Neue Zahlen für 2022

Ampel hat Windkraftausbau nicht beschleunigt – im Gegenteil

Windkraftanlagen und Hochspannungsleitungen sind vor dem Abendhimmel zu sehen.

Windkraftanlagen und Hochspannungsleitungen sind vor dem Abendhimmel zu sehen. (Archivfoto)

Berlin. In ihrem ersten Amtsjahr konnte die Ampelregierung die Nutzung der Windenergie nicht nennenswert erhöhen. So verzeichnete die Bundesnetzagentur Ende vorigen Jahres gegenüber 2021 nur ein Plus von 264 Windkraftanlagen an Land, während im letzten Jahr der großen Koalition 274 Windkraftanlagen hinzugekommen waren. In den Jahren 2016 und 2017 war der Bestand dagegen um mehr als 1300 Windräder an Land gewachsen, 2018 noch um 726 Anlagen. Das geht aus einer Antwort des Bundeswirtschafts­ministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt.

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Demnach kamen im vergangenen Jahr außerdem 33 Windräder auf hoher See hinzu, im Vorjahr waren netto keine zusätzliche Anlagen in Betrieb gegangen. Insgesamt gab es in Deutschland Ende 2022 laut Bundesnet­z­agentur 57.919 Windkraftanlagen an Land und 1532 auf See mit einer Gesamtleistung von 66.003 Megawatt (MW). Das ist ein Nettozuwachs von rund 2100 Megawatt gegenüber dem Vorjahr, verglichen mit zusätz­lichen 8700 MW von 2020 auf 2021.

„Windkraftausbau im Schneckentempo“

Für den Vorsitzenden der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, ist das ein „Windkraftausbau im Schnecken­tempo“: „Die Ampel stagniert auf GroKo-Niveau“, sagte Bartsch dem RND. „Die Worte vom ‚schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien‘ sind bisher eine Floskel.“ Wenn man den aktuellen Ausbau mit dem Jahr 2018 vergleiche, sei Habeck sogar langsamer als Altmaier, kritisierte der Linksfraktionschef, der die Anfrage ans Wirtschaftsministerium gestellt hatte.

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Laut der Antwort des Ministeriums waren unter den Flächenländern auch im vorigen Jahr vor allem Bayern und Baden-Württemberg besonders langsam im Windkraftausbau: In den beiden Südländern sind 2022 zusammen nur 24 von bundesweit insgesamt 505 Windrädern gebaut worden. Die meisten Neubauten meldet die Bundesnetzagentur dagegen aus Brandenburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen mit jeweils mehr als 80 neuen Windrädern sowie Schleswig-Holstein mit 117 neuen Anlagen.

„Söder und Kretschmann sind die Windkraftblockierer der Republik“, sagte Linken-Fraktionschef Bartsch dem RND. „Nicht einmal 5 Prozent der 2022 neu in Betrieb genommenen Anlagen stehen in Bayern und Baden-Württemberg.“ Die Ampel müsse beim Windkraftausbau „endlich in die Gänge kommen und den Süden verpflichten, deutlich mehr zu tun“, so Bartsch. Gleichzeitig müsse die Bundesregierung dafür sorgen, dass billige Windkraft auch zu Preissenkungen für die Verbraucher führt, forderte er.

Denkfabrik: Geschwindigkeit des Ausbaus muss zunehmen

Die Denkfabrik Agora hatte erst vorige Woche Berechnungen veröffentlicht, wonach der Ausbau der erneuer­baren Energien sehr stark zulegen muss, um das deutsche Klimaziel zu erreichen, bis 2030 bereits 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus Ökoquellen zu decken. So müsse sich die Zubaugeschwindigkeit bei Wind­kraf­tanlagen an Land mehr als verdreifachen und bei Windparks auf See sogar mehr als verachtfachen.

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Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte in der vorigen Woche darauf verwiesen, dass die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und die Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren durch die Ampel erst in diesem Jahr wirksam werden. Dennoch seien die deutschen CO₂-Emissionen 2022 gegen­über dem Vorjahr leicht gesunken, obwohl ausfallende russische Gaslieferungen durch Kohleverstromung ersetzt werden mussten, so Habeck. Grund dafür seien Energieeinsparungen und der hohe Ökoanteil am Energiemix, so Habeck: „Der Ausbau der erneuerbaren Energien zieht nach Jahren der Stagnation endlich wieder an: sehr deutlich bei der Solar-, und Schritt für Schritt auch bei der Windkraft.“

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