Sturm auf das Kapitol: Trump wusste offenbar von bewaffneten Anhängern
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18.06.2022, USA, Southhaven: Donald Trump, ehemaliger Präsident der USA, spricht im Landers Center in Southaven, Missouri, zu der versammelten Menge.
© Quelle: Joe Rondone/The Commercial Appea
Washington. Der damalige US-Präsident Donald Trump und enge Vertraute waren sich nach Angaben einer Mitarbeiterin des Weißen Hauses vorab über mögliche Gewalt am 6. Januar 2021 bewusst. Trump habe vor der Rede an seine Anhänger an diesem Tag von Waffen im Publikum gewusst, sagte Cassidy Hutchinson am Dienstag bei einer öffentlichen Anhörung des Untersuchungsausschusses zur Kapitol-Attacke. Hutchinson arbeitete im Weißen Haus für Trumps damaligen Stabschef Mark Meadows.
Es ist mir egal, ob sie Waffen haben – sie sind nicht hier, um mich zu verletzen. Sie können von hier aus zum Kapitol marschieren. Nehmt die verdammten Metalldetektoren weg.
Donald Trump,
Ex-Präsident der USA im Zitat nach Cassidy Hutchinson
Sie gab an, diese Worte von ihm kurz vor seiner Rede gehört zu haben. Wenn ein Präsident eine Rede hält, verlangt der Personenschutz, dass die Anwesenden Metalldetektoren passieren.
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Der damalige US-Präsident Trump wollte seine Wahlniederlage nicht einräumen. Deswegen versuchte er, auch das Justizministerium für seine Zwecke einzuspannen.
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Anhänger Trumps hatten am 6. Januar 2021 gewaltsam den Parlamentssitz in der Hauptstadt Washington gestürmt. Dort war der Kongress zusammengekommen, um Bidens Wahlsieg zu zertifizieren. Bei den Krawallen kamen fünf Menschen ums Leben, darunter ein Polizist. Der Angriff auf das Herz der US-Demokratie erschütterte das Land. Trump hatte seine Anhänger kurz zuvor bei einer Kundgebung damit aufgewiegelt, dass ihm der Wahlsieg gestohlen worden sei. Er sagte damals auch öffentlich, dass auch er zum Kapitol kommen werde. In der Folge gab es mehrere Berichte, dass Trump tatsächlich dorthin kommen wollte - bislang aber keine Bestätigung aus Trumps damaligem Führungszirkel.
Der Untersuchungsausschuss habe aus Berichten der Strafverfolgungsbehörden erfahren, dass die Teilnehmer der Trump-Kundgebung Pfefferspray, Messer, Schlagringe, Taser und stumpfe Gegenstände bei sich gehabt hätten, sagte die stellvertretende Ausschuss-Vorsitzende Liz Cheney. Hutchinson zufolge wurde auch Meadows darüber informiert – zeigte aber fast keine Reaktion. Der Rechtsberater des Weißen Hauses, Pat Cipollone, habe sie schon am 3. Januar dazu gedrängt, sich bei Meadows dafür einzusetzen, einen Protest zu verhindern, sagte Hutchinson. „Wir werden wegen jedes erdenklichen Verbrechens angeklagt, wenn wir diese Bewegung in Gang setzen“, soll er zu ihr gesagt haben.
„Ich bin der verfluchte Präsident, bringt mich zum Kapitol“
Trump wollte Hutchinson zufolge darüber hinaus trotz massiver Sicherheitsbedenken selbst zum Kapitol fahren, wo der Kongress die Wahl seines Nachfolgers Joe Biden beglaubigen sollte. Auch die Sorge vor möglichen rechtlichen Konsequenzen habe Trump nicht davon abbringen lassen, schilderte die damalige Assistentin von Trumps Stabschef.
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Unter Berufung auf ein Gespräch mit einem Kollegen und dem zuständigen Secret-Service-Beamten unmittelbar nach dem Vorfall schilderte Hutchinson, dass Trump in dem gepanzerten Geländewagen sogar versucht habe, dem Fahrer ins Lenkrad zu greifen. Er soll demnach gesagt haben: „Ich bin der verfluchte Präsident, bringt mich zum Kapitol.“ Der Personenschützer habe ihn am Arm gepackt, um ihm vom Lenkrad fernzuhalten, schilderte sie weiter. Trump habe seinen freien Arm genutzt, um sich zu wehren.
Hutchinson bezeichnete auch Trumps Angriffe gegen dessen ehemaligen Vize Mike Pence als „unpatriotisch“. Sie gab unter Berufung auf Meadows an, dass Trump der Ansicht gewesen sein soll, Pence habe die Attacken gegen ihn verdient. Die stellvertretende Ausschuss-Vorsitzende Cheney hatte sich bereits bei einer vorherigen Anhörung ähnlich geäußert. Der Republikanerin zufolge soll sich Trump positiv über Bestrebungen geäußert haben, seinen Vizepräsidenten zu hängen. Hutchinson habe all das „angewidert“, sagte sie. „Es war unpatriotisch, es war unamerikanisch. Wir haben zugesehen, wie das Kapitol wegen einer Lüge verunstaltet wurde“, sagte sie über die Kapitol-Attacke.
Hutchinson war als Überraschungszeugin geladen worden. Bei einer vorherigen Anhörungen geriet sie bereits in den Fokos - damals wurden aber lediglich Videos ihrer Aussagen gezeigt. „Ich möchte, dass alle Amerikaner wissen, dass das, was Frau Hutchinson heute getan hat, nicht einfach ist“, betonte die Republikanerin Cheney - sie hatte die Befragung der Zeugin übernommen. „Der einfache Weg ist, sich vor dem Rampenlicht zu verstecken, sich zu weigern, vorzutreten und zu versuchen, das Geschehene herunterzuspielen oder zu leugnen.“
RND/dpa