Susanne Kreher führt zur Halbzeit: Gelingt der WM-Coup?
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Die Hälfte ist geschafft: Wird Susanne Kreher Skeleton-Weltmeisterin?
© Quelle: IMAGO/Eibner/Memmler
St. Moritz. War die Stimmung von Axel Jungk nach den ersten beiden Läufen bei der Weltmeisterschaft im schweizerischen St. Moritz am Donnerstagvormittag absolut am Boden, so strahlte seine Oberbärenburger Vereinsgefährtin Susanne Kreher am Nachmittag mit der Sonne im Oberengadin um die Wette. Denn die 24-jährige WM-Debütantin führt zur Halbzeit überraschend vor den beiden Kanadierinnen Mirela Rahneva und Jane Channell. Titelverteidigerin Tina Hermann vom Königssee liegt mit 59 Hundertstelsekunden Rückstand hinter Kreher auf Rang fünf. Die Olympia-Zweite von 2018, Jacqueline Lölling (Hochsauerland) ist vorerst Siebte. Olympiasiegerin Hannah Neise (Winterberg) kam mit der Bahn gar nicht zurecht und belegt derzeit den 13. Rang.
Susanne Kreher, die schon vor der WM gesagt hatte, dass die Natureisbahn von St. Moritz zu ihren Lieblingsbahnen gehört, bestätigte nach den beiden Läufen: „Ich habe mich im Training vom ersten Moment an wohlgefühlt.“ Dennoch sei sie selbst von der Führung überrascht. „Das hätte ich nicht gedacht“, gab sie lächelnd zu. Im Jahr 2015 war die Bärensteinerin von der Leichtathletik (400 m/800 m) zum Skeleton gewechselt, hatte drei Jahre später eben in St. Moritz mit Bronze bei der JWM ihren ersten internationalen Erfolg gefeiert.
„Ich habe eine gute Ausgangsposition, es ist alles drin“
Im vergangenen Jahr krönte sie ihre Juniorenzeit mit JWM-Gold in Innsbruck-Igls, wo sie trotz gebrochener Nase gewann. Dennoch sei diese Saison danach für sie eher frustrierend gelaufen. „Ich war die Nummer vier in Deutschland, habe aber gar keine Chance bekommen, mich eventuell für Olympia zu qualifizieren“, erinnert sich die mutige junge Frau, die sich seit 2018 bereits 16 Tatoos stechen ließ („Das fand ich schon immer cool“), gern zu Konzerten geht, Skateboardfahren und auch Zeichnen mag.
Den Frust aber wandelte die Sportsoldatin in Motivation um. „Ich wollte zeigen, dass ich immer noch da bin“, meinte Kreher, die wie Axel Jungk im Sommer Athletik in Dresden bei Leichtathletik-Coach Stefan Poser bolzt. Beim erfahrenen Axel Jungk habe sie sich auch schon viel abschauen können. „Und er hat mich auch bei der Selektion stark unterstützt.“ So schaffte es die Sächsin, sich erstmals für das Weltcup-Team zu qualifizieren und belegte gleich in ihrem ersten Winter bei den bisherigen sechs Weltcups einmal Platz drei und zweimal Rang zwei. Jetzt könnte sie am Freitag den bisher größten Erfolg ihrer Karriere einfahren.
Die bodenständige Athletin will sich keinesfalls verrückt machen lassen: „Ich habe eine gute Ausgangsposition, es ist alles drin. Es gibt auf jeden Fall noch Verbesserungspotenzial, die Fahrten waren nicht ganz so gut wie im Training. Ich kann aber entspannt rangehen und versuche, die Nacht auch gut zu schlafen. Morgen werde ich versuchen, an meine Leistungen anzuknüpfen und einige Fehler noch auszumerzen.“ Rekordweltmeisterin Tina Hermann, die mit der Bahn nicht unbedingt Freundschaft geschlossen hat, gab ihr den Tipp: „Gelassen rangehen, habe Spaß bei deiner ersten WM.“