energie.

Wir Deutschen bekommen gerade schmerzhaft vor Augen geführt, was unser Rohstoffhunger in der Welt so alles anrichtet. Unsere Petro-Milliarden fließen vor allem in Despotien – und wer will schon beim Tanken, Heizen und Kochen die Bomben finanzieren, die nun in der Ukraine unschuldige Menschen töten.

Menschenrechte haben uns beim Öl- und Gaseinkauf noch nie gestört

Und doch sollte wir uns hüten, die neue harte Haltung gegen Russland allzu eifrig zu bejubeln. Unsere Kehrtwende hat wenig mit dem plötzlichen Entdecken einer wertebasierten Wirtschaftspolitik und viel mit den realpolitischen Notwendigkeiten zu tun.

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Menschenrechte und Moral haben uns beim Öl- und Gasshopping nie sonderlich gestört. Andersfalls wären Saudi-Arabien, Kasachstan, Libyen oder auch Ägypten längst als Energielieferanten ausgefallen. Wir entdecken nicht unsere Werte neu, wir entdecken unsere Abhängigkeit. Plötzlich ist denkbar geworden, was selbst in der kältesten Zeit des Kalten Kriegs undenkbar schien: dass Russland den Hahn zudreht.

Und wo wir gerade beim Thema Ehrlichkeit sind: Zur bitteren Wahrheit gehört, dass wir vielleicht in den letzten Wochen dieses Winters, aber nicht in den kommenden 24 Monaten auf russisches Erdgas verzichten können.

Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt. Falls doch, würde der Entzug tatsächlich kalt – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

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