Aldi, Miele Haribo: Familienunternehmen werden vor allem von Männern geführt
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In den Führungsetagen von Familienunternehmen sind Frauen stark in der Unterzahl.
© Quelle: Oliver Berg/dpa
Aldi, Bertelsmann, Deichmann, Miele, Haribo – wissen Sie, wer an der Spitze der großen deutschen Familienunternehmen steht? Es sind Männer. Der Männeranteil in den Geschäftsführungen der 100 größten deutschen Familienunternehmen beträgt sage und schreibe 92 Prozent. Und das nicht 1950, sondern jetzt, im Juni 2022.
Die großen deutschen Familienunternehmen prägen als Ikonen des Unternehmertums die deutsche Wirtschaft, aber ihr Führungsverständnis erscheint zuweilen so alt wie die traditionsreichen Unternehmen selbst. Keine Frau bei Miele, keine Frau bei Bertelsmann, keine Frau bei Haribo – dafür zehn Männer bei Fressnapf, neun Männer bei der Schwarz-Gruppe (Lidl und Kaufland), acht Männer bei Kühne & Nagel: Solche Führungsteams muss man im Jahr 2022 schon erklären.
Aber: Sie müssen es selten erklären, daher verändert sich auch so wenig. Diese Unternehmen segeln weitgehend unter dem Radar der Öffentlichkeit, sie stehen bei Weitem nicht so stark im Fokus wie die Börsenunternehmen mit ihrer strengen Transparenzpflicht und Shareholdern, die auch mal zum Korrektiv werden, wenn die Unternehmensführung den Wert von Chancengleichheit und Vielfalt in der Führung nicht selbst erkennt.
Familienunternehmen denken in Generationen, heißt es. Ziel ist nicht die kurzfristige Gewinnmaximierung, sondern das Weitergeben eines prosperierenden Unternehmens an die nächste Generation. Gerade deshalb sollten sie Vielfalt in der Führung nicht als Zeitgeistthema unterschätzen. Unsere Gesellschaft ist ja längst vielfältig, nur kommt von den 50 Prozent Frauen und den 25 Prozent Deutschen mit ausländischen Wurzeln, die ja alle in den Unternehmen arbeiten, so gut wie nichts in diesen Führungsetagen an.
Die wichtigste Ressource der Zukunft – die besten Köpfe – sind ganz sicher nicht nur Männer. Wollen Familienunternehmen es auch in die nächste Generation schaffen, sollten sie jetzt dringend für mehr Vielfalt und Chancengleichheit sorgen.
Dr. Wiebke Ankersen führt gemeinsam mit Christian Berg die gemeinnützige Allbright-Stiftung, die sich für einen Kulturwandel in den Unternehmen und mehr Frauen in Führungspositionen einsetzt. Im Wechsel mit anderen Autorinnen schreibt sie die RND-Kolumne „Chefinnensache“ über Gleichstellung, Diversität und den weiblichen Blick auf die Wirtschaft. Alle bisherigen Beiträge finden Sie hier.