E-Auto gegen Verbrennungsmotor: So groß ist der Klimavorteil
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E-Autos sollen das Klima schonen – doch funktioniert das überhaupt?
© Quelle: dpa
Hannover. Wissenschaftler des Heidelberger IFEU-Instituts sind sich sicher: „In allen untersuchten Fällen hat das E-Auto über den gesamten Lebensweg einen Vorteil gegenüber dem Verbrenner“, heißt es im Fazit der Studie, die die Öko-Denkfabrik Agora-Verkehrswende in Auftrag gegeben hat.
Den enormen Energiebedarf bei der Batteriefertigung eingerechnet, stoße ein kleines E-Auto im Vergleich zu einem kleinen Benziner mindestens 24 Prozent weniger CO2 aus – bei 150 000 Kilometern Fahrleistung und unter der Annahme, dass Deutschlands Strommix auf dem aktuellen Niveau verharrt. Der Klimavorteil gegenüber einem Diesel läge bei 16 Prozent.
Verändert sich der deutsche Strommix, steigt die CO2-Ersparnis im Vergleich zum Benziner der Studie zufolge deutlich: Aktuell stammt in Deutschland noch mehr als jede dritte Kilowattstunde aus Kohlekraftwerken. Käme ausschließlich Solarstrom zum Einsatz, läge die CO2-Verringerung bei 50 Prozent.
Für Autofahrer bedeute das, dass ein E-Auto derzeit ab 60 000 Kilometern Fahrleistung ökologisch sinnvoller sei als ein Benziner. Bei einem Diesel seien es 80 000 Kilometer Fahrleistung, so das IFEU-Institut. Allerdings hänge dieser Wert stark vom Einsatzgebiet ab: Kleine Stadtfahrzeuge mit Elektroantrieb erreichten den Punkt schon bei 40 000 Kilometern. Bei Langstreckenfahrten liege der Punkt, ab dem Stromer nachhaltiger sind, teilweise erst bei 150 000 Kilometern Fahrleistung.
Vor allem gehen die Forscher davon aus, dass es noch große Verbesserungspotenziale gibt: Alles deute daraufhin, dass sich der Treibhausgas-Ausstoß bei der Akkufertigung bis 2030 halbieren ließe. Eine Triebkraft dahinter: Die Energiewende, wegen der bei der Herstellung von Batterien zunehmend Ökostrom zum Einsatz kommen könnte – sofern die Akkus dort gefertigt werden, wo auch Ökostrom zum Einsatz komme. Dann hätte ein E-Auto bei durchschnittlichen Fahrgewohnheiten schon bei 30 000 Kilometern Fahrleistung einen Klimavorteil.
Allerdings weisen die Forscher selbst daraufhin, dass die Ergebnisse mit Vorsicht zu behandeln seien. Das IFEU-Institut hat für seine Studie die Ergebnisse 16 anderer Forschungsarbeiten zum Energieverbrauch von E-Autos zugrunde gelegt. „Richtungssicher“ seien die jüngsten Ergebnisse auf jeden Fall, heißt es deshalb.
Das bestätigt auch eine neue Studie von Wissenschaftlern des Fraunhofer-Instituts, die eine neue Berechnungsweise gewählt haben. Legt man das tatsächliche Tank- und Ladeverhalten zugrunde und rechnet die Herstellungskosten ein, hat laut der Studie ein kleines E-Auto aus dem Jahr 2018 nach knapp drei Jahren Nutzung einen Klimavorteil gegenüber einem ähnlichen Benziner. Gegenüber einem Diesel wären es etwa 3,5 Jahre. Die Rechnungen beziehen sich auf das durchschnittliche Fahrverhalten in Deutschland und einen durchschnittlichen Strommix.
Was die Fraunhofer-Forscher aber auch festgestellt haben: Bei Oberklassewagen rechnet sich der Batterieantrieb im gleichen Szenario erst nach vier Jahren (Benziner) respektive 4,5 Jahren (Diesel). Kleine E-Autos bringen also deutlich mehr Klimavorteile als große.
Von RND/hö