Mehr Reisende, wenig Personal

Drohen im Sommer vermehrt Flugverspätungen?

Schönefeld: Passagiere stehen am Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER) vor der Sicherheitskontrolle Schlange.

Schönefeld: Passagiere stehen am Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt (BER) vor der Sicherheitskontrolle Schlange.

Die Menschen in Deutschland haben ihre Reiselust wiederentdeckt. Schon über die Osterferien wurde wieder mehr Urlaub gebucht, und in den Sommermonaten erwarten die Reiseveranstalter einen weiteren Anstieg bei der Buchung von Flugreisen. „In den vergangenen Monaten lagen die Buchungen im Wochenvergleich fast durchgängig über denen von 2019 – also vor Corona“, teilt der Deutsche Reiseverband (DRV) mit. Doch an den Flughäfen fehlt das Bodenpersonal. Drohen die Airports, in der Hauptreisezeit im Chaos zu versinken?

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„Grundsätzlich wollen die Menschen wieder reisen und hinaus in die Welt. Wir freuen uns auf unsere Fluggäste und darüber, dass die Drehscheibe Frankfurt Airport wieder in Schwung kommt“, sagt ein Sprecher des Frankfurter Flughafens zur aktuellen Situation. Doch der größeren Anzahl Passagierinnen und Passagieren steht oft nicht die benötigte Menge Personal gegenüber, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren.

Eine Frachtmaschine startet auf dem Flughafen Frankfurt.

Eine Frachtmaschine startet auf dem Flughafen Frankfurt.

20 Prozent Personal fehlen

„Über alle Standorte hinweg fehlen den Dienstleistern, die an der Abfertigung der Passagiere beteiligt sind, rund 20 Prozent Bodenpersonal im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. Das kann vor allem beim Check-In, beim Beladen der Koffer und in der Luftsicherheitskontrolle zu Engpässen in Spitzenzeiten führen“, sagt Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV.

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Neben Warteschlangen an Check-In und bei der Sicherheitskontrolle könnte der Mangel an Arbeitskräften in den Boden-Verkehrsdienstleistungen dazu führen, dass Reisende nach der Landung länger auf ihre Koffer warten als gewöhnlich.

Bei Aeroground, einer Tochtergesellschaft der Flughafen München, die unter anderem für das Be- und Entladen von Flugzeugen zuständig ist, laufe der Betrieb derzeit weitgehend ohne Engpässe. Dennoch habe man mit Blick auf den Sommer damit begonnen, weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu rekrutieren, heißt es von dem Unternehmen

Viele Passagierflugzeuge stehen vor dem Hauptstadtflughafen BER.

Viele Passagierflugzeuge stehen vor dem Hauptstadtflughafen BER.

Beim Flughafen Frankfurt heißt es auf RND-Anfrage, dass „an einigen Stellen noch nicht wieder in ausreichendem Maß Personal zur Verfügung steht. Diese Situation betrifft die gesamte Branche“, erklärt ein Sprecher des Frankfurter Flughafens. Auch die Flughafentochter „FraGround“ wolle in diesem Jahr bis zu 1000 Beschäftigte neu einstellen.

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Sorgt Fachkräftemangel für Stress vor Urlaubsbeginn?

Ob diese Zahl bis zum Sommer erreicht wird? Ungewiss. In vielen Dienstleistungsberufen mangele es aktuell an Fachkräften, sagt Beisel, eben auch in der Fluggastabfertigung. Es handele sich um eine verantwortungsvolle Aufgabe, schließlich sorge man dafür, dass Menschen sicher und pünktlich verreisen können. „Es ist ein Job für Menschen, die gern Dienstleister sind, denn man arbeitet nah am Menschen.“

Dass die Nachfrage nach Reisen wieder steige, haben zuletzt die Osterferien gezeigt. Am traditionell beliebten Reisetag Karfreitag etwa haben Urlauber in den Morgen- und Abendstunden in Ausnahmefällen Wartezeiten von über 30 Minuten hinnehmen müssen, so ADV-Chef Beisel. Insgesamt seien die Prozesse aber zufriedenstellend gelaufen. Insgesamt falle die Bilanz positiv aus. „Insgesamt wurde das erhöhte Passagieraufkommen an den Flughäfen professionell bewältigt“, sagt Beisel.

Am Flughafen Bremen wird ein Airbus-Großraumtransportflugzeug  mit nachhaltigem befüllt.

Am Flughafen Bremen wird ein Airbus-Großraumtransportflugzeug mit nachhaltigem befüllt.

Alle Flughäfen befinden sich jedoch weiterhin in Gesprächen mit den an der Abfertigung eingebundenen Unternehmen. Es sei ist wichtig, für die bevorstehende Verkehrs- und Belastungsspitzen gerüstet zu sein. „Denn eine Spitzenstunde, in der der Betrieb nicht reibungslos läuft, macht die gesamte Tagesbilanz kaputt“, so Beisel.

Das bestätigen auch die Airports in Frankfurt und München. „Aktuell verfügen wir beim Personal (zum Beispiel Check-in) über ausreichend Beschäftigte – dennoch könnte es im Sommer in Peak-Zeiten vereinzelt zu Wartezeiten kommen“, heißt es aus der bayerischen Landeshauptstadt. In den Osterferien seien Verkehr und Passagierabfertigung in München weitgehend reibungslos verlaufen. Zu dieser Zeit lag die Anzahl der Flüge bei rund 70 Prozent der Vor-Corona-Zeit.

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Steht uns eine chaotische Reisezeit bevor?

Chaos an den Flughäfen schließt Beisel in diesem Zusammenhang aus. Man mildere die angespannte Personalsituation für die Reisenden ab, wo es eben ginge. „An Brennpunkten setzen viele Flughäfen zusätzliche Mitarbeiter ein, zum Beispiel sogenannte ‚Floorwalker‘. Sie dienen als Ansprechpartner für die wartenden Reisenden etwa vor dem Check-in. Sie weisen die Passagiere darauf hin, welche Dokumente sie griffbereit halten müssen. Das spart bei der Aufgabe der Koffer Zeit.“

Auch die Passagierinnen und Passagiere selbst können mit dem eigenen vorausschauendem Verhalten dazu beitragen, dass die Wartezeit an Check-In, Sicherheitskontrolle und Co. möglichst kurz ausfällt. Dazu zähle: „Den Check-In für den Flug online zu erledigen, und das gesamte Gepäck aufgeben, damit weniger Handgepäck an den Sicherheitskontrollen überprüft werden muss. Damit unsere Passagiere ein gutes Reiseerlebnis haben, setzen wir alles daran, dass der Betrieb möglichst reibungsarm funktioniert“, erklärt der ADV-Hauptgeschäftsführer.

Diese Tipps helfen allen Beteiligten darüber hinaus bei einem reibungslosen Ablauf:

  • Immer mindestens zwei Stunden vor Abflug am Flughafen sein: In dieser Zeitspanne könne man sein Gate entspannt erreichen.
  • Vorab über die Einreisebedingungen informieren: Viele Länder verlangen ein Einreiseformular oder einen negativen Covid-Test. Oft müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Airline schon vor Flugantritt überprüfen, ob die notwendigen Dokumente vorhanden sind.
  • Koffer am Vorabend abgeben: Das bietet sich bei einem frühen Flug an, um etwaige Warteschlangen am Reisetag zu vermeiden. Diesen Service gibt es nicht bei jeder Airline, ein Anruf bei der jeweiligen Kundenhotline klärt auf.
  • Einige Flughäfen bieten über Symbole auf den Monitore einen schnellen Überblick, wie stark der Andrang an den jeweiligen Sicherheitskontrollen aktuell ausfällt. Reisende können so leicht erkennen, an welcher Kontrolle sie die kürzeste Wartezeit haben.

Entlastend komme in diesem Sommer hinzu, dass die Anzahl der Reisenden trotz steigendem Interesse noch unter Vor-Corona-Wert liegt. Der ADV rechnet vor: Zwischen dem 24. April und dem 1. Mai habe man ein Minus von 33,5 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum vor der Pandemie im Jahr 2019 festgestellt.

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Nicht nur am Boden, auch in den Flugzeugen fehlt Personal. Wegen der finanziellen Verluste während der Corona-Pandemie mussten viele Airlines Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen. Das macht sich jetzt für Reisende bemerkbar. Die Billig-Airline Easyjet etwa streicht Sitzplätze in den Flugzeugen, um mit weniger Kabinenpersonal abheben zu dürfen. Zu Flugausfällen solle es allerdings nicht kommen, sagte ein Sprecher dem RND.

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