Kommentar

Strauchelnde Großbank: Die Rettung der Credit Suisse ist kein Grund zur Erleichterung

Das Logo der Schweizer Bank Credit Suisse ist am Eingang des Hauptsitzes der Bank am Paradeplatz zu sehen.

Das Logo der Schweizer Bank Credit Suisse ist am Eingang des Hauptsitzes der Bank am Paradeplatz zu sehen.

Rettung klingt immer gut, nach Problem­lösung und Erleichterung. Am Wochenende also wurde die Großbank Credit Suisse „gerettet“, und tatsächlich kehrte an den Finanzmärkten wieder so etwas wie Ruhe ein. Der Zusammen­bruch einer der weltgrößten Banken ist verhindert worden und damit die direkte Ansteckung anderer Institute. Von Erleichterung kann allerdings keine Rede sein.

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Dafür sind in erster Linie Regierung und Behörden der Schweiz verantwortlich, denn deren Wochenend­aktion strahlte mehr Panik aus, als es fast 15 Jahre nach dem Lehman-Zusammenbruch noch sein dürfte. Die unter größtem Druck gefundene Lösung ist widersprüchlich und ökonomisch wie juristisch fragwürdig. Sie verhindert zwar den Crash, weckt aber weder Vertrauen in den Finanzsektor noch in die Aufsicht.

Die Probleme der Credit Suisse waren hausgemacht

Die Credit Suisse leidet seit Jahren unter vornehmlich selbst gemachten Problemen. Sie hat nach der Finanzkrise 2008 den Umbau ihres Geschäfts­modells verschleppt und später mit Skandalen und Missmanagement die Kundschaft verschreckt. Seit mindestens einem Jahr spitzt sich die Lage dramatisch zu – und doch wiegelte die schweizerische Finanzaufsicht Finma noch am vergangenen Mittwoch ab.

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Drei Tage später bestand die einzig verbliebene Lösung darin, die eben angeblich noch stabile Bank zum Dumpingpreis dem Konkurrenten UBS aufzudrängen und das Ganze mit einem gigantischen staatlichen Garantie­paket abzusichern. Für gut 3 Milliarden Dollar bekommt die UBS einen Finanzkonzern, der selbst auf dem Tiefpunkt seines Aktienkurses vergangene Woche mehr als das Doppelte wert war. Es sollte buchstäblich um jeden Preis eine Schweizer Lösung her – entsprechend verhandelte die UBS.

Credit Suisse ist „too big to fail“

Und es musste schnell gehen, denn die Credit Suisse ist „too big to fail“, ein unkontrollierter Zusammenbruch undenkbar. Zu groß, um scheitern zu dürfen – das sollte es eigentlich nicht mehr geben. Doch dieser Anspruch war ehrlicherweise schon immer naiv. Denn in Krisen scheitern die Schwachen und die Starken überleben – Konsolidierung nennt man das. So sind die Großen in der Bankbranche heute größer, als sie je waren.

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Dass kleinere Banken nicht automatisch sicherer sind, zeigen gerade die USA. Dort hat Donald Trump 2018 eine Lockerung der Regulierung für mittelgroße Institute durchgesetzt. Erst dadurch konnten die Silicon Valley Bank und zwei andere Banken mit schlechtem Risiko­management weit kommen – bis zum Zusammenbruch, der am Anfang der aktuellen Turbulenzen stand. Institute vom Format einer deutschen Landesbank schicken Schockwellen um die Welt.

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Beide Bankkrisen haben gemeinsam, dass sie sich außerhalb der Euro-Zone abspielen. Sie zeigen aber auch, dass es bei Banken keinen allzu große Nähe braucht, um sich anzustecken. Zwischen den Krisen der Silicon Valley Bank und der Credit Suisse gibt es kaum einen direkten Zusammenhang – außer dem wachsenden Misstrauen ihrer Kundschaft. Und spätestens die Finanz­krise 2008 zeigte, wie rasend schnell dieses Misstrauen vom gerade gescheiterten auf das nächstschwächere Institut überspringt.

„Wir müssen hinterfragen, was in Unternehmen belohnt wird“

Teamleistung statt Einzelerfolg, Transparenz statt Geheimhaltung – klassische Vergütungs­modelle haben ausgedient, sagt die New-Pay-Vordenkerin Nadine Nobile. Im RND-Interview erklärt sie, warum Menschen unzufrieden mit ihrem Gehalt sind und wann sie es als fair empfinden.

Sicherungen sollten hier besser funktionieren

Geht es nach der Papierform und offiziellen Reden, gibt es dafür in Europa keinen Anlass. Die Sicherungen sollten hier besser funktionieren und weder das Zaudern der Schweizer noch das Laisser-faire der Amerikaner möglich sein. Aber wer hätte vor ein paar Wochen Zweifel an der Schlagkraft der Finma gehabt?

Die Zürcher Krisenaktion vom Wochenende mag also erst einmal die wesentlichen Teile der Credit Suisse retten. Das Vertrauen in den Finanzsektor rettet sie nicht, im Gegenteil: Sie nährt die Sorge vor der nächsten eilig improvisierten Aktion.


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