Das kostenlose Girokonto: So zahlen Sie keine Gebühren
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Bankdienstleistungen wie das Abheben an Geldautomaten sind an Bedingungen gekoppelt und häufig nicht mehr kostenfrei für alle Kunden.
© Quelle: Fabian Sommer/dpa
Die Comdirect, die Onlinetochter der Commerzbank, will das kostenlose Girokonto ohne Bedingungen abschaffen. Demnach ist ein Girokonto bei der Comdirect sechs Monate nach Eröffnung künftig nur noch dann kostenlos, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
Das Schwergewicht Comdirect folgt damit dem Trend in der Branche: Bereits im vergangenen Jahr schaffte unter anderem die Direktbank ING das kostenlose Girokonto ohne Vorbedingungen ab. Seit Mai verlangt die ING in Deutschland 4,90 Euro pro Monat von Kunden, die ein ING-Girokonto nur zum Geldparken nutzen. Kostenlos ist dort das Girokonto nur, wenn monatlich 700 Euro eingehen oder der Kontoinhaber unter 28 ist.
Das Gratiskonto gehört der Vergangenheit an
Auch die Consorsbank dreht an der Gebührenschraube: Vom 27. März an ist auch bei der deutschen Sparte der französischen Großbank BNP Paribas ein neu eröffnetes Girokonto nur dann kostenlos, wenn monatlich mindestens 700 Euro eingehen oder wenn der Kontoinhaber unter 28 Jahre alt ist. Ansonsten werden 4 Euro pro Monat fällig.
Das kostenlose Girokonto wird für Bankkunden immer seltener. Was vor Jahren noch selbstverständlich war, ist heute fast schon eine Ausnahme geworden. Noch vor gut einem Jahr gab es in Deutschland für Kunden noch die Möglichkeit, unter mehr als 70 kostenlosen Girokonten zu wählen.
Heute sind es laut dem Vergleichsportal Biallo keine 40 mehr – und das bei einer Summe von knapp 1300 untersuchten Banken und Sparkassen.
Banken geben EZB-Strafzinsen an Kunden weiter
Der Trend weg vom kostenlosen Konto ist der seit Jahren anhaltenden Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) geschuldet. Mit ihren höheren Gebühren bzw. neuen Geschäftsbedingungen reagieren Banken auf die EZB-Geldpolitik, die den Strafzins für Einlagen der Geldhäuser bei der Notenbank auf 0,5 Prozent festgesetzt hat.
Dieser Minuszins führt dazu, dass deutsche Geldinstitute laut Berechnung der Branche pro Jahr rund 1,9 Milliarden Euro an die EZB zahlen müssen. Dieses Geld holen sich die Banken von den Kunden zurück – teilweise mithilfe von Gebühren, die laut Verbraucherschützer nicht alle immer zulässig sind.
Die Banken sitzen hier gegenüber dem Verbraucher wohl auch am längeren Hebel. Denn das Girokonto ist das Bankkonto, mit dem einzelne bargeldlose Zahlungsgeschäfte abgewickelt, die Miete bezahlt und Gehalt bezogen werden. Es ist schlicht aus dem Alltag nicht wegzudenken.
Kostenloses Konto nur unter bestimmten Bedingungen
Kunden können aber dennoch weiterhin auf eine Vielzahl von kostenlosen Girokonten zurückgreifen, wenn sie gewisse Bedingungen der Banken erfüllen. Für Studenten, Praktikanten und Azubis sind Konten oft generell kostenlos.
Die meistgenannte Bedingung für ein kostenloses Girokonto ist ein regelmäßiger Geldeingang wie etwa ein Gehalt. Die monatliche Mindestsumme wird hierbei oft von den Banken mit 700 Euro angegeben. Im Gegenzug bekommt dann der Kunde beispielsweise gesamte Banking sowie die Giro- und Kreditkarten kostenlos.
Google- und Apple Pay oftmals im Angebot
Immer öfter sind auch Google Pay und Apple Pay im Angebot enthalten. Nicht selten ist zudem die Bargeldversorgung per Bankautomat über eine Visa-Karte in der gesamten Eurozone teilweise sogar weltweit kostenlos.
Wer einen Kontowechsel plant, sollte sich auf den bekannten Vergleichsportalen einmal umschauen. Neben der Problematik der Kontogebühren sollte ein anderes Thema ebenfalls wichtig sein: Der Dispozins, der bei einer vertraglich vereinbarten Überziehung des Kontos vom Kunden gezahlt werden muss.
Die Höhe des Zinssatzes kann dabei jede Bank selbst festlegen und kann entsprechend von Bank zu Bank abweichen. Der Vergleich lohnt also auf jeden Fall, denn mit einem kostenlosen Girokonto, das aber über einen (zu) hohen Dispozins verfügt, ist am Ende keinem geholfen.
RND/casc/dpa