Wie Putin bei jeder Flasche Wodka kräftig mitverdient
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Xi Jinping (l.) und Wladimir Putin stoßen mit einem Glas Wodka an.
© Quelle: Sergei Bobylev/dpa
Wladimir Putin gibt sich gerne volksnah und bescheiden. Er veranstaltet Bürgersprechstunden, unterhält sich mit Kindern in der Schule und ist sich auch nicht zu schade, ein neues Riesenrad in Moskau zu eröffnen. Einmal im Jahr veröffentlicht der Kreml Zahlen zu Putins offiziellem Vermögen. Im April 2022 besaß Putin angeblich nur zwei bescheidene Wohnungen von 77 und 153 Quadratmetern und erhielt umgerechnet 130.000 Euro Gehalt als Präsident. Dass er ein Milliardenvermögen besitze, stritt Putin immer ab. „Ich habe mich nie für das Geschäft interessiert“, sagte er 2021 im Gespräch mit russischen Studierenden. Andere Staatschefs seien berühmte Geschäftsmänner und hätten geheime Offshore-Gesellschaften und ‑Konten. „Ich habe das noch nie gemacht.“
Doch es ist längst kein Geheimnis mehr, dass Putin in mehr als 20 Jahren an der Macht viele Milliarden zur Seite geschafft hat. Bescheiden zeigte sich Putin in seinem engeren Umfeld nie. Sergei Pugatschow, ein früheres Mitglied aus dem innersten Zirkel des Kremlchefs, erklärte in einer ZDF-Doku, Putin habe ursprünglich beabsichtigt, nur eine Weile Präsident zu bleiben, bis jemand anderes gefunden sei. Dann sollte man ihm eine große Aufwandsentschädigung geben, mit der er „für den Rest seines Lebens glücklich und wohlhabend leben“ könne.
Putin gibt Westen Schuld an Krieg gegen Ukraine
In seiner Rede zur Lage der Nation wirft Wladimir Putin dem Westen vor, einen lokalen Konflikt in einen globalen zu verwandeln.
© Quelle: dpa
Nun zeigen Enthüllungen des russischen Investigativmediums „Proekt“, dass Putin offenbar auch am Laster der eigenen Landsleute kräftig mitverdient – mit dem eigenen Wodka. Alles begann 2008, als Putin Ministerpräsident wurde. Damals gründete ein russischer Getränkehändler die Wodkamarke Putinka und benötigte für die Verwendung des Namens das Einverständnis Putins. Dieser soll zugestimmt haben und wurde zusammen mit einem engen Vertrauten Miteigentümer. „Von Anfang an kontrollierten sie alle Einnahmen bei Putinka – vom Recht an der Marke bis zur Herstellung und dem Verkauf des personalisierten Wodkas des Präsidenten“, heißt es in dem Bericht.
Nach nur drei Jahren wurde Putinka mit 40 Millionen verkauften Litern pro Jahr Marktführer in Russland. Immer wieder sollen die Markenrechte und die Firma verkauft worden sein, blieben aber stets in den Händen von Putins engstem Vertrautenkreis. Und sie mussten große Teile der Gewinne an Putin abtreten – zwischen 2004 und 2019 sollen es 400 bis 500 Millionen US‑Dollar gewesen sein. In dem Bericht ist von „Säcken voller Bargeld“.
Putin und der Wodka entpuppten sich zu einem ungewöhnlichen Zusammenspiel: Wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl 2012 soll der größte Discounter Russlands eine Werbekampagne für Putinka-Wodka begonnen und einen Rabatt von 27 Prozent angeboten haben. Und 2015 wurde der Mindestverkaufspreis für Wodka erstmals nicht erhöht, sondern gesenkt. Damit sollte billiger, illegal gebrannter Wodka verbannt werden, die Menschen sollten Putinka kaufen. Dass Putin kräftigt mitverdiente, wusste damals niemand.
Putins Wodka-Geld in Steueroasen?
Die schwarzen Kassen Putins, wie das Wodka-Geschäft, tauchen immer wieder auf. Strohmänner aus dem – mal mehr oder weniger – direkten Umfeld des Präsidenten haben Offshore-Konten, wie die Panama Papers und die Pandora Papers nachgewiesen haben. Die Enthüllungen legen nahe, dass sich auch Putin in die Liste der Superreichen einreiht, die ihr Geld mittels Briefkastenfirmen in Steueroasen verstecken. Sein eigener Name taucht zwar nirgends auf, dafür aber die Namen seiner engsten Freunde und Verbündeter. „Putin ist der Pate einer mafiösen Struktur, und alle seine Untergebenen haben in diesem System bestimmte Aufgaben“, erklärt der Russland-Experte Nikolai Petrov in der TV‑Doku.
Die neusten Enthüllungen sollen einen St. Petersburger Anwalt als Wladimir Putins „Brieftasche“ entlarven. Die in Zypern registrierte Offshore-Firma Ermira Consultants läuft unter dem Namen des Anwalts und soll mit Putins Geld aus dem Wodka-Geschäft unter anderem eine 120 Quadratmeter große Wohnung in der Moskauer Innenstadt, zwei Villen in prestigeträchtigen Moskauer Vororten sowie drei Wohnungen und ein Luxus-Penthouse im Schwarzmeer-Ferienort Sotschi gekauft haben.
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Allein der Wert des Penthouses wird auf 230 Millionen US‑Dollar geschätzt. Pool, Helikopterlandeplatz und mehrere Wohnungen für Angestellte inklusive. Ermira Consultants soll auch in den Bau des pompösen Schwarzmeer-Palastes involviert gewesen sein und für Putin Aktienpakete an Gazprom und anderen Unternehmen erworben haben. Der Kreml äußerte sich zu den Enthüllungen nicht.