#OutInChurch

Trotz der Ablehnung des Vatikans startet die vierte Synodalversammlung, die Reformprozesse in der deutschen katholischen Kirche anstoßen soll. Gespannt darauf blickt auch die Initiative #OutInChurch, die die Akzeptanz von LGBTIQ+-Menschen in der Kirche fordert. Rainer Teuber, Mitglied der Initiative, setzt Hoffnungen in das Treffen – sieht aber auch viele Unsicherheiten.

Zum zweiten Mal werden unter dem Hashtag #liebegewinnt in katholischen Kirchen in Deutschland auch LGBTIQ+-Paare gesegnet – entgegen der Verbote aus dem Vatikan. Doch in diesem Jahr ist im Gegensatz zum vergangenen Jahr die Essener Domkirche nicht dabei. #OutInChurch-Mitinitiator Rainer Teuber zeigt sich enttäuscht davon.

Ein Gottesdienst wie dieser wäre vor Jahren noch undenkbar gewesen für Kardinal Reinhard Marx. Doch am Sonntag hat er eine Messe mit der Münchner Queer-Gemeinde gefeiert. Ist das das Hoffnungszeichen, auf das queere Menschen in der katholischen Kirche seit Jahrzehnten warten?

Erneut sorgt die Initiative #OutInChurch für Sichtbarkeit. Bei der Bischofskonferenz in Oberfranken übergeben Vertreterinnen und Vertreter eine Petition mit mehr als 117.000 Unterschriften an den DBK-Vorsitzenden Bischof Georg Bätzing. Sie sehen die angekündigten Änderungen im kirchlichen Arbeitsrecht als „erstes Signal“ – haben aber noch weitere Forderungen.

Die deutschen Bischöfe wollen das Arbeitsrecht in der katholischen Kirche reformieren, um Diskriminierungen homosexueller Mitarbeiter zu beenden. Der Papst-Berater Oswald Gracias sieht Reformen in der katholischen Kirche indes kritisch. Aufgrund der Missbrauch-Skandale und dem Ausbleiben von Reformen wollten immer mehr Menschen austreten, auch Religionslehrer wollen nicht mehr unterrichten.

Vor mehr als drei Wochen ging die Initiative #OutInChurch an die Öffentlichkeit und forderte die Anerkennung von LGBTIQ+ in der katholischen Kirche. Seitdem ist einiges passiert – unter anderem wird eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts immer wahrscheinlicher. Eine Zwischenbilanz, die zeigt: Es ist viel in Bewegung, aber es muss auch noch viel passieren.

Die Initiative #OutInChurch und ein Synodalbeschluss zeigen erste Wirkungen. Das Bistum Osnabrück und das Bistum Essen sichern ihren Mitarbeitenden zu, dass niemand wegen seiner Sexualität Auswirkungen zu befürchten hat. Sie beziehen sich dabei auf einen Beschluss des Synodalen Wegs, der eine Anpassung des kirchlichen Arbeitsrechts fordert.

Mit #OutInChurch fordert die Initiative, dass LGBTIQ+ in der katholischen Kirche anerkannt werden. Aber wie ist das eigentlich in der evangelischen Kirche? Dort müssen queere Menschen keine Kündigung fürchten, doch Diskriminierung gibt es trotzdem an manchen Stellen, wie Ellen und Stefanie Radtke berichten. Die beiden sind ein lesbisches Pastorinnen-Ehepaar – und berichten auf Youtube vom Queersein in der Kirche.

Die Initiative #OutInChurch fordert, dass LGBTIQ+-Menschen in der katholischen Kirche anerkannt werden und das kirchliche Arbeits­recht angepasst wird. Aber warum hat die Kirche ein eigenes Arbeits­recht? Wird Diskriminierung so legal? Droht wirklich eine Kündigung bei einem „Loyalitäts­verstoß“? Ein Gespräch mit Renate Oxenknecht-Witzsch, Juristin mit Schwerpunkt im kirchlichen Arbeitsrecht.

Der Synodale Weg hat am Samstag über weitreichende Reformen abgestimmt. Konkret geht es um Beschlüsse wie die Öffnung von katholischen Weiheämtern für Frauen, Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare oder Änderungen im kirchlichen Arbeitsrecht. Am Ende werden die Entscheidungen aber im Vatikan getroffen.

Nach den jüngsten Missbrauchsvorwürfen wird der Ruf nach Erneuerung der Kirche unter Katholiken immer lauter. Bischöfe und Laien reden darüber drei Tage auf einer Synodalversammlung in Frankfurt. Manche Gläubige geben jedoch ihre Hoffnung auf und treten aus der Kirche aus.

Als der Vatikan dem Segen für homosexuelle Paare 2021 eine Absage erteilte, sorgte das für einen Aufschrei unter vielen Katholiken. Der Priester Wolfgang Rothe segnete damals trotzdem – und bringt jetzt, passend zur Initiative #OutInChurch, ein Buch heraus über Queersein in der katholischen Kirche.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sieht großen Reformbedarf in der katholischen Kirche. Dabei geht es dem Oberhirten auch darum, das Zölibat auf den Prüfstand zu stellen. Ehelosigkeit sei zwar ein „starkes Glaubenszeugnis“, müsse aber „nicht der ausschließliche Weg zum priesterlichen Dienst sein“, sagte Koch.

„Das wird tagtäglich gelebt, das gibt es längst in der Gesellschaft“, sagt der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, über die Modernisierungspläne im Familienrecht. Die Ampel-Koalition will Eltern in Regenbogen- und Patchworkfamilien rechtlich besser absichern. Im Zuge der Kampagne #OutInChurch fordert Lehmann eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts.

Am Montag hatten sich 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche als queer geoutet und ein Ende ihrer Diskriminierung gefordert. Der Vizevorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Franz-Josef Bode, sieht die Aktion als „mutigen Schritt“. Die Geschichten dieser Personen würden eine „überfällige Debatte“ anmahnen.