Algenplage: Wenn der Traumstrand nicht so traumhaft ist
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Mehr Dünger im Meer und wärmeres Wasser sorgen für Rekordjahre in Sachen Seealgen, hier im bisherigen Rekordjahr 2018 in Punta Cana.
© Quelle: PantherMedia / Sergey Borisov
Es ist so eine Sache mit der Natur. Die meisten verbringen gern und viel Zeit in der Natur, suchen sich für den Urlaub Ziele am Meer, am See oder in den Bergen. Doch die Natur ist auch unberechenbar. Und so kann aus so manch einem Traumstrand binnen kurzer Zeit ein Algen- oder Seegrasstrand werden.
Statt feinem weißen Sand und türkisfarbenem Meer liegt grüner und brauner Glibber am Strand, macht den Strandspaziergang unangenehm und verheddert sich beim Schwimmen in den Beinen. Dazu kommt der Geruch, denn das Algen oder Seegras am Strand können schnell nach faulen Eiern stinken.
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In Mexiko wie hier in Playa del Carmen ist das Braunalgenproblem derzeit allgegenwärtig.
© Quelle: IMAGO/NurPhoto
Nordamerika: So viel Seegras wie aktuell gab es noch nie
Besonders akut ist die Thematik aktuell in der Karibik, berichtet das Reiseportal „Travel Off Path“. Mexiko, Puerto Rico, Barbados und Costa Rica sind nur einige der beliebten Reiseziele, an denen vom weißen Traumstrand nicht mehr allzu viel zu sehen ist. Zwar ist derzeit – wie immer zwischen Mai und September – auch Seegrassaison, doch in einigen Jahren werden die Braunlalgen (Sargassum) zur richtigen Plage.
Die Nachrichtenagentur Associated Press zitiert Lisa Krimsky, Forscherin und Fakultätsmitglied bei Florida Sea Grant: „Dieses Jahr war das schlimmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Es ist absolut verheerend für die Region.“ Allein im Mai seien 18,8 Millionen Tonnen Braunalgen im Atlantik abgefischt worden. Das Rekordjahr 2018 werde bisher im Vergleichszeitraum um 20 Prozent übertroffen. Damals zog sich ein 8850 Kilometer langer Algenteppich von der Karibik bis nach Westafrika.
Europa lässt Strände regelmäßig säubern
Algen und Seegras wachsen vor allem in warmem Gewässer und bei viel Sonne. Überall dort, wo das Wasser sehr klar ist, die Sonne viel scheint und kein Nährstoffüberschuss im Meer zu finden ist, finden die Pflanzen beste Bedingungen vor.
In Europa werden sie an vielen Stränden regelmäßig abgefischt und eingesammelt, sodass Touristinnen und Touristen in ihrem Urlaub nicht viel damit zu tun haben. Im Bodensee ist derzeit etwa eine Art Mähroboterschiff im Dauereinsatz, „Erna“, um den größten deutschen See algenfrei zu halten. Die Ostseestadt Eckernförde gibt jedes Jahr 100.000 Euro aus, um die Strände von Seegras zu säubern, häufig sind es aber, vor allem im Ausland, Hotels, die sich um das Seegras an ihren Küstenabschnitten kümmern.
Das abgefischte Seegras wird entweder entsorgt, als Dünger, Dämmstoff oder zum Hausbau (Seegrasdächer) genutzt.
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Auch in Florida ist aufgrund des Klimawandels mehr Seegras zu finden – bei Berührungen kann es für Menschen gefährlich werden.
© Quelle: imago images/ZUMA Wire
Algen wachsen schneller, als Behörden es abfischen können
In anderen Teilen der Welt ist das aber nicht immer üblich – in der Karibik, aber auch am Indischen Ozean, müssen Reisende also mit Seegras rechnen. Durch viele Beschwerden von Reisenden wird nun mancherorts, etwa in Costa Rica, damit begonnen, die Algen abzutransportieren – für das perfekte Urlaubsfoto. Vor allem Luxushotels achten zudem darauf, die Strände möglichst pittoresk zu halten.
Mexiko hingegen entfernt die Braunalgen schon länger, allein 2019 investierte die Regierung fast 20 Millionen US-Dollar dafür. Doch sie wachsen schnell nach und findet schneller den Weg an Land, als die Behörden reagieren können.
Seegras bindet CO₂ und belüftet den Meeresboden
Ökologisch sind Algen und Seegras ein wichtiger Bestandteil der Umwelt. Tiere finden darin Schutz und nutzen sie zur Eiablage. Zudem gibt Seegras Sauerstoff in das Wasser und in den Boden ab und ist dadurch eine Art Belüftungssystem für den Meeresboden. Dadurch können sich Krebse, Würmer, Muscheln und Seeigel ansiedeln. Auch beim CO₂-Ausstoß spielt Seegras eine Rolle: Wächst das Seegras, das mehrere Hundert Jahre alt werden kann, heran, werden zwei Gramm CO₂ pro Quadratmeter und Tag gebunden.
Allerdings fürchten Forscherinnen und Forscher, dass sich die bloße Masse, die sich in diesem Jahr gebildet hat, ökologisch nicht so positiv auswirkt. Das an Land angespülte Seegras könnte beim Verrotten Stoffe freisetzen, die nicht gesund seien. Zudem fürchten sie, dass das Algenwachstum auch darauf zurückzuführen ist, dass künstlicher Dünger aus der Landwirtschaft im Meer landet – dadurch würde das biologische Gleichgewicht beeinträchtigt.
Seegras kann für Menschen gefährlich werden
Für Menschen ist Seegras vor allem ein optisches Problem: Türkises Meer und weißer Strand gefällt uns in der Regel schlicht besser als mit Seegras belagerte Strände. Gefährlich ist die grüne und braune Masse für Menschen in der Regel nicht, freigesetzter Schwefelwasserstoff kann allerdings Augen, Nase und Rachen reizen. Zudem können durch kleine Tiere, die im Seegras leben, etwa Juckreiz und Hautausschlag ausgelöst werden – weshalb Touristinnen und Touristen beim Strandspaziergang einen Bogen um das Seegras machen sollten.
Deshalb empfiehlt das Reisemagazin „Travel off Path“ auch, einige Regeln einzuhalten, wenn am Urlaubsort zu viel Seegras am Strand liegt: Touristinnen und Touristen sollten es nicht anfassen und vor allem nicht essen (auch nicht gekocht). Fenster und Türen des Hotelzimmers sollten geschlossen gehalten werden, wenn sie sich in der Nähe von mit Seegras befallenen Stränden befinden. Wer an Asthma oder anderen Atemwegserkrankungen leide, solle sich nicht zu lange am Strand aufhalten.
Doch auch wenn das Seegras nicht unbedingt gesundheitsgefährdend ist, es kann durchaus lästig sein. Boote können nicht mehr aufs Meer hinaus, Wassersport ist mancherorts kaum mehr möglich. Zudem kann zu viel Seegras zur Gefahr für Schwimmerinnen und Schwimmer werden, wenn sie sich etwa mit den Füßen verheddern. Deshalb wird an einigen Stellen vorm Baden im Meer gewarnt, wenn die Seegrasplage zutage kommt.
RND/msk
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