Aiways U5: Das E-Auto, das es in keinem Autohaus zu kaufen gibt

Der Aiways U5 weiß vor allem mit seinem Preis und seiner Ausstattung zu überzeugen. Christof Johann hat das ganze mal getestet.

Der Aiways U5 weiß vor allem mit seinem Preis und seiner Ausstattung zu überzeugen. Christof Johann hat das ganze mal getestet.

Autos aus China haben in der Vergangenheit immer wieder für Negativschlagzeilen gesorgt. Vor allem mangelnde passive Sicherheit sorgte für teils verheerende Crashtest-Resultate. Deshalb die gute Nachricht gleich zuerst: Der Aiways U5 hat bei Euro-NCAP-Crashtest mit drei Sternen ordentlich abgeschnitten. Dann können wir uns also beruhigt reinsetzen und zur Testfahrt starten.

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Zuerst klären wir die Frage, mit welcher Art Auto wir es eigentlich zu tun haben. Der Aiways U5 ist ein SUV von mittelgroßer Statur, vergleichbar einem BMW X3 oder – noch besser weil ebenfalls vollelektrisch – einem Mercedes EQC. Wobei wir schon bei der ersten Überraschung wären: Den U5 gibt es ab 35.993 €, der vollausgestattete U5 Premium kostet 39.070 €. Damit ist der Wagen rund halb so teuer wie sein schwäbisches Pendant (ab 66.068,80 €).

Daher die naheliegende Frage: Bietet er auch nur halb soviel? Wir meinen: nein. So ist die Ausstattung beim Premium nahezu komplett. Vermisst haben wir nur Airbags hinten und ein Handschuhfach. Ebenfalls nicht zu haben ist ein Navigationssystem. Die Aiways-Entwickler und -Entwicklerinnen setzen darauf, dass jeder ohnehin ein Navigationssystem im Handy hat und sparen so das Geld für anderes: LED-Scheinwerfer, Panoramadach oder Rundum-Kamerasystem sind Serie.

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Einwandfreie und logische Bedienung

Gut, die Verarbeitung und Materialien sind zwar nicht Mercedes-like aber immer noch anständig, und die Bedienung funktioniert nach einer gewissen Eingewöhnung einwandfrei und logisch. Überraschend auch der Platz, den der Aiways bietet. Geschickt nutzen seine Konstrukteure und Konstrukteurinnen die Packaging-Vorteile des E-Antriebs aus und schaffen reichlich Raum für fünf Passagiere.

Antriebstechnisch ist der Aiways U5 auf der Höhe der Zeit: wie so viele andere Mittelklasse-SUV kommt er mit einem 150 kW-Motor, der prima zum Fahrzeug passt. 7,6 Sekunden für den Sprint von 0-100 km/h sind genauso ausreichend wie 160 km/h Spitze. Bei einem sehr niedrigen WLTP-Verbrauch von 16,6 – 17,0 kWh/100 km reicht die 63 kWh-Batterie theoretisch für 410 km, praktisch sind es eher 300. Geladen wird dann tatsächlich sehr schnell. Hier glänzt der Aiways U5 mit Spitzenleistungen von bis zu 90 kW, richtig zackig also. In einer halben Stunde sind locker 200 km nachgeladen.

Beim Fahren zeigt sich der U5 jeglicher Sportlichkeit abgeneigt und schunkelt gutmütig durch die Kurven. Wer es also prinzipiell eher weniger eilig hat, genießt ein komfortables Fahrwerk mit narrensicherem Fahrverhalten, das von den zahlreichen Assistenzsystem jederzeit aufmerksam unterstützt wird. Dass die Lenkung wenig zielgenau ist, könnte auch an den montierten Cooper-Reifen liegen, die nicht gerade für Top-Performance bekannt sind. Ebenfalls nicht überraschend ist das leicht schwammige Gefühl beim Bremsen. Das liegt daran, dass in weiten Bereichen nicht über die Bremsanlage verzögert wird, sondern über den Elektromotor rekuperiert, das heißt Strom zurückgewonnen. Gut für die Reichweite, aber schlecht fürs Bremsgefühl. Tröstlich für Aiways: Das können viele andere renommierte Hersteller auch nicht besser.

Für die Inspektion geht‘s zu ATU

Am Schluss noch zwei ganz dicke Überraschungen: Kaufen kann man das Auto NICHT in einem Autohaus. Man bekommt es entweder direkt online bei Aiways – oder bei der Elektronikmarktkette Euronics! Für diese tut sich damit ein interessantes neues Geschäftsfeld auf. Und wenn das Fahrzeug mal zum Service muss (was bei Inspektionsintervallen von 100.000 km eventuell sehr selten vorkommt), geht es ab zu ATU, die in jeder Filiale einen auf Aiways und Hochvolttechnik geschulten Mechaniker haben. So spart Aiways sich und den Käufern die (immensen) Kosten für ein eigenes Händlernetz. Warum denn nicht?

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Und die vielleicht dickste Überraschung am Schluss: Schaut man sich den Wikipedia-Eintrag zu Aiways an, liest man erstaunt, dass die Firma überhaupt erst 2017 in Shanghai gegründet wurde. 2019 kamen die ersten Autos auf den Markt und 2020 begann der Export. Das ist schon fast unheimlich, in welch kurzer Zeit die Chinesen ein so anständiges Produkt wie den Aiways U5 in guter Großserienqualität auf die Räder gestellt haben. Man darf gespannt sein, was da noch kommt.

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