Kurzes Hauptmann-Duell beim Spiel zwischen dem VfB Lübeck und Dynamo Dresden
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Niklas Hauptmann (r.) und sein jüngerer Bruder Marius war die Freude über das Wiedersehen unschwer anzumerken, obwohl sie diesmal als Gegner aufliefen.
© Quelle: Susanne Hübner
Lübeck. Es sah lange so aus, als ob das erste öffentliche Bruderduell zwischen Niklas und Marius Hauptmann ganz ausfallen würde. Am Sonnabend fand es aber doch statt, die mitgereisten Eltern und die Oma bekamen beide Jungs im Stadion an der Lohmühle zu sehen, als Tabellenführer Dynamo Dresden beim Aufsteiger VfB Lübeck zu Gast war. Beim 1:0-Sieg der Schwarz-Gelben über die Grün-Weißen mussten die engsten Familienangehörigen aber nicht lange bangen, dass die Brüder im Zweikampf vielleicht hart aufeinandertreffen könnten. Nach nur fünf Minuten, in denen Niklas und Marius in einem rassigen Drittliga-Spiel gemeinsam auf den Platz standen, war schon wieder alles vorbei.
Dass es überhaupt noch dazu kam, dass Hauptmann gegen Hauptmann spielen konnte, war bis zuletzt nicht sicher. Erst wusste kaum einer, ob Marius rechtzeitig fit genug werden würde, war der 24-jährige Rechtsaußen vom VfB Lübeck doch wochenlang wegen eines Muskelfaserrisses außer Gefecht gewesen. Und dann hatte Niklas am vergangenen Dienstag im Training einen Schlag aufs Knie erlitten, verbrachte Stunden in der Physiotherapie, um irgendwie spielfähig zu werden. „Das Knie hatte was abbekommen. Wir haben in den letzten Tagen alles versucht, dass es heute so lange wie möglich hält“, berichtete Niklas nach dem Spiel. Erst bei der Erwärmung im Stadion hatte er Trainer Markus Anfang signalisiert, dass er sich einen Einsatz zutraut. So konnte Dynamos Regisseur dann doch mit der Startelf auflaufen.
Als Marius reinkommt, geht Niklas wenig später vom Platz
Marius saß zunächst draußen, musste mitansehen, wie sein Bruder das Dynamo-Spiel lenkte, selbst Chancen hatte. Er hatte zwar vorher nicht gewusst, ob Niklas dabei sein kann, aber schon damit gerechnet: „Ich habe gewusst, dass Niklas Probleme am Knie hat, weiß aber auch, dass er einer ist, der auch mal auf die Zähne beißt. Bei mir war es lange nicht klar, ob ich von Anfang an spiele oder reinkomme.“ Als er dann in der 58. Minute von Trainer Lukas Pfeiffer eingewechselt wurde, da sprinteten dann doch beide Hauptmann-Brüder über den Rasen. „Das war schon kurz komisch – fünf Minuten lang“, befand Marius. Er kam aber vor 8858 Fans nicht mehr groß mit Niklas in Kontakt, denn den holte Anfang schon in der 63. Minute vom Feld, wollte ihn schonen. Gern hätte Marius noch länger gegen den drei Jahre älteren Bruder gekickt, „aber mir ist dann doch sein Wohl lieber und wichtiger, als wenn wir gegeneinander spielen“.
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Niklas (l.) und Marius Hauptmann waren nach dem Spiel beide gut gelaunt, obwohl beide gern gewonnen hätten.
© Quelle: Jochen Leimert
Marius Hauptmann, der über die rechte Seite noch mal Dampf machte und dafür später Lob von seinem Niklas erhielt, ahnte aber auch, dass sich das Spiel mit der Auswechslung seines Bruders verändern könnte. Und so kam es auch, denn bei Dynamo war die Ballsicherheit im Mittelfeld plötzlich weg, der VfB drehte nochmal richtig auf und erarbeitete sich viele hochkarätigen Chancen. Marius überraschte das nicht. Schon letzte Saison sei auffällig gewesen, dass die Dresdner Probleme kriegen, wenn sein Bruder nicht dabei ist: „Wir wissen alle, dass er einer der besten Leute in der Liga ist. Dynamo kann froh sein, wenn er nicht lange ausfällt.“
Erleichtert konnte Dynamo am Ende auch über die drei Punkte sein. Marius, der am vergangenen Donnerstag 24 wurde, hätte „mindestens einen“ gern in Lübeck behalten: „Wir haben unfassbar viele klare Chancen gehabt, aber der Ball wollte irgendwie nicht reingehen.“ Ein Punkt wäre noch ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk gewesen, das er gern angenommen hätte, obwohl sich die Hauptmann-Brüder untereinander nichts zum Geburtstag schenken: „Da gibt es nur Glückwünsche“, so Marius. Niklas bestätigte das. Damit sich nicht jedes Mal alle den Kopf zerbrechen müssen, was man schenken könnte, habe man sich auch mit Lukas, dem Ältesten, geeinigt, sich nichts Materielles zukommen zu lassen. Sich etwas zu schenken, sei nicht so wichtig, „sondern dass wir aneinander denken, uns gratulieren – das ist die Hauptsache“, so Niklas.
Lukas Hauptmann blieb lieber in Dresden
Gedacht an seine Brüder hat am Sonnabend ganz sicher auch Lukas Hauptmann. Der 30-Jährige, früher wie seine Brüder aktiv im Nachwuchs von Borea Dresden, aber später auch beim Dresdner SC und in Laubegast am Ball, war nicht nach Lübeck gereist. Er wollte – wenn überhaupt – das Spiel lieber allein in Ruhe am Fernseher schauen. Seine jüngeren Brüder hatten dafür Verständnis: „Für die Familie ist das natürlich nicht schön, da bist du hin- und hergerissen“, sagte Niklas. „Für ihn war es, glaube ich, unsicher, für wen er sein soll“, feixte Marius über seinen Großen. Der kann jetzt seinen beiden „Kleenen“ wieder uneingeschränkt beide Daumen fest drücken – zumindest bis zum Rückspiel in Dresden.
DNN