Wie gut sind die deutschen Gasspeicher geschützt?
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Die Sonne geht hinter technischen Anlagen des Erdgasspeichers Katharina in Bernburg (Sachsen-Anhalt) unter.
© Quelle: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa
Berlin. Das Gas in den Speichern ist im Winter für Deutschland unverzichtbar – besonders in diesem Jahr wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und den ausbleibenden Lieferungen aus Russland. Wie angreifbar die Infrastruktur ist, zeigten nicht zuletzt die Lecks in den Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee. Die Behörden gehen international von einem Angriff auf die Leitungen aus. Die Ermittlungen laufen noch.
Die Gasspeicher stellen über die kalten Monate die Versorgungssicherheit in der Bundesrepublik sicher. Sie sind mit rund 95 Prozent derzeit gut gefüllt. Doch sind sie auch sicher vor Sabotage?
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Frank Dietzsch, Leiter Ordnungsrahmen Gastechnologien und Energiesysteme beim Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW), schätzt die Sicherheit von Gasspeicheranlagen sehr gut ein. „Sie können nicht einfach auf die Gelände spazieren“, sagt er gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).
Es handle sich um eingezäunte Bereiche, die mit verschiedenen Konzepten überwacht würden. Konkrete Ansätze seien beispielsweise Stromzäune, die Alarme auslösen können, Einbruchmeldeanlagen, gesicherte Türen, Videoüberwachungsanlagen, Zugangssperren, Detektionssysteme und Sicherheitspersonal.
Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V.
Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e. V. (DVGW) ist laut eigenen Angaben anerkannter Regelsetzer für die Gas- und Wasserwirtschaft, technisch-wissenschaftlicher Know-how-Träger sowie Initiator und Förderer von branchenbezogenen Forschungsvorhaben und Innovationen. Der DVGW ist die im Energiewirtschaftsgesetz benannte Institution für Wasserstoffinfrastrukturen.
Aktivisten sorgten für Erhöhung des Wachpersonals
Die Anzahl der Mitarbeitenden im Sicherheitsbereich sei bereits verstärkt worden, allerdings schon vor den Angriffen auf die Nord-Stream-Pipelines, betont Dietzsch. „Es gab im vergangenen Jahr eine Bürgerbewegung namens ‚Fridays for Sabotage‘, die es sich zum Ziel gemacht hat, Infrastruktur medienwirksam zu beschädigen“, erklärt Dietzsch weiter.
Im Sommer 2021 bekannte sich die Gruppe von Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten, eine Gasinfrastruktur beschädigt zu haben und rief zur Nachahmung auf. In der Folge sei nicht nur der Schutz von Gasspeichern, sondern auch von weiteren wichtigen Anlagen in der Gasinfrastruktur wie Verdichteranlagen oder Übernahmestationen erhöht worden.
Experte: „Es steht keine Hundertschaft vor den Anlagen“
Im Zuge der Sicherheit werde auch eng mit den Behörden wie der Polizei und den Innenministerien der Bundesländer zusammengearbeitet. „Es steht keine Hundertschaft vor den Anlagen“, führt Dietzsch aus. Ohnehin sei die Polizei nicht generell vor Ort, würde aber schnell zugegen sein, wenn es zu einem Vorfall kommen sollte. „Die Polizei wird unmittelbar alarmiert. Die Alarmanlagen sind mit der Leitstelle des Versorgers, die rund um die Uhr besetzt ist, vernetzt. Da gibt es dann einen Alarmplan.“
Sollte eine Person dennoch auf das Gelände gelangen, sei es nicht möglich, mit handelsüblichem Werkzeug an Schrauben zu drehen oder andere Einstellungen vorzunehmen. „Da gibt es Spezialschlüssel, an die man so nicht herankommt“, sagt der DVGW-Experte.
Trotz der aufwendigen Sicherheitsmaßnahmen könne ein „einhundertprozentiger Schutz nicht gewährleistet“ werden. „Um Schaden anzurichten, müsste aber schon sehr organisiert herangegangen werden. Wir tun unser Möglichstes, dass das nicht passiert“, sagt Dietzsch.
Gasspeicher-Füllstand liegt bei mehr als 95 Prozent
Trotz weggefallener russischer Lieferungen sind Deutschlands Gasspeicher im Durchschnitt zu mehr als 95 Prozent gefüllt. Wie aus der Webseite von Europas Gasinfrastruktur-Betreiber (GIE) am Donnerstagabend hervorging, erhöhte sich der Füllstand binnen 24 Stunden um 0,17 Punkte auf 95,14 Prozent. Rechnerisch würde die Speichermenge ausreichen, um den Bedarf von etwa zwei Wintermonaten zu decken. Die Standorte und Füllgrade der Untertage-Gasspeicher sind auch auf der Website des DVGW zu sehen.
Nach einer Verordnung des Bundeswirtschaftsministeriums müssen die Anlagen am 1. November zu 95 Prozent gefüllt sein. Dieser Wert ist nun insgesamt erreicht. Allerdings sieht die Verordnung vor, dass jeder Speicher diese Vorgabe einhält. Dies ist nicht der Fall – manche Anlagen liegen darüber, andere darunter.
Mit Material der Deutschen Presse-Agentur