Chaos am Flughafen Düsseldorf droht: Verdi warnt vor unbefristetem Streik
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/5OAMHMLGRBCWXEEUAYEJZQSIEE.jpeg)
Reisende stehen in langen Warteschlangen an der Gepäckabgabe des Düsseldorfer Flughafens.
© Quelle: David Young/dpa
Der Düsseldorfer Flughafen hat sich im letzten Jahr nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. Während des Chaossommers 2022 mussten extrem viele Flüge storniert werden oder starteten beziehungsweise landeten nur mit erheblicher Verspätung. Auch bei der Gepäckabfertigung gab es große Probleme. Urlauberinnen und Urlauber warteten teilweise tagelang auf ihre Koffer – manche gingen für immer verloren.
Laut einer Analyse des Portals für Reiserecht Flightright war Düsseldorf im letzten Jahr sogar der Flughafen mit den meisten Flugstornierungen in ganz Europa. Und 2023 scheint für den Flughafen kein besseres Jahr zu werden: Am 27. Januar legten die 700 Mitarbeiter der Abfertigungsfirma Aviapartner die Arbeit in einem Warnstreik nieder, mehr als 100 Starts und Landungen mussten gestrichen werden. Grund für den Streik ist der kurz vor den Osterferien in NRW geplante Wechsel der Betreiberfirma für die Abfertigung am Flughafen und die damit verbundenen Zukunftsängste der Mitarbeiter.
Verdi droht Flughafen längere Zeit lahmzulegen
Anscheinend hat der Warnstreik bisher jedoch nicht die gewünschte Wirkung erzielt, denn die Verantwortlichen von Verdi wenden sich nun in einem offenen Brief an NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer.
„Durch Ihr Handeln können Sie beeinflussen, ob es auch in den nächsten Monaten noch einen funktionierenden Flughafen in Düsseldorf gibt und ob wir gezwungen sind in den nächsten Tagen in einen unbefristeten Streik zu gehen. Diese Entscheidungen werden wir am 8. Februar 2023 treffen“, droht die Gewerkschaft in dem Schreiben mit Chaos.
Flughafen Düsseldorf reagiert mit Unverständnis
Scharfe Kritik an der Drohung kommt vom Flughafen selber: Verdi beteilige sich nicht an den Versuchen eine akzeptable Lösung für alle Beteiligten zu finden, kritisiert der Airport. Darüber hinaus zeichne „sich ab, dass die Lizenznehmer, die ab 1. April die Bodenverkehrsdienste im Auftrag der Airlines am Flughafen Düsseldorf übernehmen, Aviapartner und den dort Beschäftigten tragfähige und aus Mitarbeitersicht attraktive Lösungen anbieten können.“, erklärt der Flughafen.
Es würden also anders als von Verdi behauptet keine 700 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Aus diesem Grund hätte man auch kein Verständnis für die Androhung unbefristeter Streiks, denn diese „verunsichere Mitarbeitende und Reisende des Airports und schade nachhaltig dem Luftverkehrsstandort Düsseldorf.“
Verunsichert dürften Reisende aber auch wegen des Zeitpunkts des Wechsels der Abfertigungsfirma sein. Denn am 3. April beginnen in Nordrhein-Westfalen die Osterferien, ab dem 1. April soll der Wechsel von der alten Betreiberfirma Aviapartner zu zwei neuen Unternehmen stattfinden – so liegen nur zwei Tage zwischen dem Wechsel der Verantwortung und einer zu erwartenden sehr hohen Auslastung des Flughafens durch Tausende Urlaubsreisende.
Verdi erwartet noch größere Personalprobleme am Flughafen
Die Gewerkschaft Verdi befürchtet, dass die berufserfahrenen Beschäftigten von Aviapartner, falls sie von den neuen Firmen übernommen werden sollten, Verträge mit deutlich schlechteren Konditionen angeboten bekommen. Das könnte dazu führen, dass eine Vielzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich neue Arbeitsplätze suchen.
„Bereits im letzten Jahr haben wir aufgrund des Personalmangels ein Chaos am Flughafen mit Flugstreichungen und langen Verspätungen erlebt. Nun werden durch die Entscheidung des Ministeriums zusätzlich 700 Arbeitsplätze riskiert, obwohl gerade jetzt jede Person gebraucht wird, um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten“, erklärt Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky.
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/EY743Y655VGNRJPPO5HXU5476Y.jpeg)
Laut Flighright war der Flughafen Düsseldorf 2023 der Flughafen mit den meisten Stornierungen in ganz Europa.
© Quelle: David Young/dpa
Im aktuellen Schreiben an den NRW-Verkehrsminister fordert Verdi deshalb, dass dieser sollte er seine Entscheidung über die Vergabe der Lizenz am Düsseldorf Flughafen nicht revidieren, sich zumindest dafür einsetze, „dass wir alle unsere Arbeitsplätze behalten, unsere heutigen Tarifverträge mit unseren Löhnen auch morgen noch gelten und in jedem Unternehmen ein Betriebsrat gegründet werden muss.“
Aviapartner legt Einspruch gegen die Lizenzvergabe ein
21 Jahre lang war Aviapartner für die Abfertigung am Düsseldorfer Flughafen zuständig, doch bei der neuen Ausschreibung wurde die Firma vom Verkehrsministerium in Nordrhein-Westfalen nicht mehr berücksichtigt. Ab dem 1. April 2023 sollen die Aufgaben dann von den zwei neuen Firmen zusammen mit dem Unternehmen Acciona, das schon zuvor für die Gepäckabfertigung zuständig war, übernommen werden. Wie die „Rheinische Post“ berichtet, hat Aviapartner gegen die Lizenzvergabe Widerspruch eingelegt.
RND/fred