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Führende Wirtschaftsforschungsinstitute äußern sich

Energieexperten uneinig über Habecks Pläne zu AKW-Weiterbetrieb

Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm des Atomkraftwerks (AKW) Isar 2. (Symbolbild)

Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm des Atomkraftwerks (AKW) Isar 2. (Symbolbild)

Berlin. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sieht einem Medienbericht zufolge Pläne für einen möglichen Weiterbetrieb von Atomkraftwerken in Deutschland kritisch. „Es ist wirklich ein schlechter Witz. Seit die Atomkraftwerke in Frankreich massenhaft ausfallen, müssen unsere Atomkraftwerke einspringen“, sagte die DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert der Mediengruppe Bayern (Donnerstag).

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Atomkraftwerke könnten aber nur bedingt helfen. „Sie kosten uns viel und bringen wenig“, sagte Kemfert. Man solle stattdessen Frankreich dabei helfen, „eine konsequente Energiewende umzusetzen“.

Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), spricht in der Bundespressekonferenz in Berlin.

Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), spricht in der Bundespressekonferenz in Berlin.

Kemfert wies in dem Gespräch darauf hin, dass es in Deutschland weniger ein Problem mit dem Stromangebot gebe als vielmehr ein Verteilungsproblem. „Im Süden Deutschlands gibt es eine Ökostrom-Lücke. Gerade in Bayern fehlt vor allem Windenergie. Deswegen muss man alles mobilisieren, damit hier schnell Abhilfe geschaffen wird“, sagte sie.

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Experte Frondel erwartet eher einen Energiemangel im Winter 2023/2024

Der Energieexperte Manuel Frondel vom RWI-Leibniz-Institut hingegen regte eine noch längere Nutzung von Atomkraft an als bisher geplant. „Die pragmatische Vorgehensweise der Regierung ist zu begrüßen. Ohne den Atomausstiegskonsens in Frage zu stellen, sollte aber darüber nachgedacht werden, aus Versorgungssicherheitsgründen die AKW bis nach dem Winter 2023/2024 laufen zu lassen“, sagte Frondel der „Rheinischen Post“ (Donnerstag).

Bundesländer fordern Energiepreisdeckel vom Bund

„Es ist nicht zu erwarten, dass nächste Woche alle Fragen gelöst werden. Dazu ist das Thema sicher zu komplex“, sagte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst.

Eine Gas- und Strommangellage sei im übernächsten Winter noch viel eher zu erwarten als diesen Winter. „Denn wenn nach diesem Winter die Gasspeicher leer sind, wird wohl kein russisches Gas mehr strömen, um die Speicher wieder zu befüllen.“

Auch der Ökonom Torsten Schmidt vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung plädiert dafür, die verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland länger laufen zu lassen. „Nicht nur jetzt über den Winter, sondern bis wirklich alternative Stromerzeugungskapazitäten in Deutschland geschaffen wurden“, sagte er am Donnerstag in Berlin. Atomkraft sei „ein gutes Instrument, um gerade auch Schwankungen am Strommarkt auszugleichen“. Das solle die Bundesregierung länger nutzen als bisher geplant.

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RND/dpa

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