Italien fehlt es an Bademeistern: Müssen Strände schließen?
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Bleibt der Bademeisterstuhl am Strand von Jesolo in diesem Jahr leer?
© Quelle: IMAGO / Karlheinz Pawlik
Bademeisterinnen und Bademeister dringend gesucht! 3000 bis 4000 Rettungsschwimmerinnen und Rettungsschwimmer fehlen aktuell an den Küsten Italiens, klagt die Strandgewerkschaft des Landes. Das sind rund 40 Prozent der benötigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, berichtet das italienische Nachrichtenportal „TG24.it“.
Laut Gewerkschaft sei das ein riesiges Problem. Die Regierung schreibe vor, dass an jedem Strand durchschnittlich alle 100 Meter ein Bademeister oder eine Bademeisterin eingesetzt werden muss. „Da es nicht genug Kräfte gibt, die die Küsten überwachen, befürchten viele Strandbetreiberinnen und ‑betreiber, dass sie nicht öffnen können“, erklärt Marzia Marzoli, regionale Vizepräsidentin der Strandgewerkschaft.
„Bitten Verwandte um Hilfe“
Mehr als die Hälfte der Strände in Italien befindet sich im Privatbesitz von sogenannten „Stabilimenti balneari“. Oft werden die Strandabschnitte über Generationen innerhalb der Familie weitergegeben. Urlauberinnen und Urlauber mieten bei den „Balneari“ Liegestühle und Sonnenschirme, außerdem sorgen die Betreibenden für sanitäre Infrastruktur sowie Strandbars, Eisdielen und Restaurants.
Den Posten des Bademeisters oder der Bademeisterin können sie nicht zusätzlich übernehmen. „In den Familienunternehmen versuchen wir Abhilfe zu schaffen, indem wir Verwandte um Hilfe bitten“, sagt Mario Morra. Seine Familie betreut den Strand Bagno Elena in Neapel.
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Der Bagno Elena liegt direkt vor Neapel.
© Quelle: IMAGO/ZUMA Press
Doch auch das reicht vielerorts nicht aus. Um dem Mangel etwas entgegenzusetzen, organisiere die Gewerkschaft unter anderem in Latium kostenlose Ausbildungskurse in letzter Minute.
Grund für den Bademeisterinnen- und Bademeistermangel sei die Corona-Pandemie, sagt Morra. Viele ehemalige Rettungsschwimmerinnen und ‑schwimmer haben sich inzwischen andere Jobs gesucht. Wegen der Corona-Auflagen konnten darüber hinaus lange keine Kurse angeboten werden, um neue Interessierte auszubilden. Außerdem hätten viele junge Menschen heute keine Lust, am Wochenende zu arbeiten – „also an den Tagen, an denen wir sie am dringendsten brauchen“, sagt Morra.
RND/vh
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