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dm sammelt leere Shampooflaschen: Wie viel bringt das Recyclingprojekt?

In rund 150 dm-Märkten im Raum Karlsruhe und Stuttgart können Kunden neuerdings leere Shampooflaschen zurückgeben.

In rund 150 dm-Märkten im Raum Karlsruhe und Stuttgart können Kunden neuerdings leere Shampooflaschen zurückgeben.

Hannover. Plastik ist weltweit ein großes Problem für die Umwelt. Es reichert sich in Meeren an und hat weitreichende Folgen für das Ökosystem des Meeres. Außerdem wird bei der Herstellung und später möglichen Verbrennung von Kunststoffverpackungen viel CO₂ emittiert, was dem Klima schadet.

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Viele Handelsketten und Hersteller setzen sich deshalb verstärkt dafür ein, recycelten Kunststoff für ihre Verpackungen zu verwenden. Denn so wird zumindest die wertvolle Ressource weiter genutzt und landet nicht in der Umwelt oder in der Müllverbrennung.

150 dm-Märkte machen zum Start mit

Die Drogeriemarktkette dm hat dazu nun einen neuen Versuch gestartet: In 150 Märkten rund um Karlsruhe und München können Kunden leere Plastikverpackungen wie beispielsweise Shampoo- und Reinigungs­mittelflaschen direkt im Markt zurückgeben. Dafür werden in den schon vorhandenen Recyclingboxen im Kassenbereich spezielle Fächer eingerichtet.

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dm will ein Jahr lang ausprobieren, ob Kunden bereit sind, ihre Plastikverpackungen wieder zurück in den Markt zu bringen, auch wenn es kein Pfand oder andere Anreize gibt. Der Verpackungsmüll wird laut dm dann von einem Spezialisten in der Nähe zu sogenanntem Rezyklat aufbereitet. Aus diesem Kunststoffgranulat sollen dann wieder neue Verpackungen für die dm-Eigenmarken hergestellt werden.

So will die Drogeriemarktkette ihr selbst gestecktes Ziel leichter erreichen: 2025 sollen insgesamt 90 Prozent der Plastik­verpackungen aus dem Nicht-Lebensmittelsortiment aus mindestens 50 Prozent Rezyklat bestehen.

Auch Aldi und Lidl setzen auf Rezyklat

Ähnliche Ziele haben sich die Discounter Aldi und Lidl gesteckt. Bei Lidl und Kaufland werden nach eigenen Angaben bereits durchschnittlich 6 Prozent Rezyklat in den Verpackungen der Eigenmarken verwendet. Bis 2025 soll dieser Anteil auf 20 Prozent steigen. Aldi Süd hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis Ende 2025 alle Kunststoffverpackungen der Eigenmarken aus mindestens 30 Prozent recycelten Materialien bestehen sollen.

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Das Problem: Rezyklat ist derzeit auf dem Markt sehr begehrt und deshalb teuer im Einkauf. „Der Einsatz von Recyclingmaterialien ist für viele Kunden ein Kaufkriterium. Deshalb bemühen sich viele Hersteller, Verpackungen mit Recyclinganteil anzubieten, und dafür brauchen sie Rezyklat“, erklärt Thomas Fischer, Leiter des Fachbereichs Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

Kunden schenken dm einen teuren Wertstoff

Genau deshalb seien Rezyklate oft teurer als Neumaterial. „Wenn dm jetzt Plastikflaschen von seinen Kunden einsammelt, spielen auch wirtschaftliche Interessen eine große Rolle“, sagt Fischer. „Die Kunden schenken dm einen Wertstoff, den die Drogeriekette sonst teuer einkaufen müsste.“

Auch die Discounter Aldi und Lidl sind schon ins Recyclinggeschäft eingestiegen, um besseren Zugriff auf das begehrte Material zu bekommen. Allerdings sammeln sie – abgesehen von den Pfandflaschenautomaten – nicht selbst Verpackungsmüll. Sie kooperieren stattdessen mit Recyclingunternehmen, die ihren Müll aus dem dualen System, also dem Grünen Punkt, beziehen.

50 Prozent weniger CO₂-Ausstoß

Zwar ist der Einsatz von recycelten Materialien aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe besser, als konventionelles Plastik zu verwenden. Denn eine Plastikverpackung aus 100 Prozent Rezyklat verursacht etwa 50 Prozent weniger schädliches CO₂. Trotzdem müssten, um Rezyklat herzustellen, Wasser, Energie und Chemie eingesetzt werden, außerdem gebe es Materialverluste. „Rezyklat verringert die Umweltbelastungen, macht aber eine dickwandige Plastikflasche nicht ökologisch“, urteilt der Experte.

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Umweltfreundlicher wäre es, auf recycelbare Nachfüllbeutel zu setzen. „Außerdem gibt es inzwischen sogar Duschgel und Reinigungsmittel in Glasmehrwegflaschen, die am Pfandautomaten zurückgegeben werden können“, sagt Fischer. Zum Beispiel haben die Drogeriemarktkette Budni und einige Edeka-Filialen die Marke Sea Me im Sortiment, die genau auf dieses System setzt.

Auch bei Getränken ist Mehrweg immer ökologischer

Auch bei Getränken sind Mehrwegflaschen die erste Wahl für die Umweltschützer. Sie kritisieren die Discounter Aldi und Lidl dafür, dass diese ausschließlich Einwegplastikflaschen anbieten.

Zwar wirbt Lidl damit, dass unter ihren Eigenmarken schon 60 Getränkesorten in PET-Einwegflaschen verkauft werden, die zu 100 Prozent aus Rezyklat bestehen. Damit gebe man sich aber nur einen grünen Anstrich: „Mit Einwegplastikflaschen kommen sie nicht an die Umweltperformance von regionalen Mehrwegflaschen heran“, sagt Fischer.

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