40-Jahres-Hoch: US-Inflation steigt auf 7,5 Prozent – Euro gerät unter Druck
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Ein Einkauf liegt in einem Einkaufswagen in einem Supermarkt (Symbolbild)
© Quelle: Fabian Sommer/dpa
Washington. Der Preisauftrieb in den USA hat sich im Januar auf hohem Niveau stärker beschleunigt als erwartet. Die Verbraucherpreise stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,5 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Das ist die höchste Inflationsrate seit dem Jahr 1982.
US-Präsident Joe Biden räumte in einer Mitteilung ein, dass die Amerikaner unter steigenden Preisen litten. Es gebe aber auch Anzeichen dafür, „dass wir diese Herausforderung meistern werden“. Analysten hatten mit einer Rate von 7,3 Prozent gerechnet. Im Dezember hatte sie noch bei 7,0 Prozent gelegen.
US-Notenbank Fed: Leitzinserhöhung im März
Die Inflation liegt damit noch stärker über dem Inflationsziel der US-Notenbank Fed von zwei Prozent. Die Fed hat für März eine erste Leitzinserhöhung in der Pandemie signalisiert. Sie gerät nun immer mehr unter Zugzwang. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im Januar um 0,6 Prozent. Hier war ein Anstieg um 0,4 Prozent prognostiziert worden.
„Von einem nachlassenden Inflationsdruck kann also keine Rede sein“, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. So stieg auch die Kernrate, bei der schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise rausgerechnet werden, stärker als erwartet. Die Jahresrate kletterte von 5,5 Prozent im Vormonat auf 6,0 Prozent. Erwartet wurden 5,9 Prozent. Es sind nicht nur die stark steigenden Energiepreise für den Preisauftrieb verantwortlich. Experten verweisen neben den weiterhin andauernden Lieferengpässen auch auf den engen Arbeitsmarkt. Dies führt zu einem wachsenden Lohndruck.
Biden: arbeiten mit aller Kraft daran, Kampf zu gewinnen
Biden teilte mit, seine Regierung arbeite mit aller Kraft daran, „diesen Kampf zu gewinnen“. Experten gingen weiterhin davon aus, dass die Inflation bis zum Jahresende deutlich abnehmen werde. Im vergangenen Monat seien ein Reallohnwachstum sowie eine Abschwächung der Autopreise verzeichnet worden, die stark zur Inflation beigetragen hätten. „Eine weitere gute Nachricht ist, dass die Zahl der Neuanträge auf Arbeitslosenunterstützung weiter zurückgeht.“
An den Finanzmärkten sind zuletzt die Zinserwartungen deutlich gestiegen. Experten zufolge könnte die US-Notenbank den Leitzins im März sogar mit einem großen Schritt um 0,5 Prozentpunkte anheben.
Euro gerät unter Druck
Auch der Euro ist nach den gestiegenen US-Inflationsdaten vorübergehend unter Druck geraten. Die Gemeinschaftswährung kostete am Nachmittag 1,1470 US-Dollar. Zeitweise war der Euro bis auf 1,1375 Dollar gefallen. Er erholte sich jedoch rasch wieder von den Verlusten. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,1439 (Mittwoch: 1,1435) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8742 (0,8745) Euro. Der US-Dollar profitierte vorübergehend von der Inflationsentwicklung in den USA und legte zeitweise zu allen wichtigen Währungen zu.
„Die ursprünglich einmal gehegte Erwartung, dass sich der durch die Verspannungen der Corona-Krise bewirkte Preisschub rasch wieder verflüchtigen würde, hat sich schon lange erledigt“, kommentierten die Commerzbank-Analysten. In immer mehr Kategorien würden die Preise steigen. „Dies erhöht das Risiko, dass sich die Inflation bei zu hohen - also merklich über dem Ziel der Fed liegenden - Werten verfestigt.“
Schweden will Leitzins erst übernächstes Jahr anheben
Die schwedische Zentralbank will ihren Leitzins trotz hoher Inflation erst im übernächsten Jahr anheben. Bis zum zweiten Halbjahr 2024 geht die Reichsbank von einem unveränderten Leitzins von null Prozent aus. Die Aussage wurde nur leicht angepasst, denn bisher sprach die Notenbank vom vierten Quartal 2024. Die Reichsbank verfolgt damit im internationalen Vergleich einen besonders lockeren Kurs. Nach der Entscheidung geriet die schwedische Krone gegenüber allen anderen wichtigen Währungen unter Druck.
Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,84248 (0,84255) britische Pfund, 132,42 (132,04) japanische Yen und 1,0571 (1,0555) Schweizer Franken fest. Die Feinunze Gold kostete am Nachmittag in London 1836 Dollar. Das waren etwa drei Dollar mehr als am Vortag.
RND/dpa