Ex-DDR-Auswahlspieler Hans Richter gestorben
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/INIUCTUCYBCY7H2JQ7ISL4JJM4.jpg)
Hans Richter (r.) setzt sich am 22. April 1987 im Leipziger Zentralstadion im Halbfinal-Rückspiel gegen Girondins Bordeaux gegen Alain Roche durch.
© Quelle: Frank Kruczynski
Dresden. Wieder hat der Ostfußball einen Charakterkopf verloren: Der ehemalige DDR-Auswahlspieler Hans Richter (15 Länderspiele/4 Tore) ist am Sonnabend gestorben. Er wurde nur 63 Jahre alt. Der gebürtige Olbernhauer war in den achtziger Jahren ein Großer in der DDR-Oberliga und konnte auch international einige Ausrufezeichnen setzen.
In Karl-Marx-Stadt wird der Stürmer Auswahlspieler
Der Stürmer kam 1978 aus Olbernhau nach Karl-Marx-Stadt und wurde beim dortigen FCK Oberliga-Spieler. Bis 1983 spielte der „blonde Hans“, wie er oft genannt wurde, bei den Himmelblauen, stieg dort mit seinen Toren zum Auswahlspieler auf. 1982 feierte der Torjäger im Thälmann-Stadion von Karl-Marx-Stadt beim 4:1 gegen Rumänien sein Debüt in der DDR-Auswahl. Auch in der Olympiaauswahl kam er zum Einsatz – insgesamt 31 Mal. 1983 wechselte er nicht ganz freiwillig, sondern auf Anordnung des Verbandes zum 1. FC Lok Leipzig, wo er als Nationalspieler auch auf Clubebene international spielen konnte und die Leipziger konkurrenzfähiger machen sollte. Und bei Lok feierte Richter seine größten Erfolge. 1986 gelangen ihm im FDGB-Pokalfinale gegen Union Berlin drei Tore, als die Messestädter vor 50.000 Zuschauern in Berlin mit 5:1 gegen die Köpenicker gewannen. Drei Tore in einem Endspiel – das gelang keinem anderen Spieler in der DDR. 1986 war er wieder dabei, als Lok erneut den Cup holte und in Berlin Hansa Rostock 4:1 bezwang. Ein Tor blieb ihm diesmal allerdings verwehrt.
In Athen verpasst er den ganzen großen Coup knapp
Im selben Jahr verpasste Richter mit Lok nur knapp den ganz großen Coup, als er mit den Blau-Gelben in Athen das Finale des Pokalsiegercups mit 0:1 gegen Ajax Amsterdam verlor. Damals stand er mit Größen wie René Müller, Frank Baum, Ronald Kreer, Olaf Marschall, Matthias Liebers oder Heiko Scholz in jener Startelf, die Hans-Ulrich Thomale gegen die favorisierten Ajax-Profis ins Rennen schickte. Im Europapokal hatte Richter bereits 1983/84 für viel Aufsehen gesorgt, als der Erzgebirgler bei den Siegen über Werder Bremen und Girondins Bordeaux gleich fünf Tore schoss. Erst in der dritten Runde scheiterte Lok damals knapp an Sturm Graz.
1989 flüchtete Richter in den Westen
1989 ging Richter zurück nach Karl-Marx-Stadt, wo Trainer Hans Meyer inzwischen eine junge, schlagkräftige Truppe aufgebaut hatte. Seine beste Zeit war für Richter da aber schon vorbei, sein letztes Länderspiel hatte er bereits 1987 beim 0:2 in Lubin gegen Polen gemacht. Im Oktober 1989 flüchtete Richter schließlich über die Prager Botschaft in den Westen, ehe die Mauer fiel. Bei Kickers Offenbach, dem SV Schwetzingen und Rot-Weiß Walldorf ließ er seine Karriere ausklingen, arbeitete später als Trainer, u.a. vier Jahre in Flörsheim. In Erinnerung bleiben wird der Torjäger aber vor allem wegen seiner 301 Einsätze in der DDR-Oberliga, in denen er 100 Tore schoss. Und wegen seiner Treffer in legendären EC-Schlachten im Zentralstadion.
DNN