Fahren Nutzfahrzeuge 2025 autonom auf der Straße?
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Unternehmen wie die ZF Friedrichshafen AG rüsten Pkw und Lkw mit neuen Sensoren und höherer Intelligenz aus – zwei Hauptkriterien für eine zukünftige Vernetzung von Fahrzeugen untereinander.
© Quelle: ZF
Wenn es um die Mobilität der Zukunft geht, spielt das autonome Fahren in den Strategien der Hersteller eine wichtige Rolle. Für manch einen Manager sind die Roboterautos der Gamechanger, der Dreh- und Angelpunkt, der über die Zukunft eines Unternehmens entscheiden kann. Sie könnten unsere Einstellung zur Mobilität von Grund auf verändern. Doch tatsächlich wird es noch viele Jahre dauern, bis selbstfahrende Pkw in den Privatkundenbereich vordringen werden. Wir haben mit Thomas Sedran, Chef von Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) in Hannover, über das Thema gesprochen. Die Hannoveraner sind für die Entwicklung der entsprechenden Technologien verantwortlich, die schließlich dem gesamten Konzern mit all seinen Marken zur Verfügung gestellt werden sollen.
Zwei Giganten tun sich zusammen
Dass diese Aufgabe bei VWN angedockt wurde, ist kein Zufall. Sedran: „Das erste Fahrzeug, bei dem die Technologie eingesetzt wird, wird ein Nutzfahrzeug von VWN sein. Der ID Buzz ist der Erprobungsträger, aber wir arbeiten an einer Projektplattform, um die Potenziale der autonomen Technologie voll auszunutzen und Geld zu verdienen mit den Autos, die wir dann bauen werden.“ Weil das Projekt selbst für einen Konzern wie Volkswagen mit hohen Risiken verbunden ist, haben sich die Niedersachsen mit 2,3 Milliarden Euro an der Ford-Tochter Argo AI in Pittsburgh (US-Bundesstaat Pennsylvania) beteiligt, die an der Entwicklung selbstfahrender Autos arbeitet und sich auf Augenhöhe mit den Softwarespezialisten im Silicon Valley bewegt. Zwei Autogiganten, die zusammen eine Zukunftstechnologie für ihre Produkte entwickeln.
Denn abgesehen von der Schwierigkeit, überhaupt verkehrssicher autonom fahren zu können, ist der finanzielle Einsatz enorm. Laut Sedran spreche man bei den Kosten für die Entwicklung der Algorithmen über dreistellige Millionenbeträge pro Jahr für die nächsten fünf bis x Jahre. Und dann sei da noch die Hardware: Für die gesamte Sensorik und die speziell designten Hochleistungsrechner werden etwa 250.000 Euro veranschlagt – pro Fahrzeug. Schon deshalb liegt der Einsatz im Privatkundenbereich noch in weiter Ferne.
Kosten pro Fahrzeug müssen auf unter 10.000 Euro sinken
Bei VWN rechnet man damit, die ersten autonom fahrenden Autos 2025 auf die Straße zu bringen. „Wenn die Technologie dann vielleicht für 50.000 Euro zu haben ist, lohnt sich der Einsatz eventuell für kommerzielle Fahrzeuge, wie VW sie mit Moia betreibt“, sagt Sedran. Dass Unternehmen wie Waymo in Kalifornien bereits seit Jahren mit dem Thema beschäftigt sind und über einen entsprechenden Technologie- und Erfahrungsvorsprung verfügen, sehen die Hannoveraner nicht als das ganz große Problem. Man arbeite hier an technischen Problemen, für die es nicht die eine Lösung gebe. VW habe sich in den vergangenen Jahren sehr intensiv alle möglichen Spieler am Markt angesehen, auch mit allen gesprochen und sich am Ende dann bewusst entschieden, bei Argo AI zu investieren. Die Entwickler forschen in den USA, in Israel und China und sind damit in allen Epizentren dieses Themas vertreten.
Ob und wann die Technologie fürs autonome Fahren für den Privatkundenbereich interessant wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Vor allem müssen die Kosten runter. So müssten die Hardwarekosten laut Sedran für eine Nutzung im privaten Bereich pro Fahrzeug unter 10.000 Euro liegen: „Wir sprechen hier über Materialien und Technologien, die heute noch nicht mal in der Raumfahrt eingesetzt werden. Das zeigt die Dimension der Innovationen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es eine Technologie mit einem riesigen Potenzial, die aber noch sehr unreif ist.“
Allerdings bieten immer mehr Premiumhersteller bereits seit Jahren teilautonomes Fahren an, das heißt, dass sich das Fahrzeug für kurze Zeiträume gänzlich autark bewegen und am Verkehr teilnehmen kann. Allerdings muss der Fahrer dabei – wie ein Lokführer – mehrfach pro Minute durch einen Griff ans Lenkrad beweisen, dass er noch aktiv dabei ist, sonst schalten die Systeme ab. Auch diese Technologie war vor 20 Jahren noch eine Utopie …