Monarch ohne Untertanen: Abschied von Griechenlands Ex‑König Konstantin
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Der Trauergottesdienst zu Ehren von Konstantin II. in der Metropolitan-Kathedrale in Athen.
© Quelle: IMAGO/PPE
So viele Royals hat man in Athen noch nie gesehen: Zur Trauerfeier für den vor einer Woche verstorbenen Konstantin versammelten sich Hunderte Adlige aus zahlreichen europäischen Staaten in der Athener Kathedrale, darunter die Königspaare aus Dänemark, Spanien, den Niederlanden, Belgien und Schweden. Aus Luxemburg kam Großherzog Henri, aus Monaco Fürst Albert. Nach dem griechisch-orthodoxen Gottesdienst wurde Konstantin II. auf dem Familienfriedhof beim früheren königlichen Sommerpalast im Athener Vorort Tatoi beigesetzt.
Europäischer Adel verabschiedet sich von Griechenlands letzten König
Tausende Griechinnen und Griechen und fast alle Königshäuser Europas und andere Adlige haben in Athen Abschied von Griechenlands verstorbenem Ex-König genommen.
© Quelle: dpa
Die Geschichte der Monarchie in Griechenland begann 1831 mit Otto von Wittelsbach, einem 17‑jährigen Prinzen aus Bayern. Die Griechen, die sich gerade erst in einer blutigen Revolution von den türkischen Besatzern befreit hatten, träumten von einer Republik. Stattdessen verordneten ihnen die europäischen Großmächte eine Monarchie. Den künftigen König Otto I. lieferten sie gleich mit. 1843 kam es zu einem ersten Coup d’État. Die rebellischen Untertanen trotzten dem König eine Verfassung ab. Aus der absoluten wurde eine konstitutionelle Monarchie. Das war nur das Vorspiel. 1862 musste der glücklose König nach einem neuerlichen Staatsstreich das Land verlassen. Er starb fünf Jahre später in Bamberg.
70 Prozent waren für die Abschaffung der Monarchie
Griechenlands letzter König Konstantin II. übernahm 1964 nach dem frühen Tod seines Vaters Paul I. im Alter von 23 Jahren den Thron. Es waren turbulente Jahre in Griechenland, geprägt von politischen Intrigen und Machtkämpfen der Parteien und der Militärs. Konstantin, ein König mit politischen Ambitionen, aber ohne politisches Geschick, ebnete in jenen Jahren mit seinem Lavieren den Weg zum Staatsstreich der Obristen vom 21. April 1967. Mit dem Putsch verhinderten die Militärs die für Mai angesetzten Neuwahlen. Konstantin spielte mit: Er unterzeichnete die Ernennungsurkunden der Militärregierung – und gab so der Junta den Anschein der Legalität. Der junge König erwarb sich damit in den Augen vieler den Ruf eines charakterlosen, feigen Mitläufers. Konstantin erklärte später, er habe mit „milden Maßnahmen“ versucht, die Obristen auf den Weg der Rechtsstaatlichkeit zurückzuführen, was ihm aber nicht geglückt sei.
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Menschen vor der Athener Kathedrale warten darauf, dem verstorbenen Ex-König die letzte Ehre zu erweisen.
© Quelle: IMAGO/ANE Edition
Nach dem Sturz der Junta entschieden sich die Griechinnen und Griechen im Dezember 1974 in einer Volksabstimmung mit fast 70 Prozent für die Abschaffung der Monarchie. Konstantin ging nach London ins Exil. Aber seine Ansprüche auf den Thron hat der „König der Hellenen“, wie er sich bis zum Schluss nannte, nie aufgegeben. Auch seine drei Söhne führen den Titel Königliche Hoheit. Dem ältesten von ihnen, dem 55‑jährigen Pavlos, fällt nun als fiktiver Thronfolger die Rolle des Monarchen ohne Untertanen zu.