Immer weniger grüne Patente: Energiewende braucht mehr Innovation

Der Innovationsdruck für Klimaschutztechnik scheint momentan nicht sehr hoch zu sein.

Der Innovationsdruck für Klimaschutztechnik scheint momentan nicht sehr hoch zu sein.

Das Europäische Patentamt (EPA) und die Internationale Energieagentur (IEA) schlagen Alarm. Das Patentwachstum bei Technologien zur Energiewende ist zwischen 2017 und 2019 im globalen Maßstab stark abgeflaut, was globale Klimaziele gefährdet. Das geht aus einer gemeinsamen Studie von EPA und IEA zu Klimaschutztechnologien hervor. „Dieser Bericht ist ein klarer Aufruf zum Handeln“, warnt EPA-Chef Antonio Campinos. Denn die Patentdynamik stockt an entscheidender Stelle. „Um die angestrebte Netto-Null-Emissionsbilanz bis 2050 zu erreichen, muss fast die Hälfte aller Emissionssenkungen über Technologien erfolgen, die heute noch nicht auf dem Markt sind“, erklärt IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol.

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Nach der Studie, die erstmals alle Patentdaten für Klimaschutztechnik global auswertet, haben Patentanmeldungen in diesem Bereich zwischen 2017 und 2019 jährlich im Schnitt nur noch um bescheidene 3,3 Prozent zugelegt. Das liegt zum Vergleich unter dem allgemeinen Patentwachstum beim EPA 2019 von 4 Prozent. In den Jahren zwischen 2000 und 2013 betrug das globale Anmeldewachstum bei Klimaschutzpatenten dagegen im Schnitt noch 12,5 Prozent. Es ist also in den letzten Jahren auf ein Viertel eingebrochen. In der Studie selbst werden dazu keine Gründe genannt.

Massive Innovationssprünge nötig

„Aber wir haben uns natürlich Gedanken gemacht“, sagt ein EPA-Experte und nennt „vor allem Einflüsse aus der Politik, die zu dieser Phase des Rückschritts geführt haben“. Zum einen seien in den für Klimaschutz anmeldearmen Jahren die Preise für fossile Energien relativ niedrig gewesen, was allgemein den Innovationsdruck für Klimaschutztechnik gesenkt habe. Zum anderen aber sei Ölgewinnung per Fracking in den USA unter dem Ex-Präsidenten Donald Trump sehr angesagt gewesen. Dieser habe auch den sonstigen Klimaschutz kleingehalten und die Karbonisierung im Land beschleunigt. Da die USA die allgemein dominierende Patentnation der Welt sind, hat das auf die globale Patentstatistik im Bereich Klimaschutz durchgeschlagen. Unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden könne es nun eine spürbare Wiederbelebung grüner Klimaschutzinnovationen speziell in den USA geben, vermuten Patentexperten.

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Das tut not. Forschung für neue kohlenstoffarme Energietechnologien müssten im globalen Maßstab verbessert werden, erklärt Campinos. Vieles, was zur Verminderung des Ausstoßes von Klimagasen benötigt werde, existiere erst als Prototyp oder sei gar noch in der Konzeptphase, betont Birol. Sollen globale Klimaziele noch erreicht werden, bedürfe es nun massiver Innovationssprünge.

Bosch zählt zu bedeutendsten Anmeldern bei Klimaschutzpatenten

Untersucht haben EPA und IEA zwei volle Dekaden und sind dabei bis 2019 auf weltweit 420.000 Patentfamilien für Klimaschutzinnovationen gestoßen. Ein Viertel davon entfällt auf Japan, ein Fünftel auf die USA. Deutschland kommt als globale Nummer drei in dem Bereich auf einen Anteil von 12 Prozent und ist damit in Europa klar führend. Deutschland kommt zudem auf eine durchschnittliche Wachstumsrate von 6,5 Prozent bei grünen Klimaschutzpatenten.

Besonders aktiv sind deutsche Erfinder bei Elektroautos. Auch bei Batterie- und Solartechnik haben sie in den letzten Jahren erkennbare Fortschritte erzielt, geht aus der Studie hervor. Unter den zwölf bedeutendsten Anmeldern bei Klimaschutzpatenten weltweit sind mit dem Autozulieferer Bosch (7.470 Anmeldungen zwischen 2000 und 2019) auf Rang sechs, Siemens (6.764) auf Rang sieben und VW (4.081) auf Rang zwölf drei deutsche Großkonzerne. An der Spitze stehen mit dem japanischen Autobauer Toyota (13.124) und dem Batterieriesen Samsung (12.023) aus Südkorea zwei asiatische Unternehmen. Dabei verschiebe sich die Innovationslandschaft immer mehr weg von Energieversorgung und Solar- oder Windtechnologie hin zum Endverbrauch mit Batterien für Elektroautos oder zur Querschnittstechnologie wie intelligenten Stromnetzen oder der Abscheidung und Speicherung des Klimakillers Kohlendioxid.

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