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„Wie überzeugen Sie die konservativen Männer?“ So lief die CDU-Fragerunde mit Norbert Röttgen

CDU-Vorsitzkandidat Norbert Röttgen bei der Diskussion mit CDU-Mitgliedern in einer virtuellen Townhall-Veranstaltung.

CDU-Vorsitzkandidat Norbert Röttgen bei der Diskussion mit CDU-Mitgliedern in einer virtuellen Townhall-Veranstaltung.

Berlin. Es gibt einen Unterschied zwischen Friedrich Merz und Norbert Röttgen und das sind die Frauen. Eine nach der anderen wird am Mittwochabend auf die Bildschirme in der CDU-Zentrale geschaltet, Parteimitglieder mit einer Frage an den CDU-Vorsitzkandidaten Röttgen in einer virtuellen Townhall, doppelt so viele sind es wie bei der gleichen Veranstaltung mit Merz zwei Tage zuvor. Zufall kann das sein oder eine andere Regie, vielleicht liegt es am Wochentag oder an der etwas späteren Anfangszeit.

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Eine Frau hat eine andere Vermutung: „Wie schaffen Sie es, den überwiegend männlichen Teil der Partei auf Ihre Seite zu bringen?“, fragt sie. Die Männer seien ja überdies auch oft sehr konservativ. „Ich entnehme dem, dass es bei den Frauen leichter sein könnte“, antwortet Röttgen. „Richtig“, sagt die Frau bestimmt.

„Das ist ja schon mal was“, antwortet Röttgen. Und auch die Herren würde er um Vertrauen bitten, auch die konservativen. Denn mit ihm werde die CDU „die politische Heimat der Konservativen“.

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Ein Appell an Merkel und Scholz

Die Frauen fragen nach Parteistrukturen, nach besserer Familien- und Energiepolitik, dem klimageschädigten Wald und Gewalt gegen Frauen. Eine Corona-Frage nimmt Röttgen zum Anlass, an zwei Personen zu appellieren, die noch oder bald regieren. Die scheidende Kanzlerin Angela Merkel und ihr designierter Nachfolger Olaf Scholz (SPD) sollten bei einem gemeinsamen Auftritt für das Impfen werben. Parteipolitik müsse jetzt wirklich in den Hintergrund treten.

Röttgen wird persönlich bei diesem Thema, erzählt von den beiden Söhnen, die in Corona-Zeiten kein richtiges Studentenleben hätten, und der Tochter, die Abitur unter Pandemiebedingungen gemacht habe. Die Digitalisierung von Schulen nimmt er in den Blick und die Förderung von Kindern aus schwierigem sozialen Umfeld. „Wir müssen diese Schwachen in den Blick nehmen“, sagt Röttgen. Die CDU hat nach der Bundestagswahl ein neues Thema entdeckt.

Es wird ein wenig dauern, dann wird auch noch einer dieser CDU-Männer vom Wirtschaftsflügel zugeschaltet, ein potenzieller Merz-Fan also eher. „Ihr Profil ist für mich am unschärfsten“, sagt er und fragt nach Kernthemen. Röttgen antwortet mit einem Plädoyer für Europa, in das er die Angst über die Bestandskraft der EU flicht und die Notwendigkeit nach mehr außenpolitischer Verantwortung. Außerdem könne man überzeugen, dass Wirtschaft und Klima zusammenpassen – und dabei locker die Grünen abhängen.

Die Mängel der Konkurrenz

Jüngere wählten aber oft die Grünen, die Familien die SPD, stellt denn auch eine Fragerin fest. Das passt zur Veranstaltung: Über 60 Prozent der über ihre CDU-Mitgliedschaft angemeldeten Zuschauer sind über 55 Jahre alt, ergibt eine Umfrage der Moderatoren zu Beginn der Veranstaltung.

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Damit dürfe sich die CDU nicht abfinden, sagt Röttgen. Und um die Jüngeren für die CDU einzunehmen, müsse die Partei eine glaubwürdige Klimapolitik machen. Nicht nur ein paar taktische Aussagen dürften das sein. „Das muss der Vorsitzende der CDU selbst verkörpern. Das kann man nicht delegieren“, sagt Röttgen und das lässt sich als Hinweis auf mögliche Mängel der Konkurrenten Merz und Helge Braun verstehen.

Röttgen war ja mal Umweltminister, er hat versucht, den Atomausstieg voranzutreiben, bevor das Linie der CDU war, und darüber auf Drängen der CSU – die damals noch nicht den Klimaschutz entdeckt hatte – seinen Job verloren.

Ein junger CDU-Mann meldet sich prompt, und will wissen, ob der Atomausstieg denn richtig gewesen sei. Atomkraft schaffe zusätzliche Probleme, antwortet Röttgen. Reaktoren seien störanfällig, die wirklich sicheren nicht rentabel, die Entsorgung des nuklearen Mülls unerledigt. Es sei eine ethische Frage: „Ist es richtig, dass der Mensch durch sein Verhalten Folgen begründet, die in Hunderttausenden Jahren noch da sind?“

Es geht dann auch noch um die Migrationspolitik. Ein Marburger fordert die Herstellung von Panzerabwehrdrohnen „in großer Zahl“.

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Ob er glaube, dass er als Parteichef länger durchhalten könne als seine Vorgänger Annegret Kramp-Karrenbauer und Armin Laschet, fragt zum Abschluss ein junger Lüneburger. „Ich habe die feste Absicht“, sagt Röttgen.

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