Wegschauen ist keine Option: Afghanistan braucht jetzt und langfristig Hilfe
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Zwei Jungen sitzen in der afghanischen Stadt Khost in der Nähe ihres Hauses, das bei einem Erbeben zerstört wurde.
© Quelle: Uncredited/AP/dpa
Berlin. Die Katastrophe in Afghanistan war schon da, bevor das Erdbeben kam. Es gibt Dürren und Missernten, die Wirtschaft ist kollabiert. 20 Millionen Menschen – die Hälfte der Bevölkerung – hungert. Die Taliban, die die Herrschaft an sich gerissen haben, beschneiden Freiheit und Menschenrechte. Es ist also ein Desaster, das Land braucht Hilfe. Wer an der Macht ist, ist dabei unerheblich. Es geht bei der Hilfe nicht um die Taliban, nicht um die Machthaber und die Regierungsform, sondern um die Menschen des Landes, die Afghaninnen und Afghanen.
Wegschauen ist keine Option
Auch nach Syrien und Nordkorea fließt humanitäre Hilfe, obwohl die totalitären Regime dort alles andere als unterstützenswert sind. Dass die Hilfe, auch wenn sie direkt an die Bedürftigen fließt, brutale Potentaten zumindest mittelbar unterstützt, weil sie deren Land zumindest ein Stück stabilisiert, muss in Kauf genommen werden. Das Gegenteil – wegschauen, hungern und sterben lassen – ist keine Option.
Eine bittere Erkenntnis ist es, dass es akute Katastrophen wie ein Erdbeben mit Hunderten Toten zu brauchen scheint, damit sich die Aufmerksamkeit wieder auf das Land richtet.
Schon ein knappes Jahr nach dem Abzug der internationalen Truppen war es aus dem Fokus geraten – auch weil es mit dem Ukraine-Krieg einen Konflikt gab und gibt, der näher und unmittelbarer wirkt. Das Vergessen darf nach dem ersten Schreck nicht gleich wieder einsetzen.
Über 1000 Tote nach schwerem Erdbeben in Afghanistan
Die Erdstöße in Afghanistan hatten nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS eine Stärke von 5,9.
© Quelle: Reuters
Ein Untersuchungsausschuss des Bundestags beschäftigt sich ab sofort mit Versäumnissen der letzten Regierung beim Truppenabzug aus Afghanistan. Die Fehleranalyse ist interessant. Vor allem aber gilt es zu vermeiden, dass das Land sich selbst überlassen wird – so schwer das angesichts der Talibanherrschaft fällt. Es wäre ein weiteres schweres Versäumnis. Es ist ein weiteres Thema auf der To-do-Liste des G7-Gipfels.
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