Warum die Buschbrände in Australien auch ein Politikum sind
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Australiens Premierminister Scott Morrison im Feuergebiet.
© Quelle: imago images/AAP
Sydney. Seit Oktober wüten bereits die Buschfeuer auf dem australischen Kontinent. Allein in New South Wales ist mittlerweile eine Fläche der Größe Belgiens abgebrannt, fast 1000 Häuser wurden zerstört. Landesweit starben mindestens 17 Menschen. Dutzende Menschen werden vermisst.
In Australien sind die Feuer auch ein Politikum. Premierminister Scott Morrison, ein Kohle-Förderer, sieht die Brände als Naturkatastrophe und lehnt es ab, seine Klimapolitik zu ändern. Der Premier wurde wegen dieser kritisiert und beschuldigt, der Wirtschaft Priorität vor der Umwelt zu geben. Morrison sagte jedoch, Australien trotze „der Herausforderung besser als die meisten Länder“ und übertreffe die gesteckten Ziele.
„Ich verstehe die Angst, ich verstehe die Frustration.“
Scott Morrison, Australiens Premier
„Ich verstehe die Angst, ich verstehe die Frustration, aber das ist eine Naturkatastrophe, die am besten auf ruhige, systematische Art behandelt wird“, sagte er. Er nehme die Erderwärmung ernst, so Morrison.
Morrison war am Wochenende auch dafür kritisiert worden, trotz der Buschfeuer einen Familienurlaub auf Hawaii gemacht zu haben. Nach seiner vorzeitigen Rückkehr am Sonntag hatte er sich entschuldigt.
Bei einem Besuch im Feuergebiet, in Cobargo, wurde Morrison am Donnerstag beschimpft. Die Bewohner schrien ihn an, machten vulgäre Gesten und bezeichneten ihn als „Idioten“ und schlimmer. Sie kritisierten ihn für einen Mangel an Ausrüstung für die Brandbekämpfung. Sie buhten, als seine Autokolonne davonfuhr. In dem Ort Quaama weigerte ein Mitglied der Feuerwehr sich, ihm die Hand zu schütteln. Während eines anderen Ortstermins, am Freitag in Lucknow, war der Empfang freundlicher.
Unmut gab es auch kurz vor der Silvesternacht. Politiker und Hunderttausende Einwohner hatten darauf gedrungen, das Feuerwerk im Hafen von Sydney wegen der Buschfeuer und der erhöhten Feinstaubbelastung abzusagen. „Das Risiko ist zu hoch. Wir müssen die erschöpften Freiwilligen der Feuerwehr respektieren“, schrieb der stellvertretende Premierminister des Bundesstaates New South Wales, John Barilaro, auf Twitter. Eine Onlinepetition, die eine Absage des Feuerwerks in der Küstenmetropole fordert, hatte mehr als 270.000 Unterschriften bekommen.
RND/dpa/AP/das