Deutsche wollen an Weihnachten sparen – Handel in Sorge
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Mit Einkaufstüten geht eine Frau nach dem Weihnachts-Shopping durch die Innenstadt. Angesichts der hohen Energie- und Lebensmittelpreise wollen viele Menschen in diesem Jahr an den Weihnachtsgeschenken sparen.
© Quelle: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa
Berlin. Das Weihnachtsgeschäft läuft gerade an, doch die nachlassende Konsumlaune der Menschen trübt die Stimmung der Händler. Im November und Dezember rechnet der Handelsverband Deutschland (HDE) zwar mit einem nominalen Umsatzplus von 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, dieses wird aber einzig und allein durch die steigenden Preise getrieben. Inflationsbereinigt erwartet der HDE dagegen ein reales Umsatzminus von 4 Prozent.
„Die hohe Inflation beeinflusst die Kaufkraft massiv“, sagt Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Hinzu kämen die hohen Energiekosten, die sich in den Haushalten bemerkbar machen. Während im ersten Halbjahr der Konsum noch stabil gewesen sei, habe es im zweiten Halbjahr bereits eine „deutliche Eintrübung“ gegeben, so Genth.
Umfrage: Ein Fünftel will mehr als 300 Euro für Geschenke ausgeben
Das drückt auf die Stimmung: Laut einer vom HDE in 500 Handelsunternehmen durchgeführten Umfrage rechnen 70 Prozent mit einem schlechteren Weihnachtsgeschäft als im Vorjahr. Allerdings ist die Verbraucherstimmung nach Einschätzung Genths auch schon wieder etwas besser geworden. Nach einem „Allzeittief“ gebe es jetzt wieder eine leichte Erholung.
Ein Blick auf das HDE-Konsumbarometer, für das 2000 Verbraucherinnen und Verbraucher befragt wurden, zeigt: 41 Prozent gaben an, in diesem Jahr gleich viel auszugeben wie im vergangenen Jahr. 18 Prozent hingegen wollen „deutlich“ weniger und 19 Prozent „etwas“ weniger ausgeben. Fast ein Fünftel der Befragten plant, mehr als 300 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben.
Wenn sogar der Weihnachtsbaum wegfällt
Etwas pessimistischer fällt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus, das im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur die Konsumstimmung vor Weihnachten untersuchte. Während 21 Prozent „deutlich weniger“ Geld in Präsente stecken wollten, planten 22 Prozent, „etwas weniger“ auszugeben. 8 Prozent gaben sogar an, anders als früher ganz darauf zu verzichten. Unterm Strich gab also mehr als die Hälfte der Befragten an, in diesem Jahr bei Geschenken zu sparen. Ein knappes Viertel - 23 Prozent - will allerdings nichts an seinem Geschenkverhalten ändern.
Laut der Umfrage werden in diesem Jahr womöglich nicht nur weniger Bücher, Spielsachen und Schmuck unterm Weihnachtsbaum liegen, sondern auch der Baum ganz wegfallen. Jeder Fünfte (18 Prozent) gab an, in diesem Jahr auf einen Weihnachtsbaum zu verzichten - oder zumindest einen kleineren zu kaufen. 17 Prozent gaben an, beim Weihnachtsessen weniger auszugeben.
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Online-Handel erwartet Rückgang
Die gesunkene Kauflaune betrifft nicht nur die Fußgängerzonen, sondern auch den Online-Handel. Der Handelsverband rechnet in diesem Jahr erstmals mit einem realen Umsatzrückgang in dieser Sparte. Hauptgeschäftsführer Genth betonte allerdings, dass sich dieser nach dem Boom der vergangenen Jahre auf einem sehr hohen Niveau befinde. Für den HDE ist das nach zwei „herausragend“ umsatzstarken Jahren vielmehr eine „deutliche Normalisierung“.
Das spüren dann auch die Logistiker. Laut einer ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Studie des Bundesverbandes Paket & Expresslogistik (Biek) rechnet die Paketbranche im November und Dezember mit sieben Prozent weniger Sendungen als im Vorjahreszeitraum. Auch hier gilt allerdings: Durch die Corona-Pandemie und war die Paketmenge davor auch enorm angestiegen.
Black Friday und Cyber Week stehen an
Bei Deutschlands größtem Paketdienstleister DHL ist die Stimmung noch gut. Der Bonner Konzern rechnet im Weihnachtsgeschäft mit bis zu 11 Millionen Paketen an Spitzentagen. Hinzu kommt auch noch die „Cyber Week“ rund um den Rabatt-Aktionstag „Black Friday“, so dass DHL von einem Anstieg der Paketmenge um 70 Prozent gegenüber dem Monat September ausgeht. „Insgesamt bewegen wir uns damit auf dem Niveau des Vorjahres sodass sich zumindest in unseren Zahlen noch keine Konsum-Zurückhaltung ablesen lässt“, sagte ein Sprecher auf RND-Anfrage. Gleichwohl sei die Lage schwierig prognostizierbar.
Mit dpa