Dividendenrekord trotz aller Krisen: Unternehmen schütten so viel Gewinn aus wie noch nie
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Die Gewinnausschüttungen sind auch ein Treiber für den Deutschen Aktienindex: Würden nicht die Dividenden hineingerechnet, wäre der Dax ein gutes Stück vom Rekordniveau entfernt.
© Quelle: Boris Roessler/dpa
Trotz vieler Krisen schütten die börsennotierten Unternehmen so viel Gewinn aus wie noch nie. In den aktuellen Hauptversammlungen sind Dividendenkürzungen die Ausnahme, stattdessen gab es schon mehrere Sonderausschüttungen für Aktionärinnen und Aktionäre. Das ist auch der wichtigste Treiber des Deutschen Aktienindex: Würden nicht die Dividenden hineingerechnet, wäre der Dax ein gutes Stück vom Rekordniveau entfernt.
Die britische Fondsgesellschaft Janus Henderson erwartet in diesem Jahr weltweit Dividendenzahlungen von 1,64 Billionen Dollar (rund 1,5 Billionen Euro), das wären gut 5 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Die Experten rechnen auch weiterhin mit Wachstum, allerdings mit abgeschwächtem Tempo. In Deutschland sind die Ausschüttungen nach Berechnungen der Aktionärsvereinigung DSW und der Hochschule FOM in diesem Jahr bereits um 9 Prozent auf 75 Milliarden Euro gestiegen.
Ausschüttungen für das erste Quartal 2023 12 Prozent höher als im Jahr zuvor
Deutsche Unternehmen zahlen nur einmal im Jahr Teile des Vorjahresgewinns an ihre Eigentümer aus – meist im zweiten Quartal. Im Rest der Welt sind dagegen vier Zahlungen pro Jahr üblich, und Ben Lofthouse, Aktienexperte bei Janus Henderson, hebt besonders die Ausschüttungen für das erste Quartal 2023 hervor. Sie lagen um 12 Prozent höher als ein Jahr zuvor. „Das starke Dividendenwachstum ist umso eindrucksvoller, wenn man bedenkt, dass 2022 ein schwieriges Jahr für die Weltwirtschaft war mit hoher Inflation, steigenden Zinsen, Konflikten und andauernden Covid-Lockdowns.“
Die Unternehmen sind davon unterschiedlich betroffen, aber viele stecken die Probleme gut weg und andere profitieren sogar. „Das Wachstum zeigt, dass Dividenden grundsätzlich weniger schwanken als die Unternehmensgewinne“, sagt Lofthouse. Die Unternehmen versuchen, ihre Dividenden auch in schwierigen Zeiten mindestens stabil zu halten.
Davon profitiert auch der Dax, der gemeinhin als „Kursbarometer“ gilt. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn er ist ein sogeannter Performanceindex, der die Gesamtrendite zeigen soll – und zu der gehört die Gewinnbeteiligung. So enthält der Dax im Gegensatz zu anderen Indizes auch die Dividenden – und verdankt ihnen langfristig den größten Teil seines Anstiegs.
Hapag-Lloyd profitiert von Chaos in den Lieferketten
Während der Dax, auf den man üblicherweise schaut, in den vergangenen zwölf Monaten um rund 10 Prozent zugelegt hat, wären es ohne Berücksichtigung der Dividenden nur 6 Prozent gewesen. Langfristig geht die Schere noch weiter auseinander. Seit dem Jahr 2000 hat der Dax inklusive Dividenden 130 Prozent gewonnen. Die reine Kursentwicklung hätte dagegen in den zwei Jahrzehnten nur für gut 20 Prozent Wertzuwachs gereicht. Und während er als Performanceindex jüngst den höchsten Stand aller Zeiten erreichte, ist der reine Kursindex rund 5 Prozent von seinem Rekord aus dem Februar 2022 entfernt.
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Hapag-Lloyd war einer der Konzerne, die in diesem Jahr mit Dividendenzahlungen herausgestochen haben: Das Chaos in den Lieferketten trieb die Transportpreise hoch – und die Containerreederei profitierte mit historisch hohen Gewinnen.
© Quelle: Christian Charisius/dpa
In Deutschland stechen in diesem Jahr zwei Konzerne mit ihren Dividendenzahlungen heraus. So hat Hapag-Lloyd Ausnahmejahre hinter sich: Das Chaos in den Lieferketten trieb die Transportpreise hoch, die Containerreederei profitierte mit historisch hohen Gewinnen. Entsprechend kletterte die Dividende auf 63 Euro je Aktie – nach 35 Euro im Vorjahr und 3,50 Euro im Jahr 2020. Insgesamt schüttete die Reederei 11 Milliarden Euro aus – mehr als jede andere andere deutsche Aktiengesellschaft.
Volkswagen verteilt 9 Milliarden Euro unter seinen Aktionären
Volkswagen zahlte ein Sonderdividende, die in den von der DSW ermittelten 75 Milliarden Euro nicht enthalten ist. Der Konzern hat die Tochtermarke Porsche an die Börse gebracht und gut 9 Milliarden Euro vom Erlös unter seinen Aktionären verteilt. Auch US-Konkurrent Ford hat Anfang des Jahres eine Sonderdividende ausgeschüttet. In Deutschland sorgen zudem nur vier Unternehmen für mehr als ein Drittel aller Dividenden: Neben VW und Hapag-Lloyd sind das die beiden anderen Autohersteller Mercedes-Benz und BMW.
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Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG und der Volkswagen AG, sowie Hans Dieter Pötsch, Vorsitzender des Vorstands von Porsche SE: Der VW-Konzern hat die Tochtermarke Porsche an die Börse gebracht und gut 9 Milliarden Euro vom Erlös unter seinen Aktionären verteilt.
© Quelle: Britta Pedersen/dpa
Während die Weltkonzerne gut durch die Krisen kommen, fällt das kleineren Unternehmen offenbar schwerer, und so gibt es auch bei den Dividendenzahlungen ein Gefälle: Unter den 40 größten Werten im Dax haben zwei Drittel die Dividende angehoben. Unter den mittelgroßen Konzernen im M-Dax war es nach DSW-Zahlen nur die Hälfte und im S-Dax sogar nur ein Drittel.
Die Gewinnausschüttung werde wichtiger für die Anlageentscheidung, meinen die Analysten der DZ Bank. Sie bilde nicht nur einen wichtigen Teil der Aktienrendite, sondern gebe in schwierigen Zeiten auch Hinweise auf die Standfestigkeit der Unternehmen. „Nun trennt sich die Spreu vom Weizen und es kristallisieren sich die Unternehmen heraus, die auch in schwierigen Phasen konstante Dividenden ausschütten“, heißt es in einer DZ-Analyse.