Wie unterschiedlich die Deutschen in Ost und West auf den Ukraine-Konflikt blicken

Russische und belarussische Truppen haben am Mittwoch in Belarus ein gemeinsames Kampftraining abgehalten. Daran nahmen Gewehr-, Artillerie- und Panzerabwehrraketeneinheiten sowie Besatzungen von Panzern und gepanzerten Mannschaftstransportwagen teil.

Russische und belarussische Truppen haben am Mittwoch in Belarus ein gemeinsames Kampftraining abgehalten. Daran nahmen Gewehr-, Artillerie- und Panzerabwehrraketeneinheiten sowie Besatzungen von Panzern und gepanzerten Mannschaftstransportwagen teil.

Berlin. Im Zuge des Ukraine-Konflikts hat Russland bei den Deutschen an Renommee eingebüßt, stößt aber immer noch auf viel Verständnis, wobei die Ansichten dazu in Ost- und Westdeutschland teilweise stark differieren. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) hervor, für die Ende Januar bundesweit über 1000 wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger befragt wurden.

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So ist derzeit eine Mehrheit von 49 Prozent aller Bundesbürger der Auffassung, dass die Verschärfung des Ost-West-Konflikts auf das Konto von Russland geht. Nur 21 Prozent machen dafür die USA verantwortlich und nur 7 Prozent die EU. Im Jahr 2018 war das noch anders: Damals machten 50 Prozent die USA für die Verschärfung des Konflikts verantwortlich und nur 25 Prozent Russland.

Allerdings zeigt sich hier erstmals die Diskrepanz zwischen Ost und West. So sehen aktuell 43 Prozent der Ostdeutschen nach wie vor die USA hauptsächlich für die Konfliktverschärfung verantwortlich und nur 32 Prozent Russland. Im Westen sagen 52 Prozent, die Verantwortung liege bei Russland, und nur 17 Prozent sehen das Problem bei den USA. Eine Minderheit von 7 bis 8 Prozent macht in Ost und West die EU verantwortlich, der Rest stimmte mit „weiß ich nicht“.

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Große Sorge herrscht in der Frage, ob es wegen des Russland-Ukraine-Konflikts zu einem Krieg kommen könnte. Hier sagt eine bundesweite Mehrheit von 53 Prozent – ohne Ost-West-Unterschied – , sie habe große Angst davor, dass es zu einem Krieg kommt. Eine direkte Angst vor Russland hat aber nur eine Minderheit der Bundesbürger von 20 Prozent. Im Osten sind es sogar nur 12, im Westen 21 Prozent.

Die Bundesbürger bringen relativ viel Verständnis für Russlands Empfindlichkeiten auf und plädieren mehrheitlich (53 Prozent) dafür, dass der Westen alles tun sollte, damit sich das größte Flächenland der Erde als Teil Europas fühlt. Im Osten sagen das sogar 69, im Westen 51 Prozent. 2018 waren bundesweit sogar noch über 63 Prozent der Meinung, man sollte alles tun, um Russland das Gefühl zu geben, Teil Europas zu sein.

Einig sind sich West- und Ostdeutsche wieder in der Beurteilung der Beziehungen zwischen Russland und Deutschland. Hier sagt eine große Mehrheit wie schon 2018, dass gute Beziehungen zu Russland wichtig sind. Vor zwei Jahren waren 94 Prozent der Bundesbürger dieser Auffassung, aktuell sind es 90 Prozent, ohne Unterschied in Ost und West.

Allerdings haben die Bürgerinnen und Bürger sehr wohl ein Gefühl für die angespannte Situation: Eine große Mehrheit von 81 Prozent in West und Ost gleichermaßen schätzt die augenblicklichen Beziehungen zwischen beiden Ländern als weniger gut beziehungsweise schlecht ein. Nur 15 Prozent sagen derzeit, die Beziehungen seien gut. Einen Ausreißer nach oben leisten hier die Wähler der Linken, von denen 39 Prozent die Beziehungen noch für gut einschätzen. Bei allen anderen Parteien schwankt die positive Bewertung zwischen 8 Prozent (FDP-Wähler) und maximal 18 Prozent (AfD-Wähler).

Mit Blick auf die Außenpolitik spricht sich eine große Mehrheit der Bundesbürger dafür aus, dass die europäischen Staaten eine eigenständige Außenpolitik betreiben sollten, bei der auch russische Interessen berücksichtigt werden. Das sagen 85 Prozent bundesweit. Im Westen sind es 84, im Osten sogar 94 Prozent. Nur 10 Prozent (Ost: 2, West: 11 Prozent) sind für eine möglichst enge Anbindung an den Westen und die USA sowie für eine klare Distanz zu Russland.

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Ebenfalls eine Mehrheit von 51 Prozent der Deutschen meint, dass in erster Linie die Europäische Union im Russland-Ukraine-Konflikt vermitteln sollte. Nur eine Minderheit von 4 Prozent sagt, die USA und Russland sollten allein verhandeln. Dafür, dass die Nato vermitteln sollte, sprechen sich 17 Prozent aus, für Verhandlungen zwischen Russland und einzelnen EU-Mitgliedsländern wie Deutschland oder Frankreich plädieren 20 Prozent.

Nach der Rolle von Olaf Scholz (SPD) im Russland-Ukraine-Konflikt befragt, sagen über zwei Drittel der Bundesbürger, dass sich der Bundeskanzler nicht genügend engagiert. So sind in Ost und West gleichermaßen 69 Prozent der Befragten der Meinung, Scholz tue dies nicht in ausreichendem Maße. Besonders kritisch sehen das die Wähler von CDU und CSU. Von ihnen sagen 88 Prozent, Scholz engagiere sich nicht ausreichend, gefolgt von den Wählern der FDP (76) und der AfD (73 Prozent).

Trotz der zum Teil Russland zugeschriebenen Explosion der Gaspreise halten 50 Prozent aller Bundesbürger Russland für eine verlässlichen Erdgaslieferanten. Im Osten sind es sogar 75, im Westen 47 Prozent. Und 47 Prozent der Deutschen halten es nach wie vor für richtig, dass die Ostsee-Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland gebaut wurde. 45 Prozent sind dagegen, 8 Prozent antworteten mit „weiß nicht“. Auch hier ist die Zahl der Befürworter im Osten größer; 68 Prozent sind für Nord Stream 2, im Westen sind 44 dafür.

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