Gestärkt aus der Corona-Krise: Griechenland will Europas Wachstumschampion werden
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Ein Frachter der chinesischen Reederei Cosco erreicht den Hafen von Piräus. Analysten erwarten einen deutlichen Aufschwung für die griechische Wirtschaft.
© Quelle: picture alliance / Photoshot
Athen. „Kalimera, Hellas!“ Mit diesem Gruß startete am Wochenende der weltgrößte Reiseveranstalter Tui in die Reisesaison in Griechenland. Die ersten Flüge aus Deutschland landeten auf Kreta, Korfu, Kos und Rhodos. Für Griechenlands Wirtschaft hängt viel vom Tourismus ab. In guten Jahren steuerte er mehr als ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Dann kam Corona. Die Pandemie ließ Griechenlands Wirtschaft 2020 um 8,2 Prozent schrumpfen. 6 Prozentpunkte davon gingen auf das Konto der Tourismusflaute.
In diesem Jahr könnte der Fremdenverkehr 2 Prozentpunkte zum griechischen Wirtschaftswachstum beitragen, veranschlagen Experten der Großbank HSBC. Auch der griechische Finanzminister Christos Staikouras ist zuversichtlich: Er rechnet für dieses Jahr mit einem Wachstum des BIP von 3,6 Prozent. Seine Prognose für 2022 erhöhte er auf 6,2 Prozent. Bei den Investitionen erwartet Staikouras im kommenden Jahr sogar ein Plus von 30,3 Prozent.
Investitionen und Wachstum: Kommt Griechenland gestärkt aus der Corona-Krise?
Im April verkündete der konservative Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis steuerliche Anreize für die Wirtschaft. Unternehmensgewinne werden nur noch mit 22 statt 24 Prozent besteuert. „Das Schlimmste ist überstanden, die Wirtschaft erholt sich schnell, ich bin sehr optimistisch“, sagte Mitsotakis vergangenen Freitag.
Griechenland könnte „im nächsten Jahr das Land mit der höchsten Wachstumsrate in der Euro-Zone sein“, meinte jetzt EU-Kommissarin Margarete Vestager bei einem Besuch in Athen. Lob bekommt die Regierung auch von privaten Investoren. „Griechenland bietet fantastische Möglichkeiten“, meint Prem Watsa, Präsident des kanadischen Finanzdienstleisters Fairfax. Die wirtschaftliche Erholung des Landes werde „alle Erwartungen der Finanzmärkte und der europäischen Institutionen übertreffen“. Die Mannschaft von Premier Mitsotakis sei „die beste Regierung Europas, weil sie eine wirtschaftsfreundliche Politik macht und Arbeitsplätze schafft“, schwärmt Watsa.
Wachsendes Vertrauen signalisiert auch die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P). Ende April erhöhte sie die Bonität des Landes von BB- auf BB. Damit liegt Griechenland zwar immer noch zwei Stufen unter der Schwelle zum „Investment Grade“, Finanzminister Staikouras hofft aber, dass sein Land in der ersten Jahreshälfte 2023 in die Liga der investitionswürdigen Schuldner aufsteigen wird. Das wäre ein großer Erfolg für ein Land, das noch Mitte 2015 am Rand der Staatspleite stand und mit Milliardenkrediten des Euro-Stabilitätsfonds (ESM) gerettet werden musste.
Klimaschutz und Digitalisierung: Corona-Plan der EU sichert Griechenland Milliarden Euro zu
Ein wichtiges Wachstumsinstrument ist der Corona-Aufbauplan der EU. Aus dem Programm erwartet Griechenland bis Ende 2026 Zuschüsse und günstige Kredite in Höhe von 30,5 Milliarden Euro. Damit will die Regierung Mitsotakis vor allem Projekte zum Klimaschutz und zur Digitalisierung umsetzen. Das griechische Aufbauprogramm könnte in den nächsten sechs Jahren kumulativ 18,3 Prozent zum griechischen BIP beitragen, veranschlagen die Analysten von S&P.
Aber auch die Griechen selbst können etwas für die Konjunktur tun. Sie haben während der Pandemie viel Geld bei den Banken deponiert. Die Einlagen wuchsen in den vergangenen zwölf Monaten um 19,6 Milliarden Euro. Volkswirte erwarten, dass ein Teil dieser Ersparnisse in den nächsten Monaten in den Konsum fließen wird.