C 24 in der Kritik: Die neue Bank von Check 24 gibt Tipps für günstigere Stromverträge
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/3QCAI326ZZHIPBDZFKYJUXQY4M.jpeg)
Das Vergleichsportal Check 24 hat eine Bank gegründet.
© Quelle: Matthias Balk/dpa
München. Von Bescheidenheit ist der Start der neuen Bank C 24 nicht begleitet. „Wir sind einzigartig“, erklärt ein Firmensprecher, was seine Berechtigung hat. Denn C 24 ist die Bank des Vergleichsportals Check 24.
Seit diesem Dienstag ist das neue Onlineinstitut per App erreichbar. Es bietet wie andere Banken Girokonten oder eine Debitkarte zum bargeldlosen Einkauf. Eines der drei Kontomodelle ist kostenlos, was heute keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Besonders aber wird C 24 erst per Verknüpfungen zu Check 24.
Verbraucherschützer kritisieren Geschäftsmodell
Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bringt gerade das auf die Barrikaden. „Ein Datenkrake entsteht, der sich Unmengen von Nutzerdaten aneignen möchte“, kritisiert er und wird noch schärfer. „C 24 wird zu einem Akteur im Überwachungskapitalismus“, warnt Nauhauser. Um seine Kritik zu verstehen, muss man das Geschäftsmodell von C 24 genauer ansehen:
Wer bei C 24 ein Konto eröffnet und zum Beispiel einen Kredit anfragt, erhält Angebote von Check 24 und deren Bankpartnern. Denn Check 24 vergleicht viele, wenn auch bei Weitem nicht alle Kreditangebote am Markt und kassiert bei Vermittlung eines Kunden eine Gebühr. Wegen dieses kommerziellen Hintergrunds nennt Nauhauser Check 24 ein Vermittlungsportal und nicht Vergleichsportal.
Vermittlungsportal oder Vergleichsportal
Aus Kundensicht ist das angenehm. Wer zu einer normalen Bank geht, erhält deren Kreditangebot. Wer zu C 24 geht, bekommt vergleichenden Zugriff auf mehrere Angebote. Dabei belässt es C 24 aber nicht. Denn offeriert wird auch eine Multibanking-Funktion, die nicht voreingestellt ist und die Kunden aktiv anklicken müssen. Tut man das, erhält C 24 und die im Hintergrund arbeitende künstliche Intelligenz (KI) Zugriff auf Konten anderer Banken, die der jeweilige Kunde sonst noch nutzt.
Die C-24-KI kann dabei monatliche Abbuchungen vom Stromanbieter erkennen oder solche eines Versicherers. Verknüpft werden auch Sparkonten, Bausparverträge oder Depots. Die KI aktiviert dann das, was Check 24 eine Tippgeberfunktion nennt. Sie unterbreitet dem Bankkunden selbstständig Vorschläge für günstigere Stromverträge oder billigere Policen und greift dabei auf den Fundus von Check 24 zurück.
Neidische Konkurrenz
Wo bei diesem in der Tat einzigartigen Geschäftsmodell der Fokus liegt, wird nicht verschwiegen. „Unser Kerngeschäft ist der Vergleich“, sagt Check-24-Chef Christoph Röttele. C 24 werde als Open-Banking-Plattform dieses Modell stärken und den Check-24-Partnern eine weitere Vertriebsoberfläche bieten. Für den Check-24-Konzern heißt das, dass C 24 nicht zwingend auf Gewinne im Bankgeschäft angewiesen ist.
Können Bankkunden per KI und Tippgeberfunktion gegen Provision Versicherungs- oder Dienstleistungsverträge aller Art vermittelt werden, werden dabei Provisionen als eigentliche Gewinnquelle fällig. Andere Banken können auf diese lukrative Verbindung von Vergleichsportal und Bank nur mit Neid blicken.
Den Vorwurf, somit Daten zu sammeln, lassen die Münchner aber nicht stehen. „Der Kunde hat bei uns die Hoheit über seine Daten“, entgegnet ein Check-24-Sprecher den Kritikern. Schließlich müsse man die Multibanking-Funktion selbst aktivieren. Wer keine Vertragsangebote wolle, müsse das nicht tun. Nauhauser fürchtet, dass viele der Verführung erliegen könnten. „Wir haben alle Verträge, Abos und laufenden Kosten im Blick, so optimieren sie ihre Haushaltsrechnung“, wirbt C 24 und ködert noch in einer weiteren Stufe.
Rabatte und Provisionen
Kaufen C-24-Kunden in Onlineshops, die im Check-24-Shoppingvergleich gelistet sind, erhalten sie Rabatte – und Check 24 Provision. Nauhauser hat aber noch einen weiteren Kritikpunkt. Denn zum einen bietet C 24 Girokonten an, zum anderen vergleicht Check 24 den Markt für ebendiese. Das Unternehmen werde zum Anbieter eines Produkts, das es gleichzeitig vergleicht, rügt der Verbraucherschützer und nennt diese Konstellation absurd.
Sie erinnert an den ADAC, der wegen solcher Praktiken vor wenigen Jahren in eine tiefe Krise gestürzt ist. Auf der einen Seite hatte die Autofahrerlobby Produkte verglichen, die andererseits aber auch verkauft wurden – und sich damit unglaubwürdig gemacht. Nach kurzer, aber heftigen Existenzkrise wurde das beendet.
C 24 und Check 24 lassen sich auch von diesem Beispiel nicht schrecken. Die Angebote von C 24 würden natürlich in den Girokonten-Vergleich von Check 24 aufgenommen, erklärt ein Firmensprecher. Schließlich unterliege der objektiven Kriterien. Kritik sei deshalb nicht nachvollziehbar. Klar wird aber auch, dass C 24 keine Bank wie jede andere ist und sich Kunden dort sehr gläsern machen können.