Luke Mockridge: “Manchmal läuft das Fass einfach über”
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Comedian Luke Mockridge ist Teamleiter in der neuen Musikrateshow “Famemaker” (Pro7).
© Quelle: 1Live
In der neuen Pro7-Show “Famemaker” singen Kandidaten unter einer schalldichten Kuppel, die Jurymitglieder Luke Mockridge und seine Kollegen Carolin Kebekus und Teddy Teclebrhan sollen allein anhand daran entscheiden müssen, welches Talent sie coachen wollen. Im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) spricht Mockridge (31) über Pannen beim Dreh und den Showproduzenten Stefan Raab.
Müsste die Show nicht “Starmaker” heißen?
Das Wort Star kam in den Redaktionssitzungen natürlich auch zur Sprache, aber in den heutigen Tagen geht es um Fame (Anmerkung der Redaktion: zu deutsch: Ruhm). Das ist das aktuelle Schlagwort für Erfolg – wenn man sich beispielsweise die gefeierten Trap-Rapper oder das ganze Hip-Hop-Game anguckt, dann ist Fame das, worum es geht. (lacht)
Im Vorfeld der Show hat zumindest schon mal die Glaskuppel Fame abbekommen, weil sie anfangs Probleme bereitete. Um mit den Worten von Stefan Raab zu fragen: Was war da denn los?
(lacht) Manchmal will die Technik nicht so, wie man selbst. Aber das war eine Kinderkrankheit und keine große Nummer. Das war am ersten Aufzeichnungstag ein bisschen schwierig, aber das Problem wurde schnell ausgemerzt.
Was ist das Spannende an der Sendung? Warum sollten die Zuschauer einschalten?
Das ist einfach ein Kollektiverlebnis. Sowohl wir Famemaker in den Jurorenstühlen als auch die Zuschauer zu Hause durchleben exakt das Gleiche. Das Ratespiel, ob jemand das gewisse Etwas hat oder nicht, fängt bei jedem neuen Performer unter der Kuppel immer wieder bei null an und ist immer wieder gleich spannend. Die Sendung ist ja eine komplett neue Erfindung, es gab also keine Erfahrungswerte, sondern wir haben das einfach mal gemacht. Als wir gesehen haben, dass das Konzept aufgeht, war das natürlich ein sehr erleichterndes Gefühl. Sowohl die Zuschauer als auch wir durchleben bei jedem neuen Auftritt eine Nervenkitzel-Achterbahn und fiebern mit, ob unter der Kuppel ein Talent steckt oder nicht.
Wie viele Talente darf jeder der drei Famemaker auswählen?
Jeder Famemaker kann in den vier Sendungen vor dem Finale zwölfmal den Hebel für einen Performer ziehen. Aus unseren Teams picken wir uns dann unsere Finalisten heraus. Zwei Finalisten bestimmt man selbst, und die weiteren werden von den beiden anderen Juroren für einen ausgewählt. Sie können einem dann natürlich auch Performer aussuchen, die man selbst nicht ins Finale gewählt hätte – aber das bringt zusätzliche Spannung rein. Wenn man sich beim Hebel ziehen mal getäuscht hat und sich das musikalische Talent eines Performers in Grenzen hält, wird es umso herausfordernder mit dieser Person einen Finalsong zu erarbeiten und den Auftritt zu inszenieren. Die Chance auf eine Sensation ist jedes Mal da. Bei uns sind Leute im Finale, die es in keiner anderen Show in die Vorrunde schaffen würden. Die stehen bei uns im großen Finale, und das macht unsere Show so einzigartig.
Was glauben Sie, warum Ruhm heutzutage vielen Menschen so wichtig ist?
Ich glaube, das ist nicht nur erst heutzutage der Fall, sondern die Leute wollten schon immer Ruhm und Ehre. Das hat wahrscheinlich mit dem Selbstwertgefühl zu tun, dass man den Applaus von der Bühne aus spüren möchte, um sich wertvoll und einzigartig zu fühlen. (lacht)
Sprechen Sie jetzt von Ihrem Werdegang?
(lacht) Das kann man auf viele münzen. Dieser Wunsch, auf die Bühne zu gehen, um von vielen Menschen gesehen zu werden, ist ja erst mal absurd. Ich stelle mich jetzt da oben hin und performe etwas voller Inbrunst, und die Leute werden das gut finden. Diese Entscheidung zu fassen ist gegen viele Normen und Instinkte, die man hat.
Insgesamt betrachtet glaube ich aber, dass diesen Wunsch nach Ruhm mehr Leute als früher haben.
Das kommt wahrscheinlich durch Social Media. Früher waren Stars Mysterien, und man hat die eigentlich nur mit einer Jacke über dem Kopf von der Limousine ins Hotel steigen sehen, und heute partizipiert man praktisch eins zu eins an ihrem Leben. Das ist mein Haus, mein Pool, mein Privatjet. Somit wirkt das viel näher, weil bei Social Media in meinen Storys die Stars direkt neben denen meiner Freunde sind. So gesehen sind Stars auf einmal deine Freunde – laut der Social-Media-Formel – und so nahbar. Es gibt ja auch mehrere Beispiele von Leuten, die im Fernsehen entdeckt werden und danach groß bei Social Media rauskommen. Der Weg zum Ruhm scheint nahbarer geworden zu sein.
Wie war eigentlich das Verhältnis der Famemaker untereinander?
Der sportliche Ehrgeiz ist nicht von der Hand zu weisen. (lacht) Es geht nicht nur darum, ein Talent groß herauszubringen, sondern es geht auch darum, Caro und Teddy verlieren zu sehen. (lacht) Das geht den beiden aber auch so und ist Teil des Spiels. Da wir alle Comedians mit einer Musikaffinität sind, liegt das Augenmerk auch stark darauf, dass es Entertainment ist und wir Spaß haben. “Famemaker” ist eine Musikshow, aber durch die Protagonisten fährt der ganze Zug gern mal von den Schienen und wird einfach zum reinsten Comedyfest.
Glauben Sie, dass der Gewinner von “Famemaker” aus Ihrem Team kommen wird?
Natürlich werde ich den Sieger stellen. Ich habe einfach den besten Blick für so was. Wenn ich unter der Kuppel etwas sehe, das mich catcht, dann ist es egal, wie die Person singt. Wenn Stefan Raab sehr passioniert mit uns über die Show spricht, führt er immer die Ö La Palöma Boys an. 700.000 verkaufte Singles, weil er einfach erkannt hat, was für ein Potenzial in denen drinsteckt, und die konnten keinen Ton geradeaus singen. Man kann mit sehr wenigen Mitteln und einfachem, sicherem Auftreten bei totaler Ahnungslosigkeit sehr weit kommen. Das beweise ich selbst seit fünf Jahren mit meiner Karriere. Bei Sat.1 sind sie immer noch nicht drauf gekommen, dass da kein Talent unter meiner Kuppel ist. Diesen Zepterstab ist es nun an der Zeit, weiterzureichen. (lacht)
Apropos Raab, Sie haben ein Foto auf Instagram von sich gepostet, auf dem Sie unter einem Bild von Raab sitzen, der als Jesus verkleidet ist. Das haben einige als anstößig empfunden...
Ich glaube, wir haben in Deutschland eine sehr, sehr ausgeprägte Meinungskultur. Die Menschen hatten immer schon eine Meinung und haben immer über Sachen gesprochen. Als Person des öffentlichen Lebens muss ich damit klarkommen, dass die Leute über mich reden – positiv als auch negativ. Durch Social Media und dadurch, dass jeder jetzt eine Plattform hat, gibt es eine Spielwiese dafür, auf der man plötzlich sieht, was sonst eigentlich nur in Kellern mit Kacheltischen besprochen wurde. Das ist jetzt quasi Schwarz auf Weiß bei Social Media zu lesen. Ich finde den Diskurs ja richtig – je mehr Meinungen, desto besser. Man muss aber nicht immer zwingend zuhören. Wenn eine Sendung im Fernsehen von zwei Millionen Zuschauern geguckt wird, und 100 Tweets sagen, dass das aber Mist war. Dann macht die Presse da einen Fehler, um davon ein repräsentatives Bild der geguckten Sendung abzuleiten. Dieses Bild ist nicht wahr, sondern nur die Meinung von 100 Leuten. Und zwei Millionen Menschen haben die Sendung von Anfang bis Ende geguckt, weil sie ihnen gefallen hat. Nur weil sie nicht drüber sprechen, werden sie nicht erwähnt. Ich glaube, wir haben gerade Bock, als Kultur das ein oder andere Schwein durchs Dorf zu jagen. Mal ist der eine dran, mal der andere. Mal liegt es an einem Bananentelefonat, mal an einem Jesusbild, das im Hintergrund hängt. Um es mit den Ärzten zu sagen: “Lass die Leute reden, das haben die immer schon gemacht.”
Luke Mockridge: “Ich bin keine provokante Person”
Wie sehr beeinflusst Sie solche Kritik im Netz?
Ich hatte mal einen schlechten Tweet zu einer meiner Sendungen bekommen, obwohl ich von Twitter eigentlich immer verschont werde. Aber man hat natürlich eine selektive Wahrnehmung. Wenn 100 Tweets gut sind und einer schlecht, kommst du auf den einen schlechten. Da stand dann: “Jetzt gucke ich das zwei Stunden und frage mich, wer guckt denn das?” Da würde man zu gern antworten: “Du selbst.” Mein Fehler ist vielleicht manchmal, dass ich zu sehr zuhöre. Es soll jeder seine Meinung haben, aber man muss ja nicht jede Meinung direkt verwerten und umsetzen.
Wie sehr hat es Sie eigentlich geärgert, dass Sie seit Jahren der erfolgreichste Comedian in Deutschland sind, aber wenn man einmal im Fernsehen mit einer Banane telefoniert, wird man plötzlich zum Buhmann der Nation?
Ich bin jetzt keine provokante Person, die aus Spaß heraus provoziert. Das ist nicht mein Style und wäre uncool, wenn man das macht. Das war ja eine Aktion, die eigentlich total süß war: Kinder haben einen Stand-up geschrieben, und ich habe das einfach eins zu eins so nacherzählt. Das war die eigentliche Idee, und die finde ich nach wie vor süß. Aber manchmal läuft das Fass einfach über, und man kann sich nur daneben stellen, die Arme in die Hüfte stemmen und sagen: “Ja, gut. Super.”
Seit Ihrer Bananennummer taucht die Frucht ständig im Fernsehen auf: Jorge Gonzales isst sie regelmäßig bei “Let’s Dance”. Elton hat sie vor zwei Wochen im “Fernsehgarten” dabei gehabt.
Die Banane ist in Köln auch überall da als Graffiti zu sehen, wo Kunst passiert und Aktionen stattfinden.