Börsengang von Weber Grill: frische Kohle für die Griller

Vor der Börse wirbt Weber mit einem riesigen Grill für seine Aktien.

Vor der Börse wirbt Weber mit einem riesigen Grill für seine Aktien.

Athen. Der rote Kugelgrill auf dem Bürgersteig der Wall Street hatte ungefähr die Ausmaße einer Boje auf See. Zum großen Tag des Börsengangs präsentierte Weber Grill damit – gewollt oder nicht – die eigenen Wurzeln: George Stephen baute in den Fünfzigerjahren aus einer Boje den ersten Kugelgrill mit Deckel.

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Die bis dahin üblichen Grills aus Ziegelsteinen seien ihm zu unbeweglich und zu wetterempfindlich gewesen, berichtet die Firmenhistorie. Weil der Vater von zwölf Kindern im Metallbetrieb Weber vor den Toren Chicagos arbeitete, wurde die Idee dort zum Produkt.

In der Pandemie haben sich viele Menschen wieder ins Grillen verliebt.

Chris Scherzinger,

CEO Weber-Stephens

Heute stehen nach Unternehmensangaben 50 Millionen Weber-Grills in aller Welt. Der Konzern verkauft seine Produkte in 78 Ländern und macht 1,5 Milliarden Dollar Umsatz im Jahr – rund die Hälfte davon außerhalb der USA. Seit Jahrzehnten wächst das Geschäft Jahr für Jahr um mindestens 10 Prozent, und Weber rühmt sich eines Weltmarktanteils von 24 Prozent.

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Damit sei es aber noch lange nicht getan, sagte Unternehmenschef Chris Scherzinger auf dem Parkett in New York: In der Pandemie hätten sich viele Menschen „wieder ins Grillen verliebt”, das sei geradezu eine „romantische Geschichte” und überhaupt: „Es gibt eine Menge Rückenwind auch nach der Pandemie.”

Die Investoren bleiben zunächst kühl

Es war der Versuch, die Glut ein wenig anzufachen, denn sie drohte schnell zu verglimmen. Trotz der Erfolgsgeschichte hatten die Investoren gezögert. Ursprünglich sollten 47 Millionen Aktien zum Stückpreis für 15 bis 17 Dollar verkauft werden. Doch die Nachfrage blieb müde, offenbar glaubten viele Anleger nicht an weiteres Wachstumspotenzial nach dem Pandemieboom.

Nach der Roadshow trauten sich Scherzinger und die begleitenden Banken Goldman Sachs und J. P. Morgan nur den Verkauf von 18 Millionen Aktien zum Preis von 14 Dollar zu. So kommen rund 250 Millionen Dollar in die Kasse – deutlich weniger als geplant. Im bescheideneren Format wurde dann aber immerhin der Börsenstart ein Erfolg: Der Kurs stieg am Donnerstag um fast 18 Prozent auf 16,50 Dollar und kletterte am Freitag weiter.

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Insgesamt ist das einstige Familienunternehmen damit mehr als 4 Milliarden Dollar wert, nur ein kleiner Teil der Aktien kam in New York an die Börse. Der in den Neunzigerjahren gestorbene Erfinder Stevens hatte nach den ersten Erfolgen seinen Arbeitgeber ausgezahlt und in Eigenregie weitergemacht, den Namen Weber aber behalten. Sein Sohn James Stephen stand bis 2013 an der Spitze des Unternehmens, verkaufte aber schon 2010 die Mehrheit an die Beteiligungsgesellschaft BDT des US-Investmentbankers Byron David Trott.

Der Gewinn hat sich vervielfacht

Die Pandemie hat vielen Geschäften rund um Haushalt und Garten riesigen Auftrieb gebracht. Weber verkaufte im Winterhalbjahr bis Ende März Grills für 963 Millionen Dollar, 62 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Der Gewinn vervielfachte sich auf 73,8 Millionen Dollar. Für das Gesamtjahr werden nun 1,9 Milliarden Dollar Umsatz angepeilt, fast ein Viertel mehr als 2020.

Ein Konkurrent war schneller

Der Konkurrent Traeger nutzte die Gunst der Stunde noch etwas schneller und ging bereits vor einer Woche an die Börse. Webers Startschwierigkeiten hatte das Unternehmen aus Salt Lake City nicht: Das Interesse der Investoren war von Anfang an groß, der Kurs startete mit kräftigen Gewinnen. Die hochpreisigen Traeger-Grills werden mit Holzpellets betrieben – eine Technik, der viele Investoren mehr Zukunftschancen geben als Kohle und Gas.

Weber-Chef Scherzinger setzt dagegen unter anderem auf Digitalisierung: Smarte Gas-Grills sind WLAN-fähig und können über Apps gesteuert werden. Im Juni kaufte das Unternehmen einen Spezialisten für solche Anwendungen.

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