Anlegereuphorie um Kryptowährung Bitcoin

Die Kryptowährung Bitcoin ist aufgrund ihrer explosiven Kurszuwächse derzeit Topthema bei Investoren.

Die Kryptowährung Bitcoin ist aufgrund ihrer explosiven Kurszuwächse derzeit Topthema bei Investoren.

Warum erlebt die Kryptowährung Bitcoin wieder so einen Aufschwung? Zunächst hatte Tesla-Chef Elon Musk seinem Twitter-Profil kommentarlos „#Bitcoin“ hinzugefügt. Das allein schon löste eine Kaufwelle aus. Zudem wurde überliefert, dass er das virtuelle Geld in einer Talkrunde als „gute Sache“ bezeichnet haben soll. Am Montag erwarb Tesla dann Bitcoins im Wert von 1,5 Milliarden Dollar. Das ließ den Kurs auf den neuen Rekordwert von mehr als 48.000 Dollar steigen. Musk kann intensive Erfahrungen mit Bezahlen und IT vorweisen. Einst machte er den global agierenden Internetzahlungsabwickler Paypal groß, den er im Jahr 2002 an Ebay verkaufte.

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Tesla-Deal keine Garantie für weitere Kursgewinne

Kann es für die Bitcoins nun nur noch eine Richtung geben – nämlich aufwärts? Es gibt zwei Lager. Zu den Skeptikern gehört Sören Hettler, Devisenexperte bei der DZ Bank: Der Tesla-Deal sei keine Garantie für weitere Kursgewinne. Diejenigen, die bei Bitcoin jetzt einsteigen wollten, „seien darauf hingewiesen, dass der Kurs weiterhin enormen Schwankungen unterliegt. Einer Aufwärtsbewegung kann also ohne Weiteres auch ein Kurssturz im mittleren zweistelligen Prozentbereich folgen“, fügt Hettler hinzu. Der Wert der Bitcoins hat sich im vergangenen Jahr vervierfacht. Zu Beginn des Jahres kostete eine Einheit um die 42.000 Dollar. Dann rutschte die Notierung zeitweise unter die 30.000-Dollar-Grenze, bevor es erneut kräftig aufwärtsging.

Optimisten wie Vijay Ayyar von der Kryptowährungsbörse Luno gehen indes davon aus, dass der Deal von Tesla nur der Anfang war. Nach und nach würden sich große Unternehmen mit Bitcoins eindecken. Man stelle sich nur vor, was es für die Nachfrage bedeute, wenn 100 Konzerne nur ein Prozent ihrer flüssigen Mittel in Bitcoins investierten, sagte Ayyar der Finanznachrichtenagentur Bloomberg.

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Hinter dieser Vermutung steckt ein Szenario, das Kryptowährungen als das Geld der Zukunft sieht. Hintergrund sei, so Hettler, unter anderem die expansive Geld- und Fiskalpolitik der vergangenen Monate. Staaten haben im Kampf gegen die Pandemie gigantische Hilfeprogramme auf den Weg gebracht. Sie werden von Notenbanken unterstützt, die das Zinsniveau extrem niedrig halten. Einige Experten vermuten, dass die riesigen Mengen an Geld früher oder später zu einer ausufernden Inflation führen. Deshalb sind Fluchtbewegungen in Kryptowährungen plausibel, da sie außerhalb des etablierten Finanzsystems agieren. Eine Instanz wie eine Notenbank, die versucht Geldmengen zu steuern und Staaten zu stützen, gibt es bei Bitcoin nicht. Im Algorithmus für die Kryptowährung ist vielmehr eine absolute Obergrenze von 21 Millionen Digitalmünzen vorgesehen.

Musk strebt nach höherer Rendite als bei konventionellen Anleihen

Das Erzeugen zusätzlicher Einheiten per Computer durch die Bitcoin-Community ist erstens nicht vorgesehen und wäre zweitens ein enorm aufwendiger Vorgang. Dies soll als Schutz vor einer Entwertung der Kryptowährung dienen. Unternehmen könnten also zumindest einen Teil ihres Geldes als Absicherung gegen eine mögliche Inflation in Bitcoins investieren. Für Musk dürfte es aber auch darum gehen, dass er mit den immensen Liquiditätsreserven von Tesla – Ende 2020 waren es 19 Milliarden Dollar – höhere Gewinne erzielen will als die Minirenditen, die derzeit bei konventionellen Anlagen wie Anleihen möglich sind.

Es gibt einen weiteren Vorteil: Das Digitalgeld kann als internationales Zahlungsmittel dienen. Wer sich in der Bitcoin-Welt bewegt, ist damit in der Lage, sich bei Geschäften über Grenzen hinweg gegen Währungsschwankungen absichern. Auch dies dürfte bei den Überlegungen von Musk eine Rolle spielen, denn Tesla will künftig auch Bitcoins für Bezahlen der E-Autos akzeptieren. Details sind allerdings noch nicht klar. Hettler macht aber darauf aufmerksam, dass dies derzeit kein Konzept im großen Stil sein kann. Denn das Bitcoin-Netzwerk sei derzeit nicht darauf ausgelegt, „auch nur annähernd den Umfang der Zahlungsvorgänge des traditionellen Zahlungsverkehrs zu bewältigen“.

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In Deutschland gibt es jetzt ein Kryptoverwahrgesetz

Allerdings akzeptiert Paypal seit Ende vorigen Jahres die Bitcoins für die Begleichung von Rechnungen. Zahlreiche Großbanken sind in das Geschäft mit dem Digitalgeld eingestiegen. Das wurde auch bereits 2020 hiesigen Geldhäusern mit dem Kryptoverwahrgesetz erlaubt. Achim Berg, Präsident des Digitalverbandes Bitkom, begrüßt jedenfalls, dass Kryptowährungen wie Bitcoin nun „endgültig aus der Nische von Spekulanten und interessierten Privatanlegern herausgetreten“ sind. Dabei helfe, dass die Politik die Regulierung von Kryptowährungen vorantreibe, etwa mit dem Kryptoverwahrgesetz hierzulande. „Dieser Weg sollte mit dem notwendigen Augenmaß fortgesetzt werden, um den Markt für weitere Akteure attraktiv zu machen, zugleich aber Innovationen nicht zu verhindern“, sagte Berg dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Unternehmen setzten auf Kryptowährungen auch als potenzielles Zahlungsmittel in der Zukunft. Sie ermöglichten zum Beispiel komplett automatisierte digitale Bezahlvorgänge. Berg: „Die Entwicklung ist ein deutliches Signal, dass die Europäische Zentralbank ihr Projekt eines digitalen Euro konsequent vorantreiben sollte.“

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