Operativer Gewinn: Lufthansa schreibt wieder schwarze Zahlen
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Die Fluggesellschaft Lufthansa will noch in diesem Jahr 5000 neue Mitarbeiter einstellen.
© Quelle: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dp
Deutschlands größte Fluggesellschaft Lufthansa schreibt wieder schwarze Zahlen. 2022 erwartet das Unternehmen einen bereinigten operativen Gewinn (vor Zinsen und Steuern) von mehr als einer halben Milliarde Euro. 2021 hatte Lufthansa noch einen Verlust von mehr als 2,3 Milliarden Euro eingefahren. Am Donnerstag stellte die Kranich-Airline die jüngsten Quartalszahlen vor.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr zeigte sich angesichts der Zahlen optimistisch. Er kommentierte das wirtschaftliche Ergebnis als „sehr erfreulich“. Die Lufthansa sei in der Krise noch „schlagkräftiger und resilienter“ geworden. Dennoch verwies Spohr auch auf die vergangenen Wochen, die von Streichungen im Flugplan und chaotischen Zuständen an den Flughäfen geprägt waren. Die Streichungen seien „schmerzhaft“ gewesen, so der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende. Dennoch habe sich die Situation inzwischen „deutlich stabilisiert“, die Lufthansa fliege 95 Prozent des Sommerflugplans. Allerdings wird es wohl noch weiterhin ruckeln im Luftverkehr. „Wir gehen weiter davon aus, dass die Situation auch in den kommenden Wochen noch herausfordernd sein wird“, so Spohr.
Auch jenseits reiner Verhandlungen müssen wir in diesem Unternehmen wieder mit einem besseren Gemeinschaftssinn zusammenfinden.
Carsten Spohr,
Lufthansa-Chef
Lufthansa in Tarifverhandlungen mit Verdi
Die Lufthansa befindet sich derzeit in Tarifverhandlungen für die rund 20.000 Beschäftigten des Bodenpersonals. Während Spohr und Finanzvorstand Remco Steenbergen am Donnerstag die Zahlen vorlegten, lief nicht weit davon entfernt die dritte Verhandlungsrunde mit der Gewerkschaft Verdi. Bis zum Nachmittag war noch keine Einigung erzielt.
Erst vor wenigen Tagen hatten sich auch die Lufthansa-Piloten in einer Urabstimmung für einen Streik ausgesprochen. Wohl auch deshalb ging Spohr am Donnerstag mehrmals auf die Situation der Beschäftigten ein. Er habe Verständnis dafür, dass die harten Krisenjahre Unmut ausgelöst hätten. „Die Belastung war riesig.“ Deshalb sei umso wichtiger, mit den Gewerkschaften im Gespräch zu sein. Und er räumte ein, dass es künftig etwas anders laufen müsse. „Auch jenseits reiner Verhandlungen müssen wir in diesem Unternehmen wieder mit einem besseren Gemeinschaftssinn zusammenfinden“, so Spohr.
Lufthansa will noch dieses Jahr 5000 neue Stellen schaffen
Trotz der Rückkehr in die Gewinnzone tritt Lufthansa für 2023 etwas auf die Bremse. Es komme vor allem darauf an, den Betrieb zu stabilisieren und für die Kunden verlässlicher zu machen, sagte Spohr. Die Lufthansa will nach den Erfahrungen aus dem aktuellen Chaossommer im kommenden Jahr 85 bis 90 Prozent des Vorkrisenprogramms anbieten. Im laufenden Jahr werden nach der Corona-Flaute vom Frühjahr und etlichen Flugstreichungen im Sommer rund 75 Prozent herauskommen.
Lufthansa und Verdi einigen sich auf mehr Geld für Bodenpersonal
Verdi hat für das Lufthansa-Bodenpersonal zweistellige Gehaltssteigerungen durchgesetzt. Damit sind neue Streiks vorerst vom Tisch.
© Quelle: dpa
Angesichts der chaotischen Zuständen an den Flughäfen hatte Spohr jüngst eingeräumt, es mit dem Sparen übertrieben zu haben. Die Gewerkschaft Verdi hatte kritisiert, dass im Zuge der Pandemie zu viele Stellen abgebaut worden seien. Nun will die Lufthansa nachlegen – und kündigte an, noch in diesem Jahr 5000 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzustellen. 2023 sollen dann noch einmal 5000 folgen.
Chaos an den Flughäfen kostete die Airline Millionen
Das Abfertigungschaos hat die Konzern-Airlines im Frühjahr 158 Millionen Euro gekostet, um Ersatzflüge oder Hotels sowie Entschädigungen an die Passagiere zu bezahlen. Insgesamt sind dafür im laufenden Jahr zwischen 450 und 500 Millionen Euro eingeplant. Allein der Verdi-Streik am vergangenen Mittwoch mit mehr als 1000 ausgefallenen Flügen koste etwa 35 Millionen Euro, sagte Steenbergen. Angesichts steigender Durchschnittserlöse war das für den Konzern aber leichter zu verkraften. Pro Ticket nahm die Lufthansa im zweiten Quartal 24 Prozent mehr ein als ein Jahr zuvor, und auch im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 waren es noch 10 Prozent mehr.
Dabei gelang der Lufthansa in den Monaten April bis Juni wie anderen europäischen Airlines die Rückkehr in die Gewinnzone. Der Konzernumsatz legte von 3,2 Milliarden auf fast 8,5 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) erreichte 393 Millionen Euro nach einem Minus von 827 Millionen Euro im pandemiegeprägten Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich verdiente die Lufthansa 259 Millionen Euro nach einem Verlust von 756 Millionen ein Jahr zuvor. Es war der erste Nettogewinn seit Beginn der Corona-Krise.
Lufthansa Cargo: Frachtgeschäft sorgt für schwarze Zahlen
Im Passagiergeschäft ging es aufwärts. So vervierfachte sich die Zahl der Fluggäste auf rund 29 Millionen. Das reichte aber noch nicht für einen Gewinn. Dass die Lufthansa konzernweit wieder schwarze Zahlen schreibt, lag vor allem am Frachtgeschäft: Allein Lufthansa Cargo erwirtschaftete im zweiten Quartal einen operativen Gewinn von fast einer halben Milliarde Euro. Spohr baut auch bei seiner Gewinnprognose für 2022 besonders auf die Frachtsparte: So soll die voll ausgelastete Cargo ihren operativen Rekordgewinn von knapp 1,5 Milliarden Euro von 2021 in diesem Jahr in etwa wiederholen.
Mit dpa
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