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RND-Kolumne Chefinnensache

Angst vor dem Shitstorm

Ein Smartphone-Bildschirm zeigt Social-Media-Apps (Symbolbild).

Ein Smartphone-Bildschirm zeigt Social-Media-Apps (Symbolbild).

Äußern sich Unternehmen politisch, müssen sie sich oft den Vorwurf gefallen lassen, sie würden es nur aus Marketinggründen tun, um den Profit zu steigern. Man könnte es aber auch ganz anders sehen: Unternehmen bündeln ihre kapitalistischen Ressourcen und lenken sie auf das politische Ereignis: Sie vermitteln ihren Kunden und Kundinnen Haltung, regen zur Debatte an und geben dem Thema Aufmerksamkeit.

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Nicht selten wird dabei noch Geld an Hilfsorganisationen gespendet. Diese Unternehmen sehen sich als Teil der freiheitlich-demokratischen Gesellschaft.

Doch wenn jedes Unternehmen dauerhaft politisch aktiv werden würde, kann das auch dem gesellschaftlichen Zusammenhalt schaden. Unsere Gesellschaft ist politischer denn je. Die gesellschaftliche Spaltung hat ebenso zugenommen, was unmittelbar mit der Politisierung zusammenhängt. Unsere Gesellschaft hat eine erstaunlich geringe Toleranzschwelle für andere Haltungen entwickelt.

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Kein Wunder, in sozialen Medien dominiert oftmals „die eine richtige“ Haltung. Ein für liberale Demokratien wünschenswerter Meinungspluralismus wird zur Meinungsmonotonie durch Co-Orientierung in sozialen Medien, der Schweigespirale und einer satten Note Shitstorm-Angst. Das kann Unternehmen davon abhalten, sich politisch zu äußern oder gar zu engagieren.

Es braucht auch unpolitische Räume

Viele Unternehmen wollen das unabhängig davon aber auch gar nicht – aus ganz unterschiedlichen, nachvollziehbaren Gründen. In einer so durch und durch politisierten Gesellschaft brauchen wir auch unpolitische Räume, um das Leben nicht ausschließlich in Schwarz-Weiß-Raster zu teilen.

Unpolitische Unternehmen tragen (sehr) indirekt dazu bei, den Zusammenhalt zwischen verschiedenen Lagern zu fördern, da sie Raum für all die anderen Dinge geben, die das Leben noch so hergibt. Das ist eine privilegierte Sichtweise. Aber eine zerrüttete Gesellschaft ist letztlich auch nichts Erstrebenswertes. Wie so oft: Die goldene Mitte macht‘s.

Vivien Wysocki (26) ist Gründerin des Modelabels saint sass, politisch engagiert und arbeitet als internationales Model. Sie studierte Medienmanagement in Hannover und lebt in Berlin.

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