H&M: Onlineshop verschwindet für Chinesen aus dem Internet
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Chinesische Staatsmedien und soziale Netzwerkplattformen haben zu einem Boykott großer westlicher Marken, darunter auch H&M, aufgerufen.
© Quelle: Kevin Frayer
Hongkong. Im Streit um das Vorgehen der Behörden gegen die muslimische Minderheit in der Region Xinjiang hat China den Internetauftritt des Textilhändlers H&M gesperrt. Die Webseite des schwedischen Unternehmens konnte in der Volksrepublik am Freitag nicht mehr abgerufen werden, Produkte der Firma verschwanden von den Internetseiten der Onlinehändler Alibaba und JD.com. Die etwa 500 H&M-Filialen in China wurden auf diversen Internetkarten nicht mehr angezeigt, die Smartphone-App des Unternehmens war unauffindbar.
Chinas Kritiker dürfen im Land keinen Umsatz machen
Die USA, die EU, Großbritannien und Kanada haben Sanktionen gegen chinesische Regierungsbeamte verhängt, denen sie vorwerfen, für Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang verantwortlich zu sein. Nach ihren Angaben sind dort mehr als eine Million Menschen in Umerziehungslagern interniert worden, wo sie Zwangsarbeit verrichten müssen, gezwungen werden, sich von ihrer Kultur loszusagen und der Kommunistischen Partei und Staatschef Xi Jinping Gefolgschaft zu geloben. China erklärt dagegen, es versuche nur, die Wirtschaft in der Region voranzubringen und Extremismus zu bekämpfen.
Es hat als Reaktion aber nicht nur Sanktionen gegen westliche Staaten verhängt, sondern auch Boykottaufrufe gegen westliche Markenhersteller initiiert nach dem Motto: Wer China kritisiert, soll dort auch keine Geschäfte machen. Die kommunistische Jugendliga und Staatsmedien griffen besonders H&M heraus, weil das Unternehmen auf Druck seiner internationalen Konsumenten vor etwa einem Jahr erklärt hatte, keine Baumwolle aus Xinjiang mehr zu verwenden – was damals in China keine große Beachtung fand. Außerdem wurden jetzt die Unternehmen Burberry, Adidas, Nike, Zara und New Balance an den Pranger gestellt.
Auch chinesische Künstler rufen ebenfalls zum Boykott auf
Auch prominente Künstlerinnen und Künstler schlossen sich der an stalinistische Säuberungsaktionen gemahnenden Kampagne an. Die Sängerin Song Qian kündigte an, Werbeverträge mit H&M zu kündigen – ebenso wie der Schauspieler Huang Xuan. Die uigurische Schauspielerin Gulnazar erklärte, sie wende sich gegen alle Versuche, China zu diskreditieren und gab bekannt, Verträge mit Puma zu kündigen. Die Hongkonger Sängerin Angelababy und ihr Kollege Eason Chan versprachen, ihre Kontrakte mit Adidas zu lösen. Andere kündigten Verträge mit Nike, Burberry, Uniqlo und Lacoste.
Offen blieb, ob chinesische Firmen und Künstler auf Anweisung der kommunistischen Führung handelten oder aus eigenem Antrieb. Internethändler hätten womöglich Angst, von chinesischen Wettbewerbsbehörden aufs Korn genommen zu werden, die in jüngster Zeit verstärkt Kartellstrafen verhängt hätten, sagte Shaun Rein von der China-Marktforschungsgruppe in Shanghai.
China als viertgrößter Absatzmarkt
China hat immer wieder Markenhersteller aus Ländern unter Druck gesetzt, deren Regierungen die kommunistische Führung in Peking kritisieren. Für H&M ist China nach Deutschland, den USA und Großbritannien der viertgrößte Absatzmarkt. 2020 hat das Unternehmen dort fünf Prozent seiner Erträge erwirtschaftet.
Während die Firma für Chinesen am Freitag praktisch aus dem Internet verschwand, hatten ihre Filialen weiter geöffnet. Allerdings kamen offenbar deutlich weniger Kunden. Sie habe von der Kampagne nichts mitbekommen, sagte die 52-jährige Wang Yuying im H&M-Geschäft in Shanghai. Sie suche nach einem Frühlingsmantel und das Unternehmen sei preiswert und modisch. „Nachdem ich nun schon mal da bin, werde ich etwas kaufen“, sagte sie. „Aber wenn diese Gegenaktion wirklich lange anhält, werde ich mit weniger von dieser Marke anschaffen.“
RND/AP