Easyjet kompensiert nicht mehr: So will die Airline jetzt die Umwelt schonen
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Ein Flugzeugt von Easyjet.
© Quelle: IMAGO/Political-Moments
Mit dieser Ankündigung machte Easyjet im November 2019 Schlagzeilen: Als erste große Airline begann sie, die CO₂-Emissionen aus Treibstoff für alle ihrer Fluggäste selbst vollständig zu kompensieren. Um den Ausstoß der klimaschädlichen Gase auszugleichen, investierte die britische Fluggesellschaft in Projekte zum Umwelt- und Klimaschutz. Nun läuft das Kompensationsprogramm zum Ende des Jahres aus, gab die Fluggesellschaft am Montag bekannt.
Dabei ist sie damit bis heute die einzige große Fluggesellschaft, die eine Kompensation ihrer CO₂-Emissionen automatisch aus eigener Kasse für alle Passagierinnen und Passagiere anbietet. Andere Fluggesellschaften wie die Lufthansa ermöglichen ihren Kundinnen und Kunden lediglich, ihre CO₂-Emissionen gegen einen Aufpreis selbst zu kompensieren.
Kompensationen waren eine Übergangslösung
Von Klimaexpertinnen und -experten erntete Easyjet 2019 trotzdem einiges an Kritik. Fluggästen werde vermittelt, sie würden klimaneutral fliegen, doch Emissionen entstünden weiterhin – auch wenn sie an anderer Stelle kompensiert würden. Gegenüber dem „Spiegel“ erklärte ein Experte des Umweltbundesamts außerdem, die Gesamtauswirkung des Flugverkehrs auf das Klima sei deutlich höher als der reine CO₂-Effekt, den Easyjet ausgleiche.
Dass die Kompensation das Emissionsproblem nicht löst, war auch den Verantwortlichen bei Easyjet bewusst. „Die Kompensationsmaßnahmen sind nur eine Übergangslösung, bis andere Technologien zur Verfügung stehen, die die CO₂-Emissionen des Fliegens radikal reduzieren“, sagte Easyjet-Chef Johan Lundgren damals. Das ist nun offenbar der Fall.
Easyjet setzt auf moderne Flieger und nachhaltigen Kraftstoff
Statt des Kompensationsprogramms will die Airline jetzt unter anderem in effiziente Flugzeuge, nachhaltigen Flugkraftstoff und betriebliche Verbesserungen investieren. Das Ziel: Die Emissionen bis 2050 um 78 Prozent zu reduzieren. Die Airline bezeichnet ihr Vorhaben als „bisher ehrgeizigsten Fahrplan für Netto-null-Emissionen von Fluggesellschaften.“
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Easyjet will mit der Net-Zero-Roadmap bis zum Jahr 2050 die Klimaneutralität erreichen.
© Quelle: easyJet/obs
2019 hatte Easyjet erklärt, die Kompensationspläne würden das Unternehmen umgerechnet 26 Millionen Euro im Jahr kosten. Wie viel man letztlich für die Kompensationen gezahlt hat, verrät die Fluggesellschaft nicht, berichtet aerotelegraph. Laut Easyjet-Chef Lundgren werde man aber nicht weniger investieren als bisher.
Nachfrage nach CO₂-Kompensation ist da
Natürlich gebe es eine Nachfrage nach CO₂-Kompensation, so der Easyjet-Chef. Doch das, was seine Airline vorhabe, sei direkter. In einer repräsentativen YouGov-Umfrage im Auftrag von Easyjet gaben mehr als zwei Drittel der Befragten in Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Portugal, Spanien und der Schweiz an, dass Fluggesellschaften ihrer Meinung nach dringend emissionsfreie Lösungen entwickeln sollten. Darauf werde man bei Easyjet jetzt seine Aufmerksamkeit richten, so Lundgren.
Eine Nachfrage nach CO₂-Kompensation verzeichnet derweil die Lufthansa. Bei der deutschen Fluggesellschaft entscheiden sich immer mehr Fluggäste für den freiwilligen Ausgleich ihrer CO₂-Emissionen. Seitdem die Kompensation seit Anfang des Jahres 2022 direkt bei der Ticketbuchung angeboten wird, ist die Quote von 0,1 auf ein Prozent gestiegen, berichtet airliners.de. Damit kompensieren zehnmal so viele Fluggäste wie zuvor.
In repräsentativen Umfragen der Lufthansa geben sogar 85 Prozent der Fluggäste an, dass sie ihren Flug gerne kompensieren möchten. Um den Anteil der Fluggäste, die ihre Emissionen auch tatsächlich ausgleichen, zu erhöhen, testet Lufthansa seit einiger Zeit einen neuen Tickettarif. Der sogenannte Green Fare enthält – ähnlich wie bisher die Flugtickets von Easyjet – automatisch einen CO₂-Ausgleich. Momentan ist der Tarif aber nur in den skandinavischen Märkten verfügbar.
RND/lzi