Pünktlich zur Wechselsaison: Kfz-Versicherungen werden auf breiter Front teurer
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/XNZ4LP2B7ZTAMDOETM4JWDRVQM.jpg)
Wenn es kracht, wird es immer teuerer. Das hat Folgen für Kfz-Policen.
© Quelle: Polizei
München. Geiz wird beim Blick auf so manchen Kontostand wieder geil. „Sparen ist gerade das große Thema“, sagt Jörg Rheinländer. Wenn es stimmt, was das für Kfz-Policen zuständige Vorstandsmitglied von Deutschlands führendem Autoversicherer Huk Coburg sagt und was auch Spatzen von den Dächern anderer Versicherer pfeifen, dürfte die beginnende Wechselsaison bei Kfz-Haltern starke Sparreflexe auslösen. Zum 30. November können sie wie jedes Jahr ihre Kfz-Police wechseln, was besonders dann passiert, wenn Prämien steigen. Das ist diesmal auf breiter Front zu erwarten. Rückversicherer, auf deren Schultern andere Versicherer ihre Risiken verteilen, haben jüngst erheblichen Bedarf für höhere Kfz-Versicherungsprämien erklärt.
Gut 10 Prozent müssten die Aufschläge betragen, um steigende Reparaturkosten auszugleichen, sagen sie. Ob es so herb kommt, bestimmen letztlich Kfz-Versicherer wie Huk oder Allianz. Aber was Rheinländer über den Markt und das eigene Haus sagt, lässt Ungutes vermuten. „Nach neun Monaten 2022 sehen wir eine Erhöhung der Kfz-Schadendurchschnitte um rund 10 Prozent, im Markt wird es deshalb diesmal sicher nicht zu versicherungstechnischen Gewinnen kommen“, warnt der Versicherungsmanager.
Branche hatte Milliardengewinne gemacht
Die vergangenen beiden Jahre hat die Branche in Deutschland noch Milliardengewinne erzielt, weil in Pandemie und Lockdown weniger gefahren wurde, was die Unfallzahlen reduziert hatte. Jetzt normalisiert sich das Fahrverhalten wieder, auch wenn hohe Spritpreise oder das 9-Euro-Ticket eine völlige Rückkehr zu Verhältnissen wie 2019 noch verhindern. Was aber mit anziehender Inflation deutlich steigt, sind Ersatzteilpreise und Löhne in Werkstätten. „Auch explodierende Energiekosten schlagen durch, Lackieren ist energieintensiv“, benennt Rheinländer einem weiteren Kostentreiber.
So kann man beim Wechsel der Kfz-Versicherung sparen
Wer seine Versicherung fürs Auto wechselt, kann bis zu mehreren Hundert Euro im Jahr sparen. Doch es gibt dabei ein paar wichtige Dinge und Fristen zu beachten.
© Quelle: dpa
Auch Huk – mit 13,5 Millionen Kundinnen und Kunden größter deutscher Kfz-Versicherer – spürt das. „Wir steuern auf eine schwarze Null zu“, sagt Rheinländer über die sich 2022 abzeichnende Bilanz. Im Vorjahr standen noch satte dreistellige Millionengewinne zu Buche. Wie stark der Marktführer seine Kfz-Prämien nun erhöhen wird, lässt er offen. Einen Hinweis gibt der Rabattrückgang für Elektroautos. Vor Jahresfrist hatte Huk die noch um pauschal 10 Prozent günstiger versichert, aktuell beträgt der Abschlag nur noch 5 Prozent.
Die Kfz-Tarife könnten sich um rund ein Zehntel verteuern
Die Allianz, mit rund 8,7 Millionen Kundinnen und Kunden die heimische Nummer zwei bei der Kfz-Versicherung, hat zuletzt eine Spanne von 5 bis 10 Prozent genannt, mit der Versicherungsprämien aller Art demnächst inflationsbedingt angehoben würden. Hinter vorgehaltener Hand hört man Werte um die 10 Prozent auch aus anderen Häusern. Das dürfte Fahrzeughalter reihenweise zur Suche nach einem günstigen Anbieter treiben. 2021 haben in einem bei den Prämien stabilen bis rückläufigen Markt 1,3 Millionen von ihnen ihren Kfz-Versicherer gewechselt. Im letzten Normaljahr 2019 waren es noch über zwei Millionen Wechsler.
Vergleichsportale und Spartipps
Dieses Jahr dürfte es besonders viel Sinn machen, sich nach einem kostengünstigen Kfz-Versicherer umzusehen, der nicht an den Leistungen spart. Helfen können bei der Suche Vergleichsportale im Internet, von denen allerdings keines den ganzen Markt abdeckt. Verbraucherschützer empfehlen deshalb auf mindestens zwei großen Portalen wie Check 24 und Verivox die Angebote zu vergleichen. In beiden fehlt aber die bei Kfz-Policen in Deutschland führende Huk Coburg, weshalb ein zusätzlicher Besuch auf deren Webseite ratsam ist. Sparen kann auch, wer an den Stellschrauben der Prämienberechnung dreht. Wer auf freie Werkstattwahl im Falle eines Unfalls verzichtet, erhält bei vielen Versicherern einen Rabatt. Wer einen Telematik-Tarif abschließt, bei dem man den eigenen Fahrstil überwachen lassen muss, hat es durch gesittete Fahrweise selbst in der Hand, ob und wieviel Rabatt am Ende rauskommt. Prüfen sollte man zudem, ob die einmal vereinbarte Jahresfahrleistung noch stimmt. Wer weniger fährt, zahlt auch weniger. Aber schummeln und falsche Angaben machen darf man nicht.
„Ich gehe davon aus, dass wir bei der Wechselbereitschaft eine Rückkehr zur alten Normalität erleben“, schätzt Rheinländer. Durch Tarifvergleiche könne man diesmal mehr sparen als zuletzt. Uneigennützig ist der Rat nicht. Die Huk gilt als preiswerter Versicherer, der im Wechselgeschäft stets überproportional Kunden gewinnt und sie der Konkurrenz abjagt. Wird viel gewechselt, kann Huk potenziell mehr gewinnen.
Wechseltermin steht Ende November an
Zugleich herrscht Verdrängungswettbewerb zum Wechseltermin Ende November. Denn Besitzumschreibungen und Neuzulassungen unter dem Jahr als zweites Standbein der Kundenakquise sind stark rückläufig. Nach neun Monaten haben in Deutschland dieses Jahr noch 7,4 Millionen Autos ihren Besitzer gewechselt oder sind neu gekauft worden. Voriges Jahr um diese Zeit waren es 8,5 Millionen und 2019 sogar 9,5 Millionen Fahrzeuge. Weil Chips fehlen, sind bei Neuwagen die Wartezeiten oft lang. Wenn alles teurer wird und eine Rezession droht, fährt man den alten Wagen zudem länger, was den Gebrauchtwagenmarkt drosselt.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/SUXJXPIWORDNBLHNMVWTSMEM5M.png)
Unbezahlbar
Unser Newsletter begleitet Sie mit wertvollen Tipps und Hintergründen durch Energiekrise und Inflation – immer mittwochs.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Wenn es aber Autoversicherer damit gerade schwer haben, an neue Kunden zu kommen, drehen sie diesen Herbst vielleicht doch nicht so stark an der Preisschraube, um Kunden nicht zur Konkurrenz zu treiben. Dieser Effekt dürfte aber bestenfalls das Ausmaß der diesjährigen Tariferhöhungen dämpfen. Die werden wohl auch kein einmaliger Schluck aus der Pulle bleiben. „2023 wird die Inflation nicht enden“, sagt Rheinländer mit warnendem Unterton. 2023 bringt damit absehbar weitere Verteuerungen bei Ersatzteilen und Werkstattstunden bei zugleich hohen Energiepreisen. Damit scheint eine zweite Runde von Tariferhöhungen vorprogrammiert. Wer in den nächsten Tagen nach einem günstigen Anbieter sucht, weiß dann für 2023 zumindest schon, wie das geht.