„Wir stecken in einem Dilemma“

Welthungerhilfe fühlt sich in Afghanistan alleingelassen: Kritik an Bundesregierung

Mütter und Babys, die an Unterernährung leiden, warten in einer Klinik des Welternährungs­programms (WFP) auf Hilfe und Untersuchungen.

Mütter und Babys, die an Unterernährung leiden, warten in einer Klinik des Welternährungs­programms (WFP) auf Hilfe und Untersuchungen.

Berlin. Die Welthungerhilfe hat die Wiederaufnahme von Entwicklungs­projekten in Afghanistan durch die Bundesregierung begrüßt, zugleich aber eine Einbindung aller Hilfs­organisationen bei Entscheidungen über den Umgang mit dem Taliban-Regime gefordert. „Wir stecken in der humanitären Hilfe bisher in einem Dilemma zwischen der Einhaltung humanitärer Prinzipien und der Frage, wie wir mit der Benachteiligung von Frauen durch die Taliban vor Ort umgehen“, sagte Vorstandschef Mathias Mogge dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND).

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Es stelle sich die Frage, wie sich die politischen Entscheidungen der Bundes­regierung ganz konkret in Afghanistan in der täglichen Arbeit einer Organisation wie der Welthungerhilfe umsetzen ließen. „Die Verantwortung und Risiken dürfen nicht allein auf die Hilfs­organisationen verlagert werden“, mahnte der Chef der Welthungerhilfe. Deshalb wünsche man sich einen besser strukturierten Konsultations­prozess.

Mogge: Fortsetzung der Hilfe für notleidende Bevölkerung „grundsätzlich gutes Zeichen“

Mogge sagte, es sei ein „grundsätzlich gutes Zeichen“, dass die Bundes­regierung die Hilfe für die notleidende Bevölkerung in Afghanistan fortsetzen wolle. Dabei sei entscheidend, dass die Rechte und Bedürfnisse der Frauen wichtige Faktoren bei der Wieder­aufnahme der Projektarbeit seien.

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Deutschland hatte Ende Dezember einen Großteil der staatlich finanzierten Entwicklungs­projekte in Afghanistan ausgesetzt, nachdem die Taliban ein Arbeitsverbot für Frauen in humanitären Organisationen verhängt hatten. Von dem Stopp sind auch Nicht­regierungs­organisationen wie die Welthungerhilfe betroffen, weil sie ebenfalls Steuergelder bekommen. Nun hat das Entwicklungs­ministerium zusammen mit dem Außenministerium und dem Kanzleramt entschieden, die Hilfen wieder­aufzunehmen­ – allerdings mit neuen Auflagen.

„Mit Frauen, für Frauen“

So dürfen nur Projekte finanziert werden, die Frauen und Mädchen unterstützen und möglichst von Frauen betrieben werden. „Die Sicherheit von Frauen und Mädchen in Afghanistan sowie ihre Einbeziehung in entwicklungs­­politische Maßnahmen hat für uns höchste Priorität“, heißt es in einem Schreiben des Entwicklungs­ministeriums. „Sollte der Grundsatz ‚Mit Frauen für Frauen‘ nicht mehr erfüllt sein, zum Beispiel, weil Frauen nicht arbeiten können oder wenn Frauen und Mädchen nicht mehr erreicht werden, dann müssen die Vorhaben wieder angehalten werden“, schreibt das Ministerium vor.

Das Beschäftigungs­verbot der Taliban ist zwar leicht gelockert worden, grundsätzlich hat sich die Situation für Frauen und Mädchen in Afghanistan in den vergangenen Monaten aber massiv verschlechtert. Weiterführende Schulen für Mädchen wurden geschlossen, Frauen wird der Zugang zu Universitäten verwehrt, ihre Bewegungs­freiheit wurde eingeschränkt.

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