Geplante Aufspaltung von Airbus: IG Metall und Betriebsräte rebellieren gegen das Management
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Betroffen ist der gesamte Standort der Airbus-Tochter Premium Aerotec in Varel in Niedersachsen mit knapp 1.300 Stellen und der größte Teil des Standorts Augsburg, wo es 2.200 von 2.800 Beschäftigten treffen würde.
© Quelle: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
München. Beim europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus braut sich an deutschen Standorten einiges zusammen. Hintergrund sind Pläne des vom Franzosen Guillaume Faury geführten Managements, in Deutschland einen Einzelteilefertigung genannten Bereich abzuspalten und möglichst zu verkaufen, in dem insgesamt 3.500 Beschäftigte arbeiten. Betroffen ist der gesamte Standort der Airbus-Tochter Premium Aerotec in Varel in Niedersachsen mit knapp 1.300 Stellen und der größte Teil des Standorts Augsburg, wo es 2.200 von 2.800 Beschäftigten treffen würde. Auf alternative Vorschläge des Airbus-Gesamtbetriebsrats und der IG Metall dazu habe das Management nicht reagiert, erklärten IG Metall-Vorstand Jürgen Kerner und mehrere Betriebsräte.
„Wer eine ausgestreckte Hand nicht ergreift und rote Linien überschreitet, provoziert die Belegschaft“, drohte Kerner nun recht offen. Er ist im Vorstand der IG Metall unter anderem für die Luft- und Raumfahrtbranche zuständig. Das Personal sei grundsätzlich für den von Faury geplanten Umbau der Werksstrukturen, erklärten er und Airbus-Gesamtbetriebsratschef Holger Junge. Das gelte aber nur, falls für alle deutschen Standorte belastbare Zukunftsperspektiven inklusive künftiger Arbeitsanteile auf den Tisch kämen. Das verweigere das Management aber bislang.
Gewerkschafter drohen mit Konsequenzen für Airbus-Produktion
Besonders übel stößt Gewerkschaftern und Betriebsräten auf, dass der Umbau in Frankreich für dortige Belegschaften schmerzlos und ohne Zerschlagungspläne laufen soll. In Deutschland sei da anders. Durch den Premium Aerotec-Standort in Augsburg werde per Zerschlagung ein Zaun durch die Fabrik gezogen, der dessen Zukunftsfähigkeit gefährde.
Gewerkschafter und Betriebsräte drohen nun damit, Sand ins Getriebe der demnächst wieder hochlaufenden Airbus-Produktion zu bringen. Der Luftverkehr nimmt langsam wieder Fahrt auf. Airbus, wo die Produktion pandemiebedingt um 40 Prozent gedrosselt wurde, will nun wieder mehr Flugzeuge bauen. Kreative Aktionen oder Informationsveranstaltungen an einzelnen Standorten, wie streikähnliche Situationen gewerkschaftsseitig umschrieben werden, könnten das verhindern.
IG-Metall-Vorstand will Merkel einspannen
Kerner will auch die Bundespolitik bis hinauf zu Bundeskanzlerin Angela Merkel einspannen, um sich beim französischen Amtskollegen Emmanuel Macron für deutsche Standorte und Stellen starkzumachen. Die Landesregierungen von Niedersachsen und Bayern protestieren bereits. Kerner kritisiert Ungleichbehandlung zwischen deutschen und französischen Werken. Alte Gräben öffnen sich.
Eigentlich will Airbus die Pandemie und die damit verbundene Flaute in der Fertigung nutzen, um den Konzern auf eine neue Generation von Flugzeugen mit Wasserstoffantrieb vorzubereiten, die ab 2035 gebaut werden soll. Dazu wird der europäische Werksverbund neu geordnet und konzernintern auch eine neue Tochter gegründet. Teile davon sollen, allerdings nur in Deutschland, abgespalten und verkauft werden, weil diese nicht wirtschaftlich seien.
Als unwirtschaftlich habe der Konzern gegenüber Betriebsräten hierzulande aber nur Bereiche mit 600 bis 700 Beschäftigten bezeichnet, sagt Premium Aerotec-Betriebsratschef Thomas Busch. Abgespalten werden solle aber ein Vielfaches davon. Bis Anfang 2022 werde die neue Werksstruktur nicht wie geplant stehen, wenn das Management nicht einlenkt, droht auch er.