Ifo-Institut: Vom zweiten Lockdown erholt sich die Wirtschaft erst 2022

Der Schriftzug „Wir schließen" steht am Schaufenster eines Geschäftes auf einer Seitenstraße der Düsseldorfer Königsallee.

Der Schriftzug „Wir schließen" steht am Schaufenster eines Geschäftes auf einer Seitenstraße der Düsseldorfer Königsallee.

Der verschärfte Kampf gegen das Coronavirus bremst die wirtschaftliche Erholung in Deutschland. Das Münchner Ifo-Institut hat deshalb seine Prognose für 2021 deutlich gesenkt: Statt 5,1 Prozent erwarten die Konjunkturforscher nur noch 4,2 Prozent Wachstum. Die Experten vom Düsseldorfer Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) sind etwas optimistischer und rechnen mit 4,9 Prozent.

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Auch das würde aber nicht ganz genügen, um die Rezession dieses Jahres wieder auszugleichen: Für 2020 sagen Ifo, IMK und andere eine um rund 5 Prozent schrumpfende Wirtschaft voraus. Die Erholung läuft zwar schon wieder, werde wegen des neuen Lockdowns aber rund um den Jahreswechsel erst einmal gestoppt.

Nach dem Absturz im Frühjahr ist derzeit aber kein weiterer zu erwarten. „Zumindest im Oktober und teilweise auch schon im November war gesamtwirtschaftlich weiterhin eine stabile Aufwärtsentwicklung zu beobachten“, sagte Peter Schmidt vom Statistischen Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden. IMK-Direktor Sebastian Dullien fürchtet trotz Ladenschließungen keine tiefe Rezession: „Die wirtschaftliche Grunddynamik ist stark genug, und die Stützungspolitik von Regierung und Europäischer Zentralbank wirkt.“

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Ifo-Institut erwartet geringeres Wachstum 2021

Auch die Ifo-Forscher halten die deutsche Wirtschaft grundsätzlich für robust, die Kaufkraft werde aktuell nur gestaut. „Wegen des neuerlichen Shutdowns bei uns und in anderen Ländern verschiebt sich die Erholung nach hinten“, erklärt Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Dabei liegt der Ifo-Prognose die Annahme zugrunde, dass die seit November geltenden Einschränkungen bis März 2021 in Kraft bleiben.

Was bei der Prognose 2021 gekürzt wurde, packt Ifo deshalb 2022 drauf: Statt der bisher vorausgesagt 1,7 Prozent soll die Wirtschaft im übernächsten Jahr um 2,5 Prozent wachsen.

Dauerhafte Schäden erwarten die Forscher dagegen am Arbeitsmarkt. Für 2020 und 2021 sagen sie nahezu unverändert gut 2,7 Millionen Erwerbslose voraus, die sich 2022 nur leicht auf gut 2,5 Millionen Menschen abbauen dürften. 2019 lag die Zahl der Arbeitslosen noch deutlich unter 2,3 Millionen.

Viele Firmenpleiten erwartet

Dieses Vorkrisenniveau werde Deutschland mittelfristig nicht mehr erreichen, warnte Wollmershäuser. Denn es seien im nächsten Jahr und darüber hinaus viele pandemiebedingte Firmenpleiten zu erwarten, die den Arbeitsmarkt nachhaltig schädigten. Weil Corona auch den Strukturwandel beschleunigt, änderten sich zudem die Anforderungen. Entsprechend könnte es für arbeitslos werdende Menschen mangels passender Qualifikation schwerer werden, einen neuen Job zu finden.

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Ifo-Chef Clemens Fuest sieht in seinen Prognosen allerdings „erhebliche Unsicherheit“. Ifo nimmt an, dass der harte Lockdown in Deutschland mit dem 10. Januar endet, aber eine leichtere Version bis März beibehalten wird. Außerdem wird in den Prognosen eine Verständigung von Großbritannien und EU beim Brexit vorausgesetzt.

Erholung beginnt im Frühjahr

Beginnen bald die Impfungen, könnten sich Inlandsnachfrage und privater Konsum nach Ifo-Schätzung ab dem zweiten Quartal 2021 wieder spürbar beleben. Bis Sommer 2021 könnten dann alle wirtschaftlichen Einschränkungen aufgehoben werden. Bis dahin hätten sich rund 100 Milliarden Euro Kaufkraft aufgestaut, sagte Wollmershäuser.

Die Exportindustrie sieht Ifo jetzt schon auf Erholungskurs, weil vor allem asiatische Absatzmärkte wieder intakt sind. Das werde den dieses Jahr nur leicht von 245 auf 235 Milliarden Euro schrumpfenden Leistungsbilanzüberschuss mit dem Ausland schon 2021 wieder auf 272 Milliarden Euro anschwellen lassen.

Konjunkturpolitisch rät Fuest zu schnellen und unbürokratischen Hilfen für besonders betroffene Bereiche wie Gastronomie und Einzelhandel. Wenn die wirklichen Schäden im Einzelfall dann später feststünden, könne man staatlicherseits zu viel Bezahltes immer noch zurückholen. Die Absenkung der Mehrwertsteuer ins neue Jahr fortzusetzen, bringe dagegen wenig, weil es an Kaufkraft ohnehin nicht fehle.

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